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Profis 07.07.2020 - 16:20 Uhr

Intensität erhöht die Wahrscheinlichkeit

Statistik zeigt: In der entscheidenden Phase im Abstiegskampf Einsatz und Laufleistung gesteigert

Gut 151 Kilometer legten Moussa Niakhaté und seine Teamkollegen 2019/2020 sprintend zurück (Platz 10). Auf den besten Wert kommt Bayern München mit 167, Schlusslicht Werder Bremen nur auf knapp 121 Kilometer.

Mit dem 2:0-Erfolg bei Eintracht Frankfurt am 30. Spieltag der abgelaufenen Bundesligasaison leitete der 1. FSV Mainz 05 die entscheidende Phase für einen erneut erfolgreichen Abstiegskampf ein. Mit dem Auftritt im Derby zeigte die Mannschaft von Achim Beierlorzer an, dass sie bereit war, sich mit Leib und Seele der Mission Klassenverbleib zu verschreiben und mit höchster Energie und Intensität um dieses Ziel zu kämpfen. Eine der Grundvoraussetzungen dafür war die Steigerung der Laufleistung.

"In der Gruppe verteidigen, leidenschaftlich reinschmeißen, aus jedem gewonnen Zweikampf etwas Positives rausziehen", sagte Rouven Schröder nach diesem Erfolg in Frankfurt. "Dieser Schärfe-Level darf nichts Besonderes sein. Das ist eine Pflichtveranstaltung jedes Wochenende. Das klappt mal mehr, mal weniger, aber wenn du das Spiel vielleicht nicht gewinnen kannst, musst du das Gefühl haben, du hast dich ausgekotzt", erklärte der Sportvorstand anschließend.

Fast 120 Km in Dortmund

In der offiziellen Bundesliga-Statistik belegen die 05ER mit 3876,41 Kilometern den Relegationsrang, was die Gesamtlaufdistanz dieser Saison angeht. Nur Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln sind weniger gelaufen. Im Schnitt hat das Mainzer Team demnach 114 Kilometer pro Spiel abgespult. Auffallend dabei: Beginnend mit dem Frankfurt-Spiel bis zur vorzeitigen Rettung mit dem 3:1 gegen Bremen, lag die durchschnittliche Laufdistanz der Mannschaft pro Partie deutlich über diesen 114 Km. Beim Überraschungserfolg in Dortmund liefen die Mainzer sogar 119,87 Km und damit 8,79 Km mehr als der Vizemeister. Und auch gegen die Bremer erreichten die Mainzer einen Wert von knapp 117 Km, was nötig war, denn der Gegner lief genauso viel. Deutlich besser steht der FSV über den Saisonverlauf gesehen im Übrigen mit Blick auf die Statistik in Sachen Sprints da: 7.787 schnelle Läufe an 34 Spieltagen bedeuten Rang acht im Gesamtklassement sowie einen Schnitt von 229 Sprints pro Begegnung. Platz eins der Wertung belegt übrigens Bayern München mit durchschnittlich 251. Ein Wert, der zudem darauf schließen lässt, welch leidenschaftlichen Auftritt die 05ER an jenem Montagabend im Dezember beim Erfolg im Rhein-Main-Derby über die Eintracht hinlegten, als sie unter dem Strich auf rekordverdächtige 312 Sprints gekommen waren.

Ballgewinn, beherzter Antritt, Flanke, Tor: Den Siegtreffer gegen Frankfurt leitete Kunde Malong über den rechten Flügel ein.

Nun sagt die Laufleistung alleine natürlich nichts aus über die Qualität der Laufwege. Wer einem überlegenen Gegner viel hinterherläuft, kommt auch auf gute Quoten. Die Zahlen sagen auch nichts darüber aus, wie viele hochintensive Läufe dabei waren, wie viele davon in die relevanten Zonen vorne und hinten, dennoch gibt die Laufleistung wichtige Signale. Ein Team wie Mainz 05, das in viele Begegnungen nicht als klarer Favorit geht, sollte aber per se den Anspruch haben mehr laufen als der Favorit.

In Dortmund haben die 05-Profis dies eindrucksvoll beherzigt und auch die nötige Willensleistung auf den Platz gebracht. "Wir waren einfach gemeinsam auf dem Platz, sind für einander gelaufen, haben für einander gekämpft", schwärmte Jean-Paul Boëtius nach dem leidenschaftlichen Auftritt im Signal Iduna Park. Der Holländer selbst war mit fast 13 Kilometern eifrigster Läufer gewesen, knapp vor Kapitän Danny Latza.

In Spielen mit Gegnern auf Augenhöhe kann die Laufleistung in Verbindung mit der Balleroberungsquote im Ringen um Punkte entscheidend sein. Doch nur dann, wenn nach dem Ballgewinn der Angriff zielgerichtet zum Abschluss kommt. In diesem Bereich waren die Mainzer in der entscheidenden Phase nach dem Neustart der Liga nicht immer konsequent genug und ließen Punkte liegen. In Köln, bei Union Berlin, zu Hause gegen Hoffenheim und gegen Augsburg. Sie fighteten, spielten teilweise guten Fußball, erarbeiteten sich Chancen, belohnten sich jedoch nicht. "Das hatten wir schon ein paarmal, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben und am Ende mit leeren Händen dastehen, weil wir die Tore nicht gemacht haben", so Cheftrainer Achim Beierlorzer.

Daten auf einen Blick (Quelle: Sportec Solutions)

Zu viele Gegentore

Mit seinen 44 erzielten Toren liegt Mainz 05 auf Platz 13 der Liga, so, wie in der Abschlusstabelle. Auch im Erarbeiten von Großchancen sind die Mainzer im Mittelfeld. In der Anzahl der gewonnen Zweikämpfe reicht es sogar für einen einstelligen Tabellenplatz. Die 65 Gegentreffer sind jedoch eher kellermäßig. „Wir haben auf viele Dinge hingewiesen und trotzdem die Tore viel zu einfach bekommen. Das ist sehr ärgerlich. Grundsätzlich muss man einfach besser verteidigen. Wir haben bei jedem einzelnen Tor Fehler gemacht, dem Gegner in die Karten gespielt. Wir waren unaufmerksam, haben sie eingeladen. Das darf nicht passieren“, sagte Schröder beispielsweise nach dem 0:5 gegen Leipzig am 27. Spieltag. Eine Aussage, die für die anderen Negativ-Ausschläge ebenfalls gilt: 1:6 in München, 0:8 in Leipzig, 0:4 in Wolfsburg, 0:4 gegen Dortmund. Auf der anderen Seite gab es auch diese deutlichen Erfolge wie das 5:1 in Hoffenheim oder das 5:0 in Bremen.

Hochintensiver Fußball, das belegen die Zahlen, sollte auch künftig oberstes Gebot sein, weil sich damit die Wahrscheinlichkeit auf ein positives Ergebnis erhöht. Mainz-05-Fußball hieß immer sich verausgaben, Grenzen erweitern, Zweikämpfe gewinnen, Sprintduelle für sich entscheiden, aggressiv pressen und vor allem im Gegenpressing in der gegnerischen Hälfte Bälle einsammeln. Leidenschaft, Bereitschaft, Siegeswillen, Comeback-Mentalität und Widerstandsgeist. Ein Gemeinschaftsgefühl erzeugen und mit Leben füllen.