• Home
  • News
  • Kein Spielglück, aber viel "zum Mitnehmen"

Profis 06.11.2022 - 16:00 Uhr

Kein Spielglück, aber viel "zum Mitnehmen"

Sportdirektor Schmidt und Coach Svensson können dem FSV-Team nach dem Wolfsburg-Spiel wenig vorwerfen

Besonders in der ersten Halbzeit blieben die 05ER häufig an Wolfsburgs Keeper Koen Casteels hängen.

Immer wieder wurden die Beteiligten nach der 0:3-Niederlage des 1. FSV Mainz 05 gegen den VfL Wolfsburg am Samstagnachmittag in der Mixed-Zone der MEWA ARENA gefragt, ob sie nach einer halben Stunde gedacht hätten, dass das Spiel so ausgehen könnte. "Klar nein", erklärte Sportdirektor Martin Schmidt, versuchte aber dennoch die bittere Niederlage sachlich einzuordnen. "In den ersten 30 Minuten haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht, waren unheimlich dominant gegen eine Mannschaft, die nicht hierher kam, um einen Leckerbissen abzuliefern", so Schmidt, der die 05ER für einen Großteil der Partie als "klar die bessere Mannschaft" beschrieb. Einzig das Spiel im letzten Drittel, den letzten Pass oder die Flankenqualität könne man dem Team ankreiden. Man habe das Spielglück insgesamt nicht auf die eigene Seite gezogen bekommen, sonst sei aber vieles gut gewesen. 

Mainzer Führung lag lange in der Luft

Auch der Mainzer Cheftrainer Bo Svensson wollte seinem Team nach der Partie vor 26.750 Zuschauerinnen und Zuschauern nichts Grundsätzliches vorwerfen. "Es ist bitter", erklärte der Coach, "aber es wäre noch bitterer, wenn wir schlecht gespielt hätten und unterlegen gewesen wären. Wir haben schon Spiele gewonnen, in denen wir nicht gut gespielt haben. Da habe ich gesagt, dass ich mit der Leistung nicht ganz glücklich war. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich bin mit den ersten 70 Minuten dieser Partie sehr zufrieden. Wir hätten uns aus unserer Überlegenheit heraus mehr Torchancen erspielen müssen, aber mit dem, was die Jungs sonst geleistet haben, bin ich einverstanden“, lobte der FSV-Trainer sein Team.

Die Gastgeber dominierten lange Zeit das Geschehen, das sich fast ausschließlich in der Hälfte der Niedersachsen abspielte, die FSV-Führung lag in der Luft. Gegen die Viererkette des VfL agierten die 05ER mit Seitenverlagerungen durch präzise Diagonalpässe. Svenssons Team erdrückte die Gäste mit hohem Anlaufen und einem konsequenten Gegenpressing. So eroberten die Mainzer viele Bälle und kamen durch Karim Onisiwo und Marcus Ingvartsen, der am starken Koen Casteels im Gästetor scheiterte, zum Abschluss. Spätestens mit der Riesen-Doppelchance durch Dominik Kohr hätte das Spiel eigentlich in Richtung der Rheinhessen laufen müssen, doch der Mainzer Mittelfeldmotor scheiterte zunächst ebenfalls an Casteels und anschließend am Innenpfosten. Weil der Wölfe-Keeper den zurückprallenden Ball aufnahm, erhielt Onisiwo nicht die Gelegenheit, aus kurzer Distanz einzuschieben.

06.11.2022

Die Pressekonferenz nach dem Wolfsburg-Spiel

Beim Abspielen dieses Video werden Daten an YouTube weitergegeben. Weitere informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.

0:1 als "erster Nackenschlag", 0:2 tückisch

Statt selbst in Führung zu gehen, kassierten die Mainzer wenig später auf der Gegenseite den "ersten Nackenschlag", wie der Sportdirektor sagte. Patrick Wimmer schoss nach einer Ecke aus dem Gewühl vor dem 05-Tor heraus aus der Drehung zum Wolfsburger 1:0 ins lange Eck. Mit diesem Spielstand ging es auch in die Halbzeit.

