Profis 12.09.2021 - 15:00 Uhr
Den "früheren Innenverteidiger" freut's
Kompakt, abgeklärt & diszipliniert fahren die 05ER einen verdienten Auswärtssieg in Hoffenheim ein: Joker Ingvartsen macht den Sack frühzeitig zu - Kohr: "Diese Mentalität haben wir geschaffen"
Zwei blitzsaubere Treffer erzielt, die ersten Auswärtspunkte eingefahren und zum dritten Mal in vier Saisonspielen mit einer weißen Weste vom Platz gegangen: Beim Sieg in Hoffenheim überzeugten die 05ER mit ihrer Leistung auch den Cheftrainer, der nach dem Schlusspfiff wenig Anlass für Kritik sah. Von einer "diszilpinierten und abgeklärten Leistung" sprach Bo Svensson am frühen Samstagabend in Sinsheim. "Wir haben in dieser Saison insgesamt nicht viele Chancen zugelassen und drei Mal zu Null gespielt, das freut natürlich auch den früheren Innenverteidiger", unterstrich der Däne gleichzeitig, was die Basis des Mainzer Spiel ist und bleiben soll.
Nur 22 Gegentreffer in 21 Partien hat der FSV seit dem Beginn der vergangenen Rückrunde hinnehmen müssen, was einem Schnitt von 1,05 entspricht. Wo das neue Trainerteam zu Jahresbeginn zuallererst ansetzte, verdeutlicht der Vergleich mit der völlig missratenen Hinrunde der Vorsaison. Die 37 Gegentore in 17 Begegnungen bedeuteten durchschnittlich 2,17 Treffer pro Spiel der 05-Gegner.
"Wenn man kein Gegentor kassiert, dann hat man schon mal einen Punkt auf dem Konto", war Dominik Kohr bereits im Vorfeld des Spiels auf die defensive Stabiltät der Mainzer eingegangen und hatte anschließend spezifiziert: "Es ist auch immer eine Einstellungssache. Dieses Bewusstsein zu schaffen, dass jede Situation entscheidend sein kann, war wichtig für uns", so der Mittelfeldmann mit Blick auf die Ausgangssituation im Winter. "Ganz egal, ob es ein Einwurf oder ein Eckball ist, oder wenn ein Mitspieler einen Fehler macht: Jeder muss heiß darauf sein, das ausbügeln zu können. Diese Mentalität haben wir geschaffen. Heute ist es selbstverständlich für uns, so zu denken", so Kohr, der im Kraichgau mit einem herrlichen Assist sowie 73 Prozent gewonnener Zweikämpfe überzeugen konnte.
Von vorne bis hinten stabil präsentierten sich die Mainzer bei der TSG, nutzten zwei ihrer wenigen Chancen eiskalt und ließen fast nichts anbrennen vor dem eigenen Gehäuse. "Alle haben mitgemacht, jeder kennt seine Rolle", betonte Torschütze Jonny Burkardt nach der Partie. "Und dann ist es eine wirklich große Leistung, in Hoffenheim fast keine Chancen zuzulassen", so das Eigengewächs, das seit der vergangenen Länderspielpause die Kapitänsbinde der deutschen U21 trägt, weiter.
Eine neue Qualität
"Sie verteidigen sehr aggressiv und diszipliniert in den gefährlichen Räumen", gab auch ein sichtlich konsternierter Sebastian Hoeneß auf der Pressekonferenz zu Protokoll. Dem Team des Hoffenheimer Trainers war es, abgesehen von einer kurzen Druckphase in Hälfte zwei, nie gelungen, die Gäste ernsthaft in die Bredouille zu bringen. Nicht zuletzt, weil die 05ER sich fast durchweg schärfer präsentiert hatten, wie auch Hoeneß befand, und am Ende 56 Prozent der Zweikämpfe für sich hatten entscheiden können.
Zur Kompaktheit scheint nach dem geglückten Saisonstart und neun von zwölf möglichen Zählern eine neue Qualität zu kommen. Hatte der FSV im so sensationellen Rückrunden-Verlauf alle neun Siege mit gerade einmal einem Tor Unterschied eingefahren, gelang es den Rheinhessen zuletzt zwei Mal in Folge, den Sack frühzeitig zuzumachen. Verantwortlich dafür war in Hoffenheim ausgerechnet Neuzugang Marcus Ingvartsen, der, nach nur drei Trainingseinheiten mit den neuen Kollegen, 78 Sekunden nach seiner Einwechslung im Stile eines Strafraumstürmers zuschlug und so den Endstand markierte.
"Er soll als Stürmer Tore schießen, das ist der Grund, weshalb wir ihn geholt haben. Er hat das in den 15 Minuten gut gemacht", sagte Svensson nach dem Spiel nüchtern und ergänzte: "Anton Stach ist vorher 50 Meter durchs Mittelfeld marschiert und hat das Tor vorbereitet. Dass die Einwechselspieler unser Spiel beleben und auch nochmal besser machen, stimmt mich sehr zufrieden", so der 42-Jährige weiter.
Gegen Freiburg "genau so weitermachen"
Qualität und Breite auf der Bank: Eine zweifellos wichtige Voraussetzung, um in engen Spielen entscheidende Impulse setzen zu können. Zuletzt gegen Fürth hatten die beiden Joker Karim Onisiwo und Kevin Stöger in einer Co-Produktion den 3:0-Schlusspunkt setzen können. Am kommenden Samstagachmittag (15.30 Uhr, Tickets hier) wartet mit dem SC Freiburg in der MEWA ARENA die nächste Herausforderung auf den FSV. "Ein Gegner auf Augenhöhe", wie Abwehrchef Stefan Bell noch in Hoffenheim nach vorne schaute. "Wir sind sehr zufrieden und wollen genau so weitermachen", erinnerte Kohr daran, dass die an den Tag gelegte Intensität und Disziplin auch in den kommenden Wochen und Monaten Erfolgsvoraussetzung bleiben wird. Konstanz hatte schließlich auch der Trainer vor der Reise in den Kraichgau von seinem Team eingefordert.