Vorberichte 04.11.2016 - 15:17 Uhr
"Können Schalter schnell umlegen"
Nach der Europa-League-Niederlage in Anderlecht wollen die 05er die Erfolgsserie von RB Leipzig stoppen
Wunden lecken war angesagt rund um das Bruchwegstadion am Tag nach der am Ende überdeutlichen 1:6-Niederlage in der Europa League beim RSC Anderlecht. Nach der nächtlichen Rückkehr und wenigen Stunden Schlaf mussten die Profis am späten Vormittag neben der üblichen Regenerationseinheit auch eine ausführliche Analyse über sich ergehen lassen, in denen das Trainerteam die Spieler insbesondere mit den Fehlern konfrontierte, die zu einer denkwürdigen Schlussphase mit drei Gegentoren binnen fünf Minuten geführt hatte. Es galt, wie Sportdirektor Rouven Schröder es formulierte, "in die Analyse zu gehen, Aufarbeitung zu betreiben und die Dinge deutlich anzusprechen", die in den letzten Minuten ein Ergebnis begünstigt hatten, das einem Debakel gleichkam.
Bloße Zahlen, die ernüchternd aussehen mögen, dennoch hatten die 05er beim belgischen Rekordmeister bis in die Schlussphase einen über weite Strecken ordentlichen Auftritt hingelegt, ein Chancenplus verzeichnet und "zu keiner Phase das Gefühl gehabt, chancenlos zu sein," wie Schröder sagte. "In den letzten Minuten haben wir einen insgesamt ordentlichen Gesamteindruck ein Stück weit zunichte gemacht. Da haben die Spieler vielleicht auch zu viel Emotion gezeigt und auch nach dem vierten Gegentreffer versucht, weiter nach vorne zu spielen", monierte der Sportdirektor das Abwehrverhalten am Ende des Spiels. Gegen überaus effiziente Belgier hatten die Mainzer es verpasst, bei zahlreichen Großchancen noch die durchaus mögliche Wende herbeizuführen und waren deutlich unter Wert geschlagen worden. "Wir haben aber nach wie vor die Chance, mit einem Sieg in St. Étienne die Chance aufs Weiterkommen in der Europa League zu wahren", machte Schröder deutlich, dass der FSV auf der internationalen Bühne nun keinesfalls die Segel streichen werde. Die Ausgangslage hat sich mit nun drei Punkten Rückstand auf den RSC und auf die Franzosen bei noch zwei ausstehenden Partien zwar zweifelsohne verschlechtert, aussichtslos ist das Unterfangen trotz der gestrigen Niederlage nicht.
"Das ist ein gutes Zeichen"
Ohnehin haben die 05er wenig Zeit, mit der Partie im Constant Vanden Stock Stadion zu hadern, geht es doch am Sonntag (Anpfiff 15:30 Uhr) in der Bundesliga beim Tabellenzweiten RB Leipzig schon wieder um wichtige Punkte. "Die heutige Spielergeneration ist glücklicherweise in der Lage, den Schalter schnell wieder umzulegen und sich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren", hat Schröder keine Bedenken, dass das ernüchternde Ergebnis in der Europa League Auswirkungen auf den Sonntag haben könnte. Darüber hinaus sei RB als keinesfalls „normaler Aufsteiger“ in der momentanen Situation die optimale Herausforderung für die 05-Profis. "Wichtig war im Laufe der bisherigen Saison, dass wir unsere vier Siege gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte eingefahren haben. Das ist in meinen Augen ein gutes Zeichen. Klar ist aber, dass wir gegen Mannschaft, die hochgehandelt werden in der Liga, etwas nachzuholen haben."
Gegen eines der Überraschungsteams der Bundesliga, dessen Spielweise laut Schröder von Offensivgeist und Kreativität geprägt sei, wollen die 05er die Chance nutzen, das Punktekonto weiter auszubauen. Generell gibt es nach Ansicht von Schröder viele Elemente im Spiel auf Seiten des nächsten Gegners, die der Philosophie des FSV nahekommen. "Leipzig hat sich sicherlich viel vorgenommen und will den eigenen Trend vor dem begeisterungsfähigen Publikum zuhause fortsetzen. Daher freuen wir uns auf ein sehr gutes Spiel, denn wir wollen uns mit den Besten messen." Beim Unterfangen, die in der Bundesliga mit 14 Punkten aus bislang neun Partien "sehr gute Ausgangsposition" weiter zu verbessern, werden die 05er am Sonntag von rund 1500 Anhängern unterstützt, die ihre Profis zur Pflichtspiel-Premiere gegen RB Leipzig (21 Punkte) begleiten werden.