Profis 04.02.2018 - 14:30 Uhr
Komplimente, aber keine Punkte
05er belohnen sich nicht für ihr mutiges Angriffsspiel gegen die Bayern - Schwarz: Vieles, aber nicht alles richtig gemacht
Ein Lob vom Gegner mag gut tun, wenn der eigene Auftritt ein positives Ergebnis produziert hat. Im Falle der 0:2-Niederlage in der ausverkauften OPEL ARENA gegen den FC Bayern taugten die wohlgemeinten und anerkennenden Worte des Münchner Trainers wenig dazu, den Frust beim 1. FSV Mainz 05 zu mildern. "Man hat mal wieder festgestellt, dass Mannschaften im Abstiegskampf über sich hinaus wachsen können, kämpferisch und physisch unheimlich präsent sind und auch zeitweise sehr guten Fußball spielen", sagte Jupp Heynckes. "Unser Sieg ist verdient, aber ich muss der Mainzer Mannschaft ein Kompliment machen für ihre Leistung."
Gerade weil die Leistung der 05er an diesem Tag gut war, weil das Team von Sandro Schwarz dem großen Favoriten in der ersten Hälfte ein weitgehend ausgeglichenes Spiel bot, eine kurze, brenzlige Phase nach der Pause überstand, dann aber mit ihrem unermüdlichen Angriffsspiel den Rekordmeister stark unter Druck setzte und am Ende mit komplett leeren Händen da stand, war der Frust-Faktor diesmal so groß. "Es ist nicht so, dass wir sagen, Niederlage gegen Bayern und Mund abwischen. So ist es nicht", sagte Rouven Schröder. "Wir gehen in jedes Spiel, um was zu holen. Jeder hat heute gesehen, dass eine 05-Mannschaft auf dem Feld stand, die unbedingt etwas abliefern wollte, die alles reingehauen, die die Zuschauer mitgenommen hat. Es ist einfach bitter, weil wir ein gutes Spiel gemacht haben", so der Sportvorstand. "Von Anfang an hat man gesehen, dass wir top eingestellt und hochmotiviert waren. Aber die Bayern waren sehr effektiv. Sie haben zwei Situationen gnadenlos ausgenutzt. Solche Angriffs-Situationen wie in der zweiten Halbzeit hast du gegen die Bayern nicht häufig. Der Ball geht nicht rein. Doch genau das brauchst du an einem solchen Tag, dass du deine Chancen verwertest."
Etliche gute Chancen
Natürlich hätten die Bayern in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs frühzeitig alles klar machen können, doch mit etwas Glück, starken Paraden von Torhüter Robin Zentner und konsequenter Verteidigung blieben die 05er im Spiel. Wäre Robin Quaison in der 53. Minute mit seiner Großchance, die Sven Ulreich überragend abwehrte, der Anschlusstreffer geglückt, die Sache hätte nochmal hochinteressant werden können. Quaison scheiterte später mit einer weiteren Riesenchance, Mats Hummels kratzte im letzten Moment einen Ball von Abdou Diallo von der Linie, Yoshinori Muto scheiterte zweimal. "Wir haben einen Riesenaufwand betrieben und dennoch null Punkte", sagte Schröder.
Es waren die beiden Treffer vor der Pause, die diese Partie entschieden. Unnötige Tore, wie der 05-Trainer befand. "Ärgerlich, dass wir aus der Standardsituation das 0:1 bekommen, das zweite Gegentor kurz vor der Halbzeit durch einen Stellungsfehler kriegen." Franck Ribéry zirkelte einen abgewehrten Eckball aus dem Hinterhalt zum 1:0 für die Bayern knapp neben den Pfosten. James Rodriguez nutzte nach einer Flanke von Corentin Tolisso den Freiraum zwischen Diallo und Gerrit Holtmann und vollstreckte aus kurzer Distanz. Diese gnadenlose Effizienz fehlte den Mainzern.
"Wir hatten sie heute am Haken"
"Ich fand uns in der ersten Hälfte schon griffig, da hätte die eine oder andere Chance mehr herauskommen können aus dem Umschaltspiel. Die Bayern hatten mehr Ballbesitz, aber wir haben nicht die klaren Torchancen weg gegeben. Nach der Halbzeit haben wir in der Tat Glück gehabt, dass die Bayern nicht den Deckel drauf gemacht haben, aber wir haben mit einer großen kämpferischen Leistung darauf reagiert, mit einer Willensleistung, und wir waren auch spielerisch sehr gut. Was gefehlt hat, war das 2:1, um den Glauben aufrecht zu erhalten, dem Spiel noch mal eine Wende geben zu können", sagte Schwarz. "Du musst halt gegen einen so starken Gegner alles perfekt machen. Das haben wir leider nicht gemacht.""
Er sei nicht enttäuscht, betonte der 39-Jährige. "Enttäuscht bist du, wenn du keine Leistung bringst. Ich bin sauer über das Ergebnis. Wir hatten sie heute am Haken. Ich finde, dass wir sehr viele Dinge richtig, aber nicht alles richtig gemacht haben. Wir haben schon in der ersten Halbzeit mutig attackiert, sind drauf marschiert, haben das gemacht, was wir im Vorfeld thematisiert hatten, dass wir durch unsere Leistung eine Stimmung produzieren, mit der die Leute unabhängig vom Ergebnis zufrieden sein können. Das haben wir geschafft. Dennoch sind wir frustriert, dass wir keinen Punkt in der Hand haben."
Mit dieser Niederlage sind die 05er nun auf den Relegationsplatz gerutscht. "Wir sind jetzt enttäuscht, wir schütteln uns. Aber wir sind eine verschworene Gemeinschaft. Wir werden bis zum Schluss alles geben, fighten und uns nicht ablenken lassen von aller Schwarzmalerei", so Schröder. "Die Saison ist nicht vorbei."