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Profis 20.04.2022 - 18:00 Uhr

"Für Mainz 05 noch immer etwas Besonderes"

05er können ihre 17. Bundesligasaison planen / Svensson will eine Kultur schaffen, in der die Zuschauer gerne ins Stadion gehen

Mit dem Punktgewinn beim 0:0 gegen den VfB Stuttgart hat der 1. FSV Mainz 05 sein Konto in der Bundesliga auf 39 Zähler aufgestockt, und die sportliche Leitung am Bruchweg kann sich bereits vier Spieltage vor dem Ende der laufenden Saison damit beschäftigen, ein weiteres Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse zu organisieren. "Wir haben zuletzt ein paar Spiele nicht gewonnen, da verblasst vielleicht etwas die Leistung, die Mannschaft und Trainer in der laufenden Spielzeit abgeliefert haben", sagte Christian Heidel im Vorfeld der Auswärtspartie am Freitagabend beim VfL Wolfsburg.

"Dass wir vier Spieltage vor Saisonende den Klassenverbleib bereits sicher haben, ist so häufig auch nicht passiert", so der 05-Sportvorstand. Zuletzt geschah das 2019. "Selbst wenn wir jetzt die letzten vier Spiele verlieren sollten, was hoffentlich nicht passiert, sind wir seit dem 30. Spieltag sicher, dass wir ein weiteres Jahr Bundesliga planen können. Das ist für Mainz 05 noch immer etwas Besonderes", betonte Heidel. "Ja, das würde ich auch so sagen“, bestätigt Bo Svensson, der als Trainer diese Geschichte erst eingeleitet hat mit der sensationellen Aufholjagd in der Rückrunde der vergangenen Saison und der eigentlich von kaum jemand im Winter 2020/21 für möglich gehaltenen Rettung.

2004, so Heidel, "sind wir in die Bundesliga marschiert, um da mal ein Jahr Spaß zu haben und uns dann wieder schön zu verabschieden. Jetzt haben wir 2022 und sind mit einem Jahr Unterbrechung immer noch in dieser Liga drin. Es gibt inzwischen nur sechs Mannschaften in Deutschland, die länger am Stück in der Bundesliga spielen als Mainz 05. Wir absolvieren ab Sommer dann unser 17. Jahr in der Erstklassigkeit, davon 14 Jahre in Folge. Wenn ich sehe, wo der Verein vor anderthalb Jahren war, und wo der Klub heute steht, muss ich sagen, wir sind auf einem super Weg. Und wirtschaftlich spielen wir dabei eigentlich in einer ganz anderen Liga als die vielen großen Klubs, von denen einige aktuell in der zweiten Liga sind", bekräftigt der 58-Jährige. Nur die Bayern, Dortmund, Bayer Leverkusen, Wolfsburg, Mönchengladbach und Hoffenheim spielen länger am Stück in der Bundesliga, wobei die Borussia und die TSG nur ein Jahr Vorsprung vor den Mainzern haben.

Und die anderen?

Einstige Top-Klubs wie Schalke 04 und Werder Bremen kämpfen gerade um die Rückkehr in die Bundesliga. Der Hamburger HSV und der 1. FC Nürnberg hoffen darauf, noch den Relegationsplatz erreichen zu können, für Düsseldorf ist der Zug bereits abgefahren. Eine Klasse tiefer könnte dem 1. FC Kaiserslautern der Sprung zurück in die Zweitklassigkeit gelingen, Eintracht Braunschweig vielleicht ebenfalls. Der einstige Meister 1860 München tummelt sich im sicheren Mittelfeld der Dritten Liga, der MSV Duisburg kämpft gegen den Absturz in die Regionalliga, wo sich Alemannia Aachen, einst 05-Gegner in der Bundesliga, gegen den Fall in die Oberliga wehrt.

Cheftrainer Bo Svensson betont die insgesamt sehr positive Entwicklung und setzt auf den kontinuierlichen Prozess, den er gemeinsam mit Christian Heidel und Martin Schmidt angestoßen hat.

