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Profis 14.04.2022 - 09:30 Uhr

Kramny: "In Mainz habe ich alles erlebt"

Ex-05ER Jürgen Kramny über seine Zeit beim FSV, das anstehende Duell gegen seinen Heimatklub VfB Stuttgart und eine bevorstehende Reise nach Barcelona

Jürgen Kramny ist als Spieler mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister geworden, war Junioren-Trainer bei den Schwaben, Co-Trainer, zwischenzeitlich Interims-Cheftrainer des Bundesliga-Teams, später Trainer der zweiten Mannschaft in der Dritten Liga. Mit dem 1. FSV Mainz 05 ist der Fußballprofi, der zwischen 1997 und 2005 alle Höhen und Tiefen am Bruchweg als Mittelfeldspieler durchlebt hat, zweimal in die Bundesliga aufgestiegen. Als Spieler 2004, dann noch einmal als Co-Trainer beim Wiederaufstieg. Wer also könnte als Gesprächspartner vor dem Bundesliga-Duell der 05ER mit dem VfB am Samstag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) in der MEWA ARENA besser geeignet sein, als der 50-jährige, gebürtige Stuttgarter, der beide Vereine aus dem Effeff kennt, auch wenn er selbst derzeit weder am Neckar noch am Rhein arbeitet.

"Ich bin tatsächlich gerade in Frankfurt", sagt Kramny am Telefon. "Wir haben nochmal trainiert und bereiten uns alle gerade auf die Reise nach Barcelona vor. Wir werden am Mittwoch mit dem kompletten Trainer-Team hinfliegen und dann am Donnerstag das Europa-League-Spiel mit einem schönen Rundum-Programm verfolgen. Da freuen wir uns richtig drauf." Kramny ist seit 2020 Trainer der U19 von Eintracht Frankfurt. Von daher steht das Europapokal-Rückspiel der Eintracht bei den Katalanen derzeit an erster Stelle für alle im Klub.

Kramny (l.) in seinem ersten Bundesliga-Spiel für die 05ER gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart (hier im Kopfballduell mit Cacau).

Titelchancen nach schwierigem ersten Jahr

Kramnys A-Junioren stehen in der Liga auf Platz drei mit einem Punkt Rückstand auf Tabellenführer FC Augsburg und den 1. FC Nürnberg. "Leider hat uns Mainz 05 am Wochenende nicht geholfen gegen die Nürnberger. Sonst wären wir nun Zweiter und hätten nur noch einen hinter uns lassen müssen. Jetzt müssen wir darauf hoffen, dass beide patzen", so der Eintracht-Coach. "Das erste Jahr hier war nicht einfach und sehr von Corona geprägt. Wir hatten nur fünf Spiele in der Saison, die dann abgebrochen wurde. Schwierig, dann die Jungs zu motivieren, die gar keine Ziele vor Augen haben, weil sie nicht spielen."

Jetzt, im zweiten Jahr, fühlt sich der Ex-Mainzer absolut wohl am Main. "Meine Familie ist nach wie vor in Ludwigsburg bei Stuttgart. Ich habe eine Wohnung zehn Minuten vom Riederwald weg und kann rüber laufen. Das passt", sagt Kramny, der im Laufe der Jahre viel rumgekommen ist, der zudem für den VDV (Verein der Vertragsfußballspieler) das Camp für vereinslose Spieler betreute. "Irgendwann kam die Anfrage von Holger Müller (bis März 2022 Nachwuchskoordinator bei der Eintracht) und Andy Möller (bis März 2022 Leiter des Nachwuchsleistungszentrums), mit denen ich immer in Kontakt stand. Wir kannten uns von früher. Müller und Kersting (Anm. d. Red.: Direktor Nachwuchsfußball bei Mainz 05), das ist so eine Dynastie. Volker ist ja noch etwas jünger, aber sie haben viele gemeinsame Kämpfe bestritten. Also bin ich zur Eintracht. Wer weiß, was dieses Jahr noch geht. Es wäre natürlich schön, wenn wir es mit dem Meistertitel abrunden könnten", sagt der 50-Jährige. 

