Nachwuchs 08.04.2020 - 18:00 Uhr
Kersting: "Das ist ein starkes Zeichen"
Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums zur aktuellen Situation
Volker Kersting ist derzeit vor allem als Krisenmanager gefragt. Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums absolviert tägliche digitale Meetings mit dem Vorstand und Direktoren der 05ER, hält den Kontakt zu Mitarbeitern und Trainern und ist kontinuierlich in der Abstimmung mit Verbänden, Behörden und den Leitern der Nachwuchsleistungszentren in Deutschland. "Mir geht es persönlich gut. Aber natürlich setze ich mich derzeit vor allem mit Themen auseinander, die die Corona-Pandemie betreffen und nicht mit dem, mit dem ich mich lieber beschäftigen würde: Fußball."
Am Freitag, den 13. März, als die Verbreitung des Virus in Deutschland immer schneller voranschritt und die Spiele in allen Ligen deutschlandweit abgesagt wurden, reagierten auch die 05ER im NLZ schnell und schlossen das Trainingszentrum am Bruchweg für den Spiel- und Trainingsbetrieb der Nachwuchsteams von der U23 bis zur U9. "Es ging darum, unserer Verantwortung gegenüber den Spielern, Trainern und Mitarbeitern gerecht zu werden. Daraus hat sich für uns eine komplett neue Lage ergeben. Wir mussten uns erstmal damit befassen, wie wir die Spieler mit Trainingsplänen versorgen, wie wir die Mitarbeiter weiter einbinden können, so dass wir den 'Betrieb' außerhalb des NLZ am Leben halten. Gleichzeitig müssen wir schauen, dass wir den Spielern Dinge mit an die Hand geben, die ihnen helfen, sich weiterzuentwickeln, weil wir nicht absehen konnten und auch immer noch nicht können, wie lange diese Phase noch dauern wird", sagt Kersting.
Über alle modernen Kommunikationswege steht Kersting seitdem mit den Trainern und Mitarbeitern in Kontakt. "Wir arbeiten auch vermehrt an Projekten, für die wir sonst nicht ganz so viel Zeit haben. Die Trainer, die gerade aus dem Spiel- und Trainingsbetrieb raus sind, können zum Beispiel viel an der Weiterentwicklung arbeiten."
Fortführung der Ligen derzeit nicht absehbar
Das Einsparpotenzial, das der Verein identifiziert hat, macht natürlich auch vor dem NLZ keinen Halt. Jeder leistet seinen Beitrag. "Das läuft auch über Gehaltsverzicht oder Kurzarbeit-Regelungen. Was beeindruckend ist, un die Solidarität im gesamten Verein und speziell im NLZ zeigt, ist, dass viele Nebenberufler freiwillig auf Gehälter und sonstige Zahlungen verzichten. Das ist ein starkes Zeichen und zeigt, wofür Mainz 05 steht", ist Kersting seinen Mitarbeitern sehr dankbar. Diesen Solidaritätsgedanken erhofft er sich auch nach der Krise – im Fußball und in der Gesellschaft. "Ich wünsche mir, dass er wieder eine tiefere Bedeutung bekommt und verinnerlicht wird."
Wie geht es nun im Nachwuchsbereich weiter? Da der Spiel- und Trainingsbetrieb aller NLZ-Teams auf unbestimmte Zeit ausgesetzt wurde, fällt auch dem NLZ-Leiter eine Prognose schwer. "Wir sprechen hier von einer fortlaufenden Entwicklung. Es ist derzeit nicht absehbar, dass wir innerhalb der nächsten drei bis vier Wochen im Nachwuchs zum Normalbetrieb zurückkehren können", macht er sich Gedanken ob der Fortführung der Saison und blickt dennoch nach vorne: "Ich freue mich darauf, wenn wir die Spieler, Trainer Mitarbeiter und alle anderen hier am Bruchweg wieder sehen dürfen und dem nachgehen können, was wir alle lieben: Fußball."