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Spielbericht 10.11.2014 - 00:00 Uhr

Kein Grund sich zu entschuldigen

Defensiv stabil, offensiv zu unbeständig – am Ende bleibt ein Punkt aus Leverkusen

Am Ende des Spiels hatten die Statistiker das Wort. Bayer 04 Leverkusen gegen Mainz 05, 13:0 Eckbälle, 24:6 Torschüsse. Einbahnstraßenfußball, mega-glücklicher Punktgewinn für die Nullfünfer. Nicht ganz, möchte man da aus Mainzer Sicht einwenden. Natürlich war der Champions-League-Teilnehmer deutlich näher dran an einem Dreier als die Nullfünfer. Aber die Mainzer Argumente für eine Partie ohne Gegentor waren am Ende stärker als die der Leverkusener für den entscheidenden Treffer. 

Und selbst dieser Umstand erklärt die Kräfteverhältnisse der Partie in der BayArena auch nur ab der 35. Spielminute. Nach den energischen Anfangsminuten der Bayer-Elf, die aber ohne gefährlichen Torabschluss blieb, waren es zunächst die Nullfünfer, die sich anschickten der Partie ihren Stempel aufzudrücken. Sie kamen gleich mehrfach gefährlich in den gegnerischen Strafraum. Die größte Torchance verdaddelte dabei Yunus Malli, der freistehend aus zehn Meter den Ball technisch unsauber traf und den gegnerischen Kasten deutlich verfehlte (19.). 

Außenstürmer Jairo hatte starke Szenen, aber mit unglücklichem Abschluss. Er brach zweimal auf der rechten Offensivseite frei durch, suchte aber das Dribbling und verpasste den möglichen Torabschluss. Der Spanier verpasste auch bei einem Überzahl-Konter den Pass auf den frei mitgelaufenen Ja-Cheol Koo. Bayer hatte zudem in zwei Szenen Glück mit Schiedsrichterentscheidungen. Markus Schmidt ahndete Giulio Donatis Schlag gegen Junior Diaz an der Außenlinie nicht mit der möglichen roten Karte (7.) und auch das Foul von Ömer Toprak gegen Shinji Okazaki unmittelbar vor der Großchance von Yunus Malli hatte ganz klar das Potenzial für einen Strafstoß. 

Die Dominanz von Bayer 04 Leverkusen begann mit einem Fehlpass von Daniel Brosinski in der eigenen Spielhälfte und der anschließenden Flut von Eckbällen für die Gastgeber. In diesen zehn Minuten vor der Pause verloren die Nullfünfer die Struktur im eigenen Umschaltspiel und mussten ohne offensive Entlastung eine Drangperiode der Gastgeber überstehen, die den Mainzern besonders über den schnellen Karim Bellarabi Probleme bereiteten. Doch außer einem Schuss von Stefan Kießling genau in die Arme von Keeper Loris Karius kam Bayer zu keinem klaren Abschluss.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig an diesem Bild. Die Mainzer agierten in der Offensive zu fehlerhaft und brachten den Ball kaum noch ins letzte Angriffsdrittel. Bayer suchte den Weg nach vorne, kam aber gegen die im Zentrum stark verteidigenden Mainzer selten zu gefährlichen Abschlüssen. Die gefährlichste Aktion des ganzen Spiels vereitelte Loris Karius, der gegen den nach einem Mainzer Einwurf frei durchgebrochenen Bellarabi spektakulär klärte. Der Mainzer Keeper parierte zudem einen Distanzschuss von Hakan Calhanoglu und freute sich wenige Minuten vor Spielende über tatkräftige Unterstützung von Johannes Geis, der im letzten Augenblick einen Schuss von Robbie Kruse blockte.

Was bleibt also aus Mainzer Sicht? Zwei Gesichter, möchte man meinen. Eines, das sie zu einem wehrhaften Gegner macht. Der Defensivblock steht, bei aktuell 12 Gegentoren haben nur fünf Konkurrenten in der Bundesliga weniger Einschläge zu verzeichnen. In Leverkusen demonstrierte das Team auch eine Halbzeit lang, wie flexibel, tief stehend oder hoch attackierend, sie verteidigen kann. Zudem zeigt die Mannschaft in den Partien eine klare Strategie, wie sie den Gegner beikommen möchte. In Leverkusen ließen sie das gegnerische Pressing zunächst oft gekonnt ins Leere laufen und fanden über die Außenpositionen den Weg in die Offensive. Den FC Augsburg und den SV Werder Bremen legten sich die Nullfünfer in der ersten Halbzeit jeweils ebenfalls sehr gut zurecht.

Doch der Mannschaft fehlt es eben auch noch an Konstanz, diese Strategie konsequent durchzuziehen oder anzupassen, wenn beispielsweise der Gegner im Spielverlauf die Schlagzahl erhöht oder seine eigene Spielweise neu justiert. Auf dieser Basis lässt sich jedoch gut arbeiten. Nichts anderes dürfte in den kommenden zwei Wochen in der bereits dritten Länderspielpause der Bundesliga auf dem Plan stehen. Platz acht mit einer positiven Spielebilanz (drei Siege, sechs Remis, zwei Niederlagen) ist jedenfalls eine gute Grundlage für den Hinrunden-Endspurt mit sechs Partien in vier Wochen.