Seine ersten Erfahrungen als Trainer im Profifußball sammelte Kramny von 2008 bis 2009 bei Mainz 05 als Co von Jörn Andersen (l.).

Spuren in Mainz und Stuttgart

Doch auch seinen vorherigen Stationen fühlt sich der Ex-Profi nach wie vor verbunden: "Stuttgart war meine Heimat. Dort bin ich aufgewachsen, war Jugendspieler, bin dort Profi geworden, später als Trainer wieder zurückgekommen. Und in Mainz habe ich alles erlebt. Meine Kinder sind dort geboren. Wir haben den Verein mit entwickelt, ich glaube, die Infrastruktur, die jetzt da ist, wäre niemals möglich gewesen, wenn nicht unsere Generation von Spielern nach zwei gescheiterten Versuchen den Aufstieg geschafft hätte. Jetzt ist man schon so lange wieder in der Bundesliga nach einem einmaligen Abstieg. Das ist eine großartige Geschichte. Keine Frage, Mainz 05 und der VfB, das sind die zwei Vereine, bei denen ich die meisten Spuren hinterlassen habe."

Aktuell liegt Kramny wieder Stuttgart näher. "Wegen der jüngeren Vergangenheit", sagt er, "weil meine Mutter dort lebt, meine Schwiegermutter, die Familie. Ich pendele eigentlich zwischen Frankfurt und Stuttgart. In Mainz gehöre ich noch zum Kreis der Traditionsmannschaft, habe aber nie da gespielt, weil es bislang zeitlich einfach nicht geklappt hat." Durch Corona sei es auch nicht einfach gewesen, Beziehungen zu pflegen. "Der Bezug ist aber auf jeden Fall zu beiden Städten da", sagt er.

Impressionen aus Kramnys Zeit beim FSV

Lob für Mainz 05 & Vorfreude auf das Camp Nou

Beim FSV gefalle ihm, dass jetzt wieder Kontinuität in der Führung herrsche. "Das war zwischenzeitlich mal am Kippen, aber die Stabilität ist wieder eingekehrt. Man merkt auch, dass die Leute die Mannschaft wieder gerne sehen wollen. Ich kriege das in den Kommentaren der Traditionsmannschaft mit, es macht einfach Spaß. Das hört man öfter, dass das alte Gefühl wieder da sei und an bestimmte Personen gekoppelt ist. Was den VfB angeht, da ist auch vieles umstrukturiert worden. Letztes Jahr haben sie als Aufsteiger eine Super-Saison gespielt. Jetzt kämpfen sie. Am Samstag würde dem VfB vielleicht ein Punkt reichen, Mainz sicher nicht. Es wird ein interessantes offenes Spiel", vermutet er.  

Kramny wird es nur am Rande mitbekommen. Der Coach bestreitet mit seiner Frankfurter U19 von Samstag bis Montag ein Osterturnier in Düsseldorf, an dem auch der 05-Nachwuchs teilnimmt. Die so genannte "Champions Trophy", bei der normalerweise auch internationale Top-Klubs am Start sind. Dieses Jahr ist es wegen Corona ein rein deutsches Turnier und für Kramnys Jungs eine gute Vorbereitung auf die folgenden letzten zwei Punktspiele. 

Zunächst geht‘s aber nach Barcelona: "Ich war beim Hinspiel im Stadion in Frankfurt mit 48.000 Zuschauern. Jetzt werden es doppelt so viele sein. Das wird ein großes Erlebnis. Schön ist in jedem Fall, dass auch in der Endphase der Bundesliga, wo es um was geht, die Zuschauer wieder dabei sind. Das kann auch am Samstag in Mainz ein Faustpfand werden. Ich freue mich jetzt aber erst einmal auf Camp Nou und das Programm, das wir geplant haben. Das wird eine coole Geschichte", sagt Kramny und fügt noch hinzu: "Viele schöne Grüße nach Mainz."