Profis 12.03.2025 - 19:30 Uhr
Burkardt: "Keine extra freien Tage, weiterarbeiten"
Vor dem Jubiläumsspieltag gegen Freiburg spricht der Top-Torjäger über die aktuelle Erfolgsserie, das nächste Sondertrikot & wertvolle Lehren aus der Vergangenheit

Für satte 1.500 Euro wurde das Fastnachtstrikot Jonny Burkardts jüngst auf einer Online-Auktionsplattform versteigert. Eine Zahl, die auch den Torjäger erstaunt, letztlich aber unterstreicht auf welch gewaltiger Euphoriewelle derzeit alle 05ER reiten. Geht es nach dem Eigengewächs ein Zustand, der noch eine Weile anhalten darf. Zwar möchte er sich weder weit noch allzu konkret aus dem Fenster lehnen, betont aber dennoch das Offensichtliche, nachdem die Siege in Leipzig und Mönchengladbach den FSV auf Rang drei manövriert haben: "Wir wissen schon, dass wir sehr gut spielen, dieses Jahr eine große Chance haben und wollen solange wie möglich oben dabei und in diesem Flow bleiben, der auch den Fans extrem viel Freude bereitet", erklärt der 24-Jährige. Gegen ebenfalls formstarke Freiburger wollen die 05ER am Samstagnachmittag (15.30 Uhr), erneut in einem besonderen Trikot, nachlegen und bestenfalls einen weiteren Konkurrenten distanzieren.

Das nächste Sondertrikot anlässlich des 120. Vereinsgeburtstags durfte Burkardt dieser Tage im Medienzentrum am Bruchweg erstmals in Augenschein nehmen und Probe tragen. Erstes Fazit: "Passt! Ich habe vorhin noch mit Darius (Anm. d. Red. Teammanager Darius Salbert) darüber gesprochen, wie cool es ist, dieses Jahr gleich in zwei solcher Trikots auflaufen zu dürfen. Das macht Bock, und natürlich bin ich auch schon gespannt auf die Choreo vor dem Spiel, von der wir gehört haben." Bei aller Nostalgie, Euphorie und absehbarer Festtagsstimmung am Jubiläumsspieltag in der abermals ausverkauften MEWA ARENA wird der volle Fokus ab 15.30 Uhr den nächsten drei Punkten gelten. Immerhin dürfte eine weitere Top-Leistung nötig sein, um die Gäste aus dem Breisgau zu bezwingen, die seit fast 600 Spielminuten kein Gegentor kassiert haben. Die Nummer 29 des FSV hat allerdings eine Idee, wie das klappen könnte. Burkardt kennt die Nummer eins des SCF Noah Atubolu gut und weiß. "Er die letzten vier Elfer gehalten, ich hoffe, ich darf einen gegen ihn schießen. Das wäre ein Traum", so der 05-Profi grinsend. "Aber im Ernst: Es wird wieder ein schwieriges Spiel. Freiburg ist vor allem defensiv gut organisiert, womit wir uns aber nicht zu lange aufhalten dürfen. Ich glaube, wir haben enorme Stärken, haben zuletzt viele Tore geschossen und sind variabel in unserem Spiel nach vorne. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir die Freiburger Serie knacken können."
20 Tore als realistisches Ziel
Unabhängig vom Ausgang des Freiburg-Spiels ist die Devise der 05ER ohnehin klar, und stets in erster Linie kurzfristiger Natur, was nicht zuletzt auch dem Blick in die Vergangenheit geschuldet ist. Schließlich waren die Rheinhessen zuletzt im Frühjahr 2023 unter Bo Svensson auf bestem Wege, die Saison im oberen Drittel abzuschließen, verlernten dann aber in den letzten Saisonwochen das Gewinnen und liefen als Neunter ein. Auch der Umgang mit Erfolg will schließlich gelernt sein: "Die größte Lehre daraus ist, einfach weiter zu machen, vor allem auch unter der Woche mit maximaler Intensität dran zu bleiben. Keine extra freien Tage einbauen, weiter arbeiten, um die Grundlage für die letzten Spiele zu wahren. Vielleicht haben wir das damals ein wenig vernachlässigt. Daraus kann man lernen, aktuell habe ich aber nicht das Gefühl, dass wir bei den Jungs die Sinne schärfen müssen", so Burkardt, der sich selbst nach der Verletzung zu Jahresbeginn noch nicht wieder bei 100 Prozent sieht, aber zuversichtlich ist, bald wieder Power für 90 Minuten zu haben und weiter an seiner Torquote schrauben zu können. Die von Bo Henriksen im vergangenen Sommer prophezeiten 20 Treffer scheinen möglich, wie auch der Angreifer mittlerweile findet: "Ich wollte mich da nicht festnageln lassen und fand die Zahl sehr optimistisch. Jetzt scheint es möglich und wäre sehr cool, am Ende bei 20 Toren zu stehen." Natürlich darfs im Zweifel auch ein bisschen mehr sein.
"Ich wollte mich da nicht festnageln lassen und fand die Zahl sehr optimistisch"
Gänzlich überraschend kommt die Gesamt-Performance, die die bis dato mit Abstand beste Saison der 120-jährigen Vereinsgeschichte begünstigt, aber nicht für den Profi. Erst jüngst hatte er die Kaderzusammenstellung der Verantwortlichen gelobt und ergänzt nun: "Der Erfolg ist aus meiner Sicht ein Zusammenspiel aus klugen Ansagen und Entscheidungen in den Halbzeitpausen oder auch vor den Spielen. Hinzu kommt die Atmosphäre und eine Konstellation von Charakteren, die einfach passt. Wir bekommen ganz viel Input mit auf den Weg, müssen als Spieler auf dem Platz aber auch selbst Dinge regeln. Das bekommen wir derzeit sehr gut hin", findet Burkardt, dessen Augen ein wenig zu Leuchten beginnen, wenn man ihm die hypothetische Frage nach europäischen Nächten in der MEWA ARENA stellt. "Das wäre sehr groß, die internationale Bühne in unser Stadion zu holen. Das konnte man sich in den letzten Jahren selten vorstellen - deswegen wäre es etwas ganz besonderes." Und ein Riesenerfolg mit einem besonderen Kader inklusive Trainerteam und Staff, die zu einer verschworenen Einheit gewachsen sind, die die Fans längst wieder elektrisiert. "Ich glaube, dass sehr viele Spieler zu schätzen wissen, in welcher Mannschaft sie gerade spielen, in welchem Umfeld zudem in einem Verein, der Ruhe ausstrahlt. Die aktuelle Konstellation ist besonders für alle Spieler. Und Erfolg schweißt zusammen, das möchte niemand ohne Weiteres aus der Hand geben, da bin ich überzeugt von. Erreicht man zusammen etwas Großes, steigt ganz sicher auch die Wahrscheinlichkeit, so zusammen zu bleiben", hofft Burkardt auf die Fortsetzung der gemeinsamen Reise. Der SC Freiburg jedenfalls solle sich in keinem Fall als Wellenbrecher erweisen.