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U16 02.08.2015 - 12:00 Uhr

"Ich wollte im Matsch stehen"

Für Bo Svensson hat als U16-Trainer ein neues Kapitel begonnen.

"Für eine engagierte Mannschaft, muss man auch als Trainer engagiert vorangehen" - Das zeigt Bo Svensson in jeder Minute auf dem Platz.

Dreimal dänischer und einmal skandinavischer Meister, weit mehr als 100 Profipflichtspiele für den 1. FSV Mainz 05 und ein Jahr Co-Trainer der Mainzer Bundesligamannschaft. Zweifellos hat unser neuer U16-Trainer Bo Svensson einen beeindruckenden Erfahrungsschatz im Fußball aufzuweisen - bei seiner ersten Station als Cheftrainer sammelt der frühere Innenverteidiger dennoch täglich neue Eindrücke.

„Schon während meiner aktiven Zeit hatte ich mit Christian Heidel besprochen, dass ich gerne hier in Mainz den Einstieg in den Trainerberuf machen möchte“, erzählt der Däne. Zunächst machte er den fließenden Übergang vom Spieler zum Co-Trainer im Stab von Kasper Hjulmand und zuletzt Martin Schmidt, bevor er vor zwei Wochen seine Aufgabe bei der Mainzer U16 aufnahm.
Sowohl Kulturschock als auch gewohnte Umgebung sei der Einstieg gewesen, sagt Svensson. „Ich bin ja nur 20 Meter den Flur runter gezogen, aber gleichzeitig auch quasi 20 Jahre in meine eigene Vergangenheit gereist. Das Aufgabengebiet als Cheftrainer, noch dazu in einem Jugendteam ist etwas ganz anderes. Klar ist es auch eine Umstellung, mit 15-Jährigen zu arbeiten, statt mit mehr oder weniger fertig ausgebildeten Profis.“

Als Profitrainer „muss man sich nicht um so viele Dinge neben dem Platz kümmern. Jetzt muss ich erstmal sehen, dass ich mein Training in der Platzbelegung unterbringen kann, muss Busse für Auswärtsfahrten besorgen und vieles mehr.“ Sein erstes Fazit nach einer Woche Training (nicht ganz ohne Schmunzeln im Gesicht): „Das Fußballerische ist auf jeden Fall mehr meine Heimat als das ganze Organisatorische. Zum Glück habe ich da aber mit Jonas Schuster einen erfahrenen und fleißigen Jugendtrainer an meiner Seite, der mich perfekt unterstützt.“ Die Inhalte des Mainzer Jugendfußballs haben Svensson verständlicherweise weniger überrascht: „Ich habe die Trainer, die hier in den letzten Jahren viel mit aufgebaut haben, ja selbst erlebt. Insofern fällt mir das nicht schwer, auch weil meine eigenen Vorstellungen und Ideen für die Weiterentwicklung sehr gut in diesen Rahmen passen.“

Im Alltag der Nachwuchsarbeit musste der ehrgeizige Jungtrainer aber erstmal ankommen: „Natürlich ist es anders, wenn du mit einem Jugendlichen sprichst als mit einem Profi. Aber das ist auch das Schöne hier, dass ich wirklich etwas bewegen kann. Die Jungs sind sehr lernwillig, sie saugen alles auf. Das Entwicklungspotenzial ist bei Profis natürlich viel enger begrenzt.“ Nicht nur sportlich, auch menschlich will Svensson seine „Jungs weiterbringen. Sie müssen in dem Alter ja auch lernen, in die Erwachsenenwelt zu kommen. Da geht es um Fragen des Verhaltens auch neben dem Platz, um Selbstvertrauen und um das Gefühl, dass sie mehr können, als sie bis jetzt noch glauben.“

Um das herauszukitzeln, lebt Svensson auf dem Trainingsplatz vor allem die Begeisterung für den Fußball vor: „Ich will eine engagierte Mannschaft auf dem Platz haben, also muss ich auch selbst engagiert bei der Arbeit sein. Und wenn ich sehe, wie die Jungs das annehmen, macht es einfach Spaß. Und das macht uns alle besser in dem, was wir tun.“ Besser werden – nicht nur für seine Spieler das Ziel, sondern auch für Svensson selbst: „Das macht doch den Reiz aus, mit Situationen konfrontiert zu werden, die man noch nicht kannte. Ich habe natürlich nicht für alles schon die Lösung im Repertoire. Ich wollte bewusst mit meinen eigenen Füßen im Matsch stehen und daraus lernen. Mit dem Ziel, der beste Trainer zu werden, der ich sein kann. Dahin komme ich nur, wenn ich Herausforderungen bekomme, statt den sicheren oder einfachen Weg zu gehen.“

Aktuell haben seine Spieler Ferien, während Bo Svensson an seiner Hausarbeit für die dänische A-Lizenz schreibt. Aber schon jetzt, nach zwei Wochen sieht er sich in dem Schritt zur Nachwuchsarbeit bestätigt: „Wenn ich abends nach Hause fahre, gehen mir so viele Dinge durch den Kopf, die ich erstmal verarbeiten muss und die ich gelernt habe. Und das schon von diesen wenigen Einheiten, die wir bisher gemacht haben. Und genau das wollte ich. Das geht von Trainingsplanung, Elternabenden bis hin zu den kleinen Details in den einzelnen Übungen und dem Umgang mit den Jungs. All die Kleinigkeiten, über die ich reflektiere, bringen mich jeden Tag weiter. Und wenn ich dann sehe, wie die Jungs die wertvolle Zeit nutzen, die wir zusammen haben und jeden Tag besser werden, dann ist das für mich der wichtigste Lohn.“