Profis 20.02.2020 - 16:30 Uhr
Latza: "Ein Kapitän muss auf dem Platz stehen"
Der 05-Routinier ist nach überstandener Rückenverletzung auf dem Weg zurück zu alter Stärke und möchte das Team schnellstmöglich zum Klassenerhalt führen
Stolz hatte Danny Latza im Sommer die Wahl zum neuen 05-Kapitän und Nachfolger von Niko Bungert angenommen, sich gleichzeitig viel vorgenommen mit seinen Mainzern. Verantwortung tragen, vorangehen, so lautete der Plan. Doch der Saisonstart misslang gehörig, auch bei Latza, den im weiteren Verlauf der Hinrunde zudem hartnäckige Rückenprobleme plagten, die sich im Dezember als Bandscheibenvorfall entpuppten. Nun ist der Kapitän zurück auf dem Platz und in der Startelf: "Ich kann befreit aufspielen und wieder jede Bewegung machen", sagt der 30-Jährige, der sich allerdings noch nicht bei 100 Prozent sieht.
Das Comeback im Heimspiel gegen Bayern München nach zuvor fast zwei Monaten Zwangspause stand zunächst unter keinem guten Stern. Beim Stand von 0:3 betrat 05-Kapitän Latza in der 32. Minute den Rasen in der OPEL ARENA. Doch der bis hierhin rabenschwarze Nachmittag entpuppte sich anschließend als eine Art Trendumkehr. Der FSV verkürzte noch vor der Pause und schnupperte gegen den Rekordmeister bis zur letzten Sekunde am Anschlusstreffer. Anschließend feierten die Mainzer, mit Latza in der Startelf, einen überzeugenden Auswärtssieg in Berlin und hielten gegen Schalke 04 zum zweiten Mal in der laufenden Saison ein zu Null. Bedeutet: Die lange Zeit wackelige Defensive hat in den letzten 238 Bundesliga-Minuten nur ein Gegentor, ein zudem äußerst unglücklich zustande gekommenes Eigentor in der Hauptstadt, hinnehmen müssen. Latza ist dabei mit seiner Routine und Zweikampfschärfe im zentralen Mittelfeld ein wichtiger Faktor, der zur defensiven Stabiltät beiträgt und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum erneuten Klassenerhalt werden soll.
Lob vom Cheftrainer
"Danny ist unser Kapitän und hat seine Rolle auch wahrgenommen, als er verletzt war", sagt sein Cheftrainer zufrieden. "Er erfüllt all das, was ich mir von einem Kapitän wünsche", so Achim Beierlorzer, der zugleich betont: "Es geht immer nur um Leistung und Danny hat sich seinen Startelf-Platz damit zurückerobert." Latza selbst möchte die Hinrunde nun vergessen machen ("Ich war durch die Schmerzen sicher ein Stück weit gehemmt, habe als Kapitän aber auch eine Verantwortung gegenüber dem Verein gespürt") und seine Rolle als Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam voll ausfüllen. Auch physisch wähnt er sich auf einem guten Weg: "Zunächst einmal bin ich überzeugt: Ein Kapitän muss auf dem Feld stehen und vorangehen. Ich möchte für meine Mannschaft da sein. Mir geht es wieder sehr gut, auch wenn ich bei den Spielen von Anfang an irgendwann gespürt habe, dass ich die Vorbereitung nicht mitmachen konnte. Das kommt aber alles nach und nach. Wichtig ist, dass ich wieder ohne Bedenken jede Bewegung durchziehen kann." Mit seiner Erfahrung möchte er auf dem Platz gerade den jungen Spielern als Vorbild dienen auf dem Weg zum Klassenerhalt: "Ich denke, dass es schon Jungs gibt, die zu mir aufschauen. Beispielsweise Leandro, bei dem ich mir vorstellen kann, dass er hier irgendwann selbst ein höheres Amt übernehmen könnte. Er ist der Typ dafür. Ich möchte mit meiner Präsenz und meinem Kampf einfach alle mitreißen, mit Worten Hilfestellung leisten. Alle ziehen mit und an einem Strang. Wenn wir diesen Weg weitergehen, gelingt uns der Klassenerhalt. Diesen Weg haben auch alle verinnerlicht."
Komplett zufrieden mit der Ausbeute zuletzt war aber auch der Kapitän nicht, der seinen starken Auftritt gegen Ausbildungsverein Schalke 04 in der 43. Minute mit einem Tor hätte krönen können. "Natürlich wäre es ein schönes Erlebnis gewesen gegen meinen Jugendverein zu treffen, da hätte ich meinen Jungs zuhause auch einen reindrücken können", so Latza lachend. "Ich habe den Gegenspieler im Augenwinkel gesehen und dachte, ich kann nicht voll durchziehen. So habe ich den Ball dann nicht voll getroffen, schade." Doch die Szene ist längst abgehakt. Zumal die Geburt seines ersten Sohnes Alexander im April 2019 die Perspektive auf Sport und Leben bei Latza verändert hat:
"Ich genieße es, für ihn da zu sein und denke, dass ich weniger verbissen bin, weil es eine neue Priorität im Leben gibt. Wenn man seinen Sohn nach dem Spiel im Stadion in den Arm nimmt und er lächelt dich an, sind viele Dinge um dich herum vergessen", erklärt der stolze Vater.
In sportlicher Hinsicht gibt es für Latza aber natürlich nach wie vor nur eine Priorität: den FSV. Und auch das Rezept für das möglichst schnelle Gelingen der Mission Klassenerhalt hat der gebürtige Gelsenkirchener bereits parat: "Wir müssen nicht immer glänzen, wenn Einsatz und Leidenschaft stimmen. Das wollen die Fans sehen und übertragen dieses Gefühl auf die Mannschaft. Wenn wir auf dem Platz voll da sind, dann sind es auch die Fans. Das pusht uns enorm, uns noch mehr reinzuhauen, gerade in Spielen, in denen wir uns schwer tun. Über diese grundlegenden Eigenschaften kann man sich Sicherheit und Selbstvertrauen holen!" Es sind Attribute, mit denen Latza und seine 05ER auch dem VfL Wolfsburg am Fastnachtssonntag das Leben schwer machen und Zählbares einfahren wollen. Es soll die Steilvorlage werden für den tags darauf folgenden Rosenmontagsumzug mit den Teamkollegen samt Trainerteam. Es ist ein Event, auf das auch der Kapitän sich freut, denn er weiß: "Fastnacht ist für die Menschen hier wie eine Religion, das spürt man. Und wir als Mannschaft sind gerne Teil von diesem gemeinschaftlichen Event."