Profis 08.04.2020 - 13:30 Uhr
Beierlorzer: "Keinen Ball in die Hand nehmen, kein Kopfball"
05-Profis nutzen das gesamte Trainingsareal, um Abstand zu halten - Beierlorzer: Bewegung am Ball, aber Trainingsinhalte nicht vergleichbar mit der Zeit vor Corona
Seit Dienstag sind die Profis des 1. FSV Mainz 05 nach der Heimarbeit wieder auf ihrem Trainingsrasen aktiv. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie unter strenger Einhaltung der Regeln. "Vom Prinzip her ist es kein direktes Fußballtraining", sagte Achim Beierlorzer am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern. "Es ist Bewegung am Ball, aber es sind keine Trainingsinhalte, die wir mit dem vergleichen können, was wir vor Corona hatten."
Der Ball rollt wieder, und mit Ausnahme des am Knie verletzten Torhüters Robin Zentner sind alle Spieler aus dem 05-Kader nach drei Wochen zu Hause wieder am Bruchweg aktiv. Der 05-Trainer selbst verbrachte die Zeit in seiner fränkischen Heimat. "Wir wohnen ja auf dem Land. Jeden Morgen habe ich einen großen Spaziergang mit meiner Frau und den beiden Hunden gemacht. Dann ging's ins Homeoffice. Das heißt, ich habe den Schreibtisch meiner Frau besetzt. Meinen Lehrer-Schreibtisch gibt es nicht mehr. Wir wollten den Raum in unserem Haus anders nutzen", schilderte Beierlorzer seine häusliche Situation. "Zwischendrin gab es Gartenarbeit. Ich habe aber auch die Familie genossen."
"Der Begriff langweilig fiel häufig"
Dazu habe er natürlich viele Gespräche geführt und in jeder Woche die Fußballer einmal komplett durchtelefoniert. "Da lernt man die Spieler schon von einer Seite kennen, wie man sie bisher nicht gekannt hat. Dass sie sich über mehr als Fußball Gedanken machen. Das bleibt ja sonst auf der Strecke, wenn man von Woche zu Woche in diesem Fußball-Trott drin ist", sagte Beierlorzer. Auch die Mannschaft habe sich ständig untereinander ausgetauscht mittels diverser Kommunikationsmittel.
"Das Ganze ist ungewohnt, und der Begriff 'langweilig' fiel häufig, aber wir brauchen jetzt keinen Psychologen, weil wir mal drei Wochen Einzeltraining zu Hause absolviert hatten."
Konzept mit Gesundheitsamt abgestimmt
Der Trainerstab habe Stärken-Schwächen-Profile der einzelnen Spieler erstellt, Konzepte erzeugt. "Die Aufteilung war so, dass sich Michael Falkenmayer um die Detailarbeit mit den neun noch zu bespielenden Gegnern beschäftigt hat. Wir anderen haben uns mit unseren Spielern beschäftigt, um sie weiterzuentwickeln, um zu sehen, woran kann der Einzelne arbeiten, um auf ein höheres Niveau zu kommen." Eine konkrete Vorbereitung auf das, was vielleicht kommen werde, habe es nicht geben können.
Diese Woche trainieren die Profis bis Samstag täglich um 15 Uhr. "Die Mannschaft startet am Ball mit Passformen. Wir haben einen kleinen Parcours aufgebaut, nutzen unser ganzes Areal, um weit auseinander zu kommen. Es gibt vier Stationen im Moment. Da sind immer eine athletische und eine Technikstation dabei, dazu gibt es den Torschuss und ein kleines Passspiel mit dem nötigen Abstand. Dieses Konzept haben wir dem Gesundheitsamt vorgelegt, sonst wäre das ja gar nicht möglich gewesen. Uns war es unheimlich wichtig, unabhängig davon, wie groß die Gruppen sind, die Distanz zueinander einzuhalten. In unserem Konzept war das alles Entscheidende, dass wir in jeder Trainingseinheit, in jeder Situation einen Abstand von zwei Metern einhalten."
Bundesligaweit einheitlich
Man habe sich ganz intensiv darüber Gedanken gemacht, wie die Regeln befolgt werden könnten. "Wir haben jeweils sechs Spieler in Riesenkabinen über das Gelände verteilt. Wir haben es den Spielern zigmal gesagt und schriftlich gegeben: Abstand einhalten, keinen Ball in die Hand nehmen, kein Kopfball. Bei allem die Kontakteinschränkung einhalten. Auch der leiseste Anflug von Unwohlsein muss dazu führen, dass der Spieler daheim bleibt. Wenn es dann tatsächlich so käme, dass jemand Symptome hätte, könnten wir gewährleisten, dass dieser Spieler keinen Kontakt zu irgendjemanden hatte. Das ist nicht einfach, das weiß ich", erklärte der 05-Coach.
Wann es wieder richtiges Training geben wird, weiß im Moment allerdings niemand. Wenn die Saison weiter gespielt werde, so der 05-Trainer, "wird es insgesamt keine optimale Situation mehr sein, das weiß ja jeder. Es wird nicht so weiter gehen wie vorher. Allein schon, wenn wir ohne Zuschauer spielen. Das Mannschaftstraining muss jedoch bundesligaweit einheitlich eingeführt werden. Wenn wir sagen, wir kriegen zwei Wochen Fußballtraining vorab, bevor es wieder los geht mit den Spielen, dann müssen wir versuchen, diese Zeit optimal zu nutzen und die Mannschaft auf den Punkt zu bringen. Es wird dann sicherlich nicht so sein, dass ich sagen kann, das Team ist top präpariert für die noch anstehenden Aufgaben. Doch das geht dann ja allen Vereinen so."