Profis 18.04.2018 - 14:30 Uhr
Kleiner Mann ganz groß
Matchwinner Pablo De Blasis hat schon einige wichtige Treffer für die 05er erzielt - Freiburger verzichten nach 0:2 in Mainz auf Einspruch
Der 2:0-Sieg des 1. FSV Mainz 05 in einem denkwürdigen Montagsspiel der Bundesliga in der OPEL ARENA gegen den SC Freiburg wird kein sportjuristisches Nachspiel haben. Auf seiner Vereins-Homepage erklärte der Sportclub am Mittwoch, dass der Verein nach reiflicher Überlegung entschieden habe, keinen Einspruch gegen die Spielwertung einzulegen. Da der rechtliche Rahmen der Entscheidung unpräzise, intransparent und in Teilen unbekannt sei, es sich beim Einsatz des Video-Assistenten noch um eine Testphase handele und die Regelungen noch nicht explizit zum Bestandteil der Fußballregeln gehörten, sei es äußerst fraglich, ob unter den gegebenen Umständen von einem zum Einspruch berechtigenden Regelverstoß ausgegangen werden könne, heißt es in der Stellungnahme.
Die kuriose Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Guido Winkmann, der bereits zur Halbzeit gepfiffen hatte, dann aber auf Hinweis des Video-Assistenten in Köln selbst auf dem Monitor die Szene überprüfte, in der Marc-Oliver Kempf die Flanke von Daniel Brosinski per Hand abwehrte, ist seit Montagabend bundesweit ein Thema. Pablo De Blasis verwandelte sieben Minuten nach dem Halbzeitpfiff den Elfer zur 1:0-Führung der 05er und legte damit den Grundstein zum wichtigen Heimsieg. "Die Situation war gut für uns und ein Türöffner. Als Sportsmann fühlt man da natürlich ein bisschen mit dem Gegner mit", sagte René Adler nach der Partie. "Wir haben aber nun mal diese Saison den Video-Schiedsrichter. Und wenn es ein klares Handspiel war, dann muss es auch überprüft werden. Es war ganz klar eine blöde Situation, aber am Ende sicher auch eine korrekte Entscheidung."
Die richtigen Akzente gesetzt
De Blasis behielt die Nerven, verwandelte den Strafstoß souverän und wurde zum Mann des Abends, weil der Argentinier auch noch den Treffer zum 2:0 erzielte und damit seine ohnehin herausragende Vorstellung krönte. "Man hebt eigentlich ungern einen Spieler hervor nach einer starken Mannschaftsleistung, aber der kleine Mann hat wieder sein Kämpferherz bewiesen, hat sich in alles reingeworfen, hat die Verantwortung übernommen. Pablo hat immer die richtigen Akzente gesetzt, auch fürs Publikum", sagte Rouven Schröder nachher. Sandro Schwarz sprach von einer sensationellen Vorstellung des 05-Fighters, dessen Leistung sinnbildlich sei für die Mentalität, die das Team in dieser Abstiegskampf-Endrunde auf den Platz bringe.
Der Offensivspieler, der in der Rückrunde nicht immer zur Startelf gehörte, verkörperte in den vergangenen Spielen komplett die Ziele, die der 05-Trainer mit der Ausrufung des Neustarts erreichen wollte: Kampf, Leidenschaft, Willensstärke, Widerstandskraft. "Es gab immer Gründe, wenn die Entscheidung für andere ausfiel, aber Pablo ist ein ganz wichtiger Spieler für uns", sagte Schwarz. "Wir freuen uns, welche Reaktion er zeigt. Er belohnt sich im Moment für seinen Aufwand, den er betreibt, auch im Training. Er ist ein aufrechter Spieler und ein wichtiger Bestandteil dieser Mannschaft."
"Hauptsache wir gewinnen"
Für ihn sei es schwierig gewesen, schilderte der 05-Profi später die Situation vor dem 1:0. "Ich hatte viel Zeit für die Entscheidung. Ich habe meine Konzentration nicht verloren und nur daran gedacht, in welche Ecke ich schießen wollte." Nach seinem kuriosen Treffer zum 2:0 griff sich De Blasis entsetzt an den Kopf, nachdem sein Ball an den Pfosten noch mit viel Drall über die Linie geholpert war. "Es war einfach hundertprozentiges Glück. Meine Entscheidung war nicht gut. Ich hatte nicht die Ruhe gehabt, um mal zu schauen, ob noch einer hinter mir ist. Ich hätte den Ball einfach annehmen und reinmachen können."
Er fühle sich nicht als Retter, sagte der Argentinier. "Die ganze Mannschaft hat sich das erarbeitet. Ich freue mich natürlich, wenn ich Tore schießen, aber im Endeffekt ist es egal, Hauptsache wir gewinnen." Der 165 Zentimeter große Offensivkämpfer, der seine vierte Saison für die 05er absolviert, hat schon etliche wichtige Tore für sein Team erzielt. Den Siegtreffer in der Vorrunde zu Hause gegen Hertha BSC. Oder das Elfmetertor zum 4:2-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt am Ende der vergangenen Saison, dank dem die 05er den Klassenverbleib sicherten. Vor einer Woche das Kopfballtor zum 1:1 in Köln und nun die beiden Treffer gegen Freiburg. In Augsburg, wo die Mainzer am Sonntag an den Start gehen, hat De Blasis sogar schon mal zwei Tore in einem Spiel gemacht.