Profis 12.05.2020 - 19:05 Uhr
Latza: "Es wird natürlich ein Lernprozess"
Der 05-Kapitän möchte mit dem FSV den Abstand zur Abstiegsregion vergrößern, weiß aber auch, dass der Fokus in den kommenen Wochen aus vielerlei Gründen auf den Profis liegen wird - "Wir tragen Verantwortung"
"Auf alles kann man sich nicht vorbereiten", ist Danny Latza fünf Tage vor der Partie beim 1. FC Köln am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr, live auf 05ER.fm & Sky) - der ersten von neun bis Ende Juni ohne Zuschauer - überzeugt. "Ich denke, wer sich am besten mit den Gegebenheiten arrangiert, wird am Ende auch erfolgreich sein", sagt der 05-Kapitän angesichts der nie zuvor dagewesenen Rahmenbedingungen rund um die kommenden Bundesliga-Partien. Bei aller Vorfreude über die Rückkehr auf den Platz ist sich der 30-Jährige gleichzeitig der Verantwortung bewusst, die er und seine Kollegen nun tragen.
Wir erwischen Danny Latza am späten Dienstagvormittag auf dem Rückweg vom Bruchwegstadion ins Teamhotel, wo die 05ER seit Montag und bis zum Wochenende Quartier bezogen haben im sogenannten Quarantäne-Trainingslager. Die erste Einheit der Woche hat Latza mit seinen Teamkollegen soeben absolviert und muss sich vor allem an eines erst einmal gewöhnen: "Man muss schon aufpassen, dass man nicht zu sehr in Gedanken ist und, wie sonst fast täglich, nach Hause abbiegt", sagt er lachend. Seinen Humor hat er bei allem gebotenem Ernst in der derzeitigen Lage nicht verloren. Schließlich gelte es jetzt "das Beste aus der Situation zu machen", betont er.
Die Situation im Teamhotel Favorite in der Mainzer Oberstadt betrachtet der Mittelfeldspieler als "kleines Trainingslager, auch wenn alles etwas anders läuft als sonst". Heißt: Kein offenes Büffet, stattdessen mit Frischhaltefolie bedeckte Teller, keine gemeinsamen Essenszeiten, sondern unterschiedliche Zeitfenster. "Man achtet auf jedes Detail. Wir halten Abstand und pendeln ansonsten in unseren eigenen Autos zwischen Hotel und Bruchweg." Natürlich, betont Latza, fühle es sich seltsam an. Dennoch könne er der Situation auch positive Seiten abgewinnen. "Es fühlt sich komisch an, ist aber in dieser Situation einfach notwendig und im Rahmen des Konzepts der Liga vorgeschrieben. Als Mannschaft tut uns diese Woche sicher auch gut, wir haben Videositzungen und können uns voll auf unsere Aufgabe fokussieren."
Punktepolster ausbauen
Seit vergangener Woche wissen die 05ER auch, wie diese Aufgabe zum Re-Start aussieht. In Köln will Latza mit den Teamkollegen einen guten Neustart hinlegen, "weil wir den Abstand nach unten so schnell wie möglich vergrößern wollen". Zur Erinnerung: 26 Zähler und damit vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz haben die Mainzer vor der Reise nach Müngersdorf, wo am Samstagabend Quartier bezogen werden soll. Nahe des RheinEnergieStadions hat das Teammanagement der Mainzer die passende Unterkunft lokalisiert, die alle erforderlichen Standards erfüllt, um den Profis eine optimale Spielvorbereitung zu gewährleisten.
Dass der Wiederbeginn nun täglich näherrückt, spürt auch Latza. "Ich freue mich in erster Linie, dass wir wieder unserem Beruf nachgehen dürfen. Das ist ein Privileg und wir sind dankbar, dass das vorgelegte Konzept von Seiten der Politik abgesegnet wurde. Man spürt in der Mannschaft und in der Arbeit auf dem Platz, dass die Wettkampfmentalität zurückkommt." Business as usual erwartet aber auch der 05-Kapitän nicht: "Wir werden erst am Spieltag wirklich zu spüren bekommen, was es bedeutet, vor leeren Rängen aufzulaufen und unter Einhaltung der Auflagen das Stadion zu betreten." Immerhin nutzen die 05ER die Woche vor der Partie, um unter den neuen Bedingungen Wettkämpfe zu simulieren und in Bruchwegstadion wie auch in der OPEL ARENA in voller Mannschaftsstärke sowie in Trikots Partien im elf gegen elf auszutragen. "Es wird eine Herausforderung, direkt voll da zu sein, wir dürfen uns mit Gedanken um die äußeren Bedingungen aber, wenn es losgeht, nicht lange aufhalten, müssen es annehmen, wie es ist. Ich hoffe, dass wir dann in einen Flow kommen können", ist Latza optimistisch.
Die kritischen Stimmen in Sachen Neustart der Bundesliga in Zeiten von Corona hat indes auch der Kapitän vernommen und kann sie bei aller empfundenen Vorfreude vollkommen nachvollziehen: "Natürlich, weil viele Menschen noch eingeschränkt sind, ob nun privat oder beruflich. Es geht häufig um Existenzängste. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns an die Auflagen halten und das nicht schleifen lassen. Wir tragen Verantwortung und stehen mehr denn je im Licht der Öffentlichkeit. Die geforderten Standards gilt es einzuhalten. Das ist auch für uns neu und es wird natürlich ein Lernprozess, die Emotionen auf dem Platz im Griff zu haben und seine Freude auf andere Art und Weise zum Ausdruck zu bringen, cool zu bleiben", so Latza.
"Darüber hinaus können wir nur hoffen und wünschen es uns, dass es den Fans Freude bereitet, am Wochenende oder unter der Woche den Fernseher einzuschalten und den Sport zu verfolgen, der uns begeistert – auch, wenn es zunächst nur von zuhause aus möglich sein wird. Wir spielen alle auch Fußball für die Atmosphäre in den Stadien und hoffen gemeinsam, nicht allzu lange darauf verzichten zu müssen."