Profis 24.05.2023 - 19:05 Uhr
Kohr: "Das ist immer das oberste Ziel von Mainz 05"
Im letzten Saisonspiel möchten der für einen gelungenen Abschluss sorgen. Die mögliche Dortmunder Meisterschaft sei in der Vorbereitung nicht entscheidend.
Es ist fast schon kurios: In zweieinhalb Jahren bei Mainz 05 lief Dominik Kohr noch nie im Stadion von Borussia Dortmund auf und durfte generell erst einmal als 05ER gegen den BVB mitwirken. In der vergangenen Spielzeit hatte sich der Abräumer am siebten und 24. Spieltag gegen Union Berlin jeweils eine Gelb-Rote Karte abgeholt und entsprechend die Duelle mit Dortmund verpasst. Auch das Hinspiel im Januar verpasste der Mittelfeldakteur gelb-gesperrt. Nun soll es am Samstagnachmittag (15:30 Uhr, live auf Sky & 05ER.fm) endlich klappen mit seinem insgesamt 14 Pflichtspiel-Einsatz gegen Schwarz-Gelb.
Mit Maske in den Hexenkessel
Dabei wird dem Sechser auch die kleine Gesichtsfraktur aus einem Zweikampf im Training nicht im Weg stehen, als Vorsichtsmaßnahme wird er aber – wie schon gegen den VfB Stuttgart – auch in Dortmund mit einer Schutzmaske auflaufen. "Um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, dass es schlimmer wird“, erklärt Kohr und ist froh, am vergangenen, wie auch am kommenden Wochenende gespielt zu haben und spielen zu können.
Mehr Aufregung als vor jedem anderen Bundesligaspiel erlebe der 29-Jährige ob der Meisterschaftsambitionen des Gastgebers bislang nicht. Dennoch sei die Atmosphäre in Dortmund vor der "Gelben Wand“ immer etwas Besonderes, hinzu komme die aktuelle Situation der Schwarz-Gelben, die sich mit einem Sieg zum Deutschen Meister krönen würden. "Das Stadion wird bis auf den letzten Platz ausverkauft sein. Wir wissen um die Bedeutung des Spiels, worum es für Dortmund geht“, so Kohr.
Das "oberste Ziel“ schnell erreicht
Der Fokus liege dennoch auf der eigenen Leistung. "Wir freuen uns auf die Partie, wollen ein gutes Spiel machen, denn wir haben etwas gutzumachen, um die Negativserie der letzten vier Spiele zu durchbrechen und für ein gutes Saisonende zu sorgen“, sagt der gebürtige Trierer. Man könne schließlich auf eine überragende Spielzeit zurückblicken, in der man frühzeitig den Klassenerhalt sicherte und nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatte. "Das ist immer das oberste Ziel von Mainz 05, das haben wir geschafft.“
Als "kleiner Verein“ zwischenzeitlich sogar ein Wörtchen um die europäischen Ränge mitgeredet zu haben, sei eine Bestätigung für die Entwicklung des Klubs in den vergangenen zwei Jahren. Zwar seien die jüngsten vier Auftritte – mit Abstrichen beim Schalke-Spiel - nach zwischenzeitlich zehn Partien ohne Niederlage in Serie enttäuschend, zu wenig für die eigenen Ansprüche gewesen. Dennoch müsse man den gesamten Prozess ins Auge fassen, den man stetig fortführe und der auch Svensson sicherlich zufriedenstelle, erläutert Kohr.
Noch einmal die Qualität auf den Platz bringen
In der Sommervorbereitung werde man – wie schon im letzten Jahr – gemeinsam gründlich aufarbeiten, was zu einer noch besseren Platzierung gefehlt habe, um die Entwicklung erneut ein Stück voranzutreiben. Kohr selbst vermutet die Gründe für den jüngsten Negativlauf primär in der Defensive, der "unbedingte Wille, das eigene Tor zu verteidigen“, sei in den vergangenen Wochen ein wenig abhandengekommen. Dies lege besonders auch die Statistik nahe, musste der FSV doch gegen den VfL Wolfsburg, Schalke 04, Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart insgesamt 13-mal den Ball aus dem eigenen Netz holen. Diese Anzahl an Gegentreffern hatte man zuvor auf zwölf Partien verteilen können. "Das ist ausschlaggebend, warum wir die Spiele verloren haben“, glaubt Kohr. Zwar habe man auch offensive Stärken, als Mainz 05 könne man eine solch hohe Zahl an Gegentoren aber nicht mit eigenen Treffern ausgleichen.
Bevor es in der Vorbereitung dann in die Detailanalyse geht, wolle man sich aber zunächst mit einem "guten Gefühl“ in die Sommerpause verabschieden, um diese so richtig genießen zu können. "Der ganze Fokus liegt auf uns“, bekräftigt der zweikampfstarke Mittelfeldspieler noch einmal die Bedeutung des letzten Saisonspiels. Die bisherige Heimbilanz des BVB mit 14 Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage sei dabei ein zusätzlicher Ansporn für die 05ER, die Borussia als erst zweites Team in dieser Saison vor heimischer Kulisse zu schlagen. "Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Qualität dagegenhalten können“, sagt Kohr und spekuliert auch darauf, dass der Druck auf Seiten der Dortmunder aufgrund der möglichen Meisterschaft "zu hoch sein könnte und wir unsere Räume bekommen“, wie er es selbst ausdrückt.
Hinten sicher stehen & nach vorne Akzente setzen
So oder so werde man aber auch Phasen überstehen müssen, in denen man tiefer verteidigen muss, "dafür ist die Qualität von Dortmund zu groß“, beschreibt der 29-Jährige. Als Schablone dafür könnten die Rückrunden-Partien gegen Leipzig oder den FC Bayern dienen, bei welchen man eben solche Situationen meisterte und letztlich als Sieger vom Platz ging. "Wenn wir zusammen verteidigen, ist es sauschwer ein Tor gegen uns zu schießen“, weiß Kohr. "Im Gegenzug können wir nach Balleroberungen nach vorne immer Akzente setzen, wenn der Gegner offen steht.“
Kohr selbst könnte gegen den BVB auf seine angestammte Sechserposition zurückkehren "Ich spiele dort, wo der Trainer mich braucht, und rufe dort meine Leistung ab“, erklärt der 29-Jährige mit Blick auf den zurückliegenden Sonntag, an dem er auf ungewohnter Position im Zentrum der Mainzer Dreierkette auflief. Man könne immer dazulernen, gerade aus der letzten Reihe die Teamkollegen dirigieren, zählt der Führungsspieler Vorteile des Einsatzes in neuer Rolle auf. Dennoch wisse Trainer Svensson um die Stärken des langjährigen Leverkuseners auf der Sechserposition. Die Aggressivität beispielsweise, die dort größere Vorteile bringe als in der letzten Reihe. Diese möchte Kohr auch am Samstag in Dortmund wieder unter Beweis stellen.