Die Mainzer haben nun erstmals wieder mal eine Saison ohne Nöte gespielt und können eigentlich nur damit hadern, was noch alles mehr drin gewesen wäre, mit einer besseren Auswärtsquote beispielsweise. Die schlechteste Platzierung von Svenssons Team war Platz elf am achten Spieltag nach einer Niederlage in Dortmund.

"Ich glaube, es spielt immer die Thematik eine Rolle, ob man das Glas halb voll oder halb leer sieht“, sagte der Cheftrainer. "Wir hatten schon das Gefühl, dass mehr drin war in dieser Saison, besonders zuletzt nach den Spielen der Englischen Woche, die vielleicht etwas enttäuschend waren von den Ergebnissen her, aber gleichzeitig sieht man, beim Blick über die ganze Saison hinweg, dass wir nie irgendwas mit dem Abstieg zu tun hatten“, betont Svensson. "Nachdem wir uns einige Saisons in Folge große Sorgen machen mussten, muss man auch die Perspektive einordnen, dass wir aktuell wahrscheinlich doch einige Sachen besser gemacht haben als in den Jahren zuvor. Und das ist natürlich eine sehr positive Entwicklung."

Nicht so viel vergleichen

Natürlich sei es jedem erlaubt, Vergleiche zu ziehen, diese Runde mit der Nichtabstiegssaison in Relation zu setzen. "Das kann jeder halten, wie er will, aber für uns war es eine außergewöhnliche Situation vor einem Jahr. Wir waren gezwungen, fast jedes Spiel zu gewinnen, um überhaupt noch eine Chance zu haben. Sechs Punkte nach 14 Spielen zu haben, war genauso außergewöhnlich, wie 33 Zähler in den letzten 20 Spielen zu holen. Deshalb hatten wir in dieser Saison eine komplett andere Ausgangslage. Man sollte also nicht so viel vergleichen. Das Ganze hatte eine andere Dynamik", erklärte der Däne.

Beim legendären 6:2-Auswärtssieg in der Saison 2004/05 in Bochum legten die 05ER den Grundstein für ihren ersten Klassenerhalt in der Bundesliga. Heidel: "Jetzt haben wir 2022 und sind mit einem Jahr Unterbrechung immer noch in dieser Liga drin."

"Verstehen, dass es ihr Verein ist"

"Wir wussten, als wir es geschafft hatten, dass viel Arbeit vor uns liegen würde. Wir mussten auf vielen Ebenen Dinge verändern. Wenn ich das Jahr betrachte, sind wir aber nochmal ein paar Schritte nach vorne gekommen, auch wenn die Leute das nicht alles an der Tabelle ablesen können oder im Punkteschnitt. Wir wollten intern Dinge entwickeln.“ Der SC Freiburg sei so erfolgreich, weil sie mit Christian Streich über Jahre in einem kontinuierlichen Prozess seien, in dem viele dieser Dinge stimmten. "Und dann sieht man, was die zu leisten in der Lage sind. Es muss auch unser Ziel sein, kontinuierlich unser Profil zu behalten, zu entwickeln und unsere Art, die Dinge zu machen."

Die jüngsten Zuschauerzahlen deuten an, dass die Fans wieder gerne ins Stadion kommen. Über 30.000 Besucher sahen die Begegnung mit dem VfB. "Das ist für mich einer der Schlüsselpunkte", sagte Svensson. "In der Rückrunde letztes Jahr war es nicht messbar, aber das war eines unserer Kernziele. Wir wollten eine Kultur schaffen, in der die Leute gerne ins Stadion gehen. Dass sie verstehen, dass es ihr Verein ist, ihre Fußballmannschaft und nicht nur ein paar Spieler, die da rumrennen, und man geht halt manchmal hin. Nein, das gehört den Fans, und wir wollen diesen Synergieeffekt zwischen Stadt und Verein stärker hervorheben. Das bleibt weiterhin eine richtig wichtige Aufgabe. Wir haben viele gute Heimspiele absolviert, es gab viele gute Leistungen. Darum geht es. Die Ziele bleiben auch vier Spiele vor Schluss für uns unverändert. Damit sind wir ordentlich gefahren."