"Das 0:1 zur Pause hat das Spiel nicht widergespiegelt", merkte Svensson an. "Ich kann meiner Mannschaft, außer dass wir das Tor nicht gemacht haben und den Standard besser hätten verteidigen können, keinen Vorwurf machen. Wenn wir 1:0 in Führung gehen, wird das ein ganz anderes Spiel. Ich fand auch, dass wir in der zweiten Halbzeit daran angeknüpft haben, wir haben nur nicht genug Torchancen erspielt, waren oft im letzten Drittel, aber die Genauigkeit und die Flankenqualität haben gefehlt. Kurz vor dem zweiten Gegentor hatten wir noch eine gute Chance durch Edi Fernandes, mit dem 0:2 war das Spiel dann entschieden. Bis dahin waren wir die klar bessere Mannschaft“, erklärte der FSV-Coach weiter.

"Das 0:2 nach 70 Minuten fühlt sich absurd an"

Das 0:2 fiel durch einen kuriosen Freistoß von Maximilian Arnold aus mehr als 30 Metern. Zunächst wirkte der Schuss des VfL-Kapitäns nicht sonderlich gefährlich, knickte aber kurz vor 05-Keeper Robin Zentner regelrecht gegen dessen Laufrichtung ab. "Erst sah der Abschluss gar nicht so spektakulär aus. Der Ball macht dann aber einen tückischen Bogen nach rechts und ich komme nicht mehr dran. Ich war darauf vorbereitet, dass er schießt, was man auch an meiner Position sieht", erklärte der Schlussmann später. "Im ersten Moment weiß ich nicht, was ich hätte besser machen sollen. Ich werde es mir aber noch ein paarmal angucken müssen", will Zentner den Gegentreffer detailliert analysieren.

"Dass es nach 70 Minuten 0:2 steht, fühlt sich absurd an, aber das ist halt Fußball", erklärte Svensson und ergänzte: "Fast jedes Mal, wenn wir den Ball hatten, kamen wir ins letzte Drittel. Sie haben mit einer Viererkette gespielt, deshalb war es wichtig, dass wir über die Außenverteidiger die Räume gefunden haben. Wir haben es nur nicht geschafft, die Qualität in den vorletzten Pass und vor das Wolfsburger Tor zu bringen. Ansonsten haben wir nach Plan gespielt."

06.11.2022

05ER.tv auf Stimmenfang

Auch ein gebürtiger Mainzer trifft noch

"Einen solchen Gegner so zu dominieren und zu bespielen, ist eigentlich ein Riesenkompliment an unsere Mannschaft wert", resümierte Schmidt, das Spielglück habe aber gefehlt. "Dass der Ball zum 0:3 dann noch Ridle Baku vor die Füße fällt, ist der Klassiker. Wir hatten auf Viererkette umgestellt, wollten nochmal offensiver werden und volles Risiko gehen, um den Anschlusstreffer zu machen. Wenn du hinten bleibst, machst du dir vielleicht den Vorwurf, nicht alles versucht zu haben. Wir haben es versucht und uns das dritte Tor gefangen", so der Sportdirektor weiter. Und dass es das nach Wolfsburg gewechselte 05-Eigengewächs Baku war, der seinem Ex-Klub den Rest gab, "war dann nochmal ein Stich ins Herz", kommentierte Schmidt das dritte Wolfsburger Tor. Am Ende habe der Gegner "viermal aufs Tor geschossen, dreimal war der Ball drin", führte der Schweizer weiter aus.

Fokus auf Schalke

"Es ist kein guter Start in die letzte Bundesliga-Woche vor der WM, aber die gute Leistung, den Rhythmus und die Intensität nimmst du trotzdem mit", erklärte der Mainzer Sportdirektor. Am Mittwochabend im Auswärtsspiel auf Schalke (20.30 Uhr) werde das Team alles daransetzen, um sich den Dreier zu holen, der gegen Wolfsburg liegengeblieben ist. "Wir müssen die Sachen mitnehmen, die wir gut gemacht haben und dazu noch ein paar andere Dinge korrigieren", blickte auch Svensson bereits auf die kommende Partie.