Profis 21.08.2020 - 11:30 Uhr
Jede Spielminute ist wertvoll
Dong Won Ji kämpft nach seinem extrem schwierigen ersten 05-Jahr um einen Platz im Team
Vier Kurzeinsätze in der Endphase der abgelaufenen Bundesligasaison. Das ist die Bilanz des ersten Jahres von Dong Won Ji beim 1. FSV Mainz 05. Der Offensivspieler aus Südkorea war mit großen Ambitionen vom FC Augsburg an den Bruchweg gewechselt. Eine schwere Knieverletzung in der Saisonvorbereitung kostete den 29-jährigen aber die komplette Vorrunde und Teile der Rückrunde. Jetzt kämpft er um einen Platz im Team von Achim Beierlorzer.
"Leider haben wir bisher nur den einen offiziellen Test gehabt gegen Würzburg", sagt der 05-Profi im Gespräch, "aber wir trainieren viel und ich muss sagen, es ist sehr intensiv". Der Koreaner, der seit sechs Jahren in Deutschland Fußball spielt, hat beim 6:0 gegen den Zweitligaaufsteiger ebenso wie im internen Auftakt-Testspiel jeweils 40 Minuten absolviert. Beim 3:3 am Mittwoch im zweiten Match des 05-Kaders waren es 30 Minuten. "Jede Minute, die ich spiele, ist gut für mich", sagt er. Das verletzte Knie (Knorpelschaden) macht keine Probleme. "Mir geht es gut, aber ich muss auch noch viel arbeiten, um dahin zu kommen, wo ich sein will. Dafür brauche ich Spielpraxis. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich mich leistungstechnisch momentan auf sechs sehen."
Mehr Abschlussqualität
Die Spielpraxis soll Ji bekommen. "Wir sind sehr zufrieden mit seiner Entwicklung", sagt der 05-Trainer. "Dong Won ist ein extrem fleißiger Spieler, der auch genau das umsetzt, was wir sehen wollen. Sowohl gegen den Ball, als auch mit dem Ball." Er habe sich den Spieler nach dem 3:3 zur Seite genommen, erklärte Beierlorzer. "Ich habe gesagt, ich wünsche mir von ihm eine bessere Abschlussqualität. Dass er in diesen Spielen seine durchaus vorhandene Torgefährlichkeit zeigt. Das braucht er noch. Am wichtigsten ist aber, dass sein Knie stabil ist, dass er absolut fit ist. Wir bauen ihn kontinuierlich steigernd auf."
"Ich will ja Tore schießen", sagt Ji. Er habe auch das nötige Selbstvertrauen, aber noch klemme es irgendwo. Bei Mainz 05 ist er als zentraler Mann in der vorderen Dreierreihe eingeplant. "In Augsburg habe ich auch meist zentral gespielt, war Zehner, aber auch schon mal Neuner. Ich glaube, die zentrale Position ist am besten für mich, denn ich bin nicht so schnell wie einige der kleineren, flinken Spieler bei uns auf den Außenbahnen. Und ich liebe es, zentral zu spielen." Insgesamt 116 Bundesligaspiele hat er absolviert. Seine Stärken liegen im Kombinationsspiel. Freilaufen, anspielbar sein, Bälle weiterleiten, Tiefenpässe, Abschlüsse.
Ji, der mit seinem südkoreanischen Team bei den Olympischen Spielen in London 2012 die Bronzemedaille holte und Stammspieler war, verbrachte einen Teil seiner fußballerischen Ausbildung in der Jugend des englischen FC Reading. In Deutschland war der Stürmer überwiegend für den FC Augsburg unterwegs, bevor er nach Mainz wechselte. "Du kommst in einen neuen Verein, willst dich zeigen, willst Leistung bringen und kriegst dann direkt diese schwere Verletzung. Das war vor allem am Anfang für mich eine schwere Zeit, auch psychisch", sagt er rückblickend. "Doch die Spieler, der Staff und alle hier haben mir sehr geholfen. Zum Glück sind ja auch meine Frau und mein Sohn hier bei mir. Das hat es leichter gemacht. Wir waren zwischendrin mal in Korea, um den Kopf frei zu kriegen und etwas anderes zu sehen, aber die Reha habe ich ansonsten komplett in Mainz gemacht."
Verletzungsfrei bleiben
Noch so ein Jahr möchte er nicht mehr erleben. "Die neue Saison muss einfach besser laufen. Ich möchte verletzungsfrei bleiben und meine Leistung zeigen", betont der 29-Jährige. "Die ganze Mannschaft möchte das. Wir haben jetzt einen wirklich guten Teamspirit, wir sind im Großen und Ganzen zusammen geblieben im Kader. Das heißt, wir kennen uns gut, wir kennen das Spiel, was wir spielen wollen. Ich denke, diese Saison wird besser als die letzte."
Mit etwas Sorge betrachtet der 05-Profi allerdings die Corona-Entwicklung. Nicht nur hier in Deutschland, auch in seiner asiatischen Heimat. "Bis vor kurzem hatte man in Südkorea das Geschehen ganz gut im Griff, aber auch dort steigen die Zahlen, immer mehr Leute infizieren sich. Deshalb ist dort zu spüren, dass die Menschen wieder vorsichtiger sind", sagt Ji, für den das Tragen eines Mund-Nasenschutzes im öffentlichen Raum unabdingbar ist. In Asien sind solche Masken ohnehin alltäglich, auch schon vor Corona. "Das hat aber meistens damit zu tun, dass gerade in den Ballungsgebieten in China, Japan oder Korea die Luft einfach zu schlecht ist."