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Profis 24.04.2020 - 10:00 Uhr

"Wieder auf ein Ziel hinarbeiten"

Seit über zwei Wochen trainiert Mainz 05 in Kleingruppen am Bruchweg. Laut Kapitän Danny Latza bietet das die Möglichkeit, dass sich die Spieler noch enger miteinander vernetzen.

Kapitän Danny Latza im Gespräch über den unterschiedlichen Fokus beim Training in Kleingruppen, den Ehrgeiz, die Fitness-Challenges der Athletiktrainer zu gewinnen und neue Hobbies. 

Seit zwei Wochen trainiert ihr nun schon in Kleingruppen. Hast du dich bereits an diese spezielle Form des Trainings gewöhnt?

Latza: "Es ist natürlich schon etwas ungewohnt. Aber ich bin erst einmal froh, dass wir überhaupt die Erlaubnis bekommen haben, zu trainieren, wenn auch unter gewisse Auflagen. Irgendwann werden die Läufe, die du zuhause machen musst, dann auch eintönig. Wir sind Fußballer, wir wollen auf dem Rasen stehen und den Ball am Fuß haben. Ich glaube, ich hatte in meinem Homeoffice nicht einmal den Ball am Fuß. Und das habe ich wirklich vermisst."

Wie unterscheidet sich denn euer aktuelles Training von den Einheiten vor der Corona-Krise?

Latza: "Wichtig ist in erster Linie, dass wir nicht den Rhythmus verlieren. Fitness kannst du dir auch zuhause holen, das Gefühl für den Ball nicht Als wir nach den drei Wochen das erste Mal wieder trainiert haben, hat es sich schon so wie eine kleine Sommerpause angefühlt. Ich denke wir waren alle etwas raus und das hat man gemerkt. Natürlich können wir aktuell keinen Fokus auf die Zweikämpfe legen, aber an Torabschlüssen oder dem Passspiel können wir schon arbeiten."

Und manchmal Abwechslung mit speziellen Einheiten reinbringen, wie dem Biathlon-Training am Wochenende.

Latza: "Das war eine sehr intensive Einheit. Wir hatten eine Vorgabe von zehn Kilometern, die wir absolvieren mussten, und zwischendrin dann eben die Station, wo du mit dem Ball auf kleine Tore schießen musstest. Wirklich eine knackige Einheit (lacht). Aber ich glaube, dass das auch allen mal wieder gut getan hat, so an sein Limit zu gehen und den Körper zu fordern."

Wie schwierig ist es im Moment zu trainieren, ohne den Fokus auf das nächste Spiel legen zu können?

Latza: "Also ich glaube schon, dass alle sich erst einmal freuen, dass wir wieder zusammen auf dem Platz stehen. Aber, wenn du am Wochenende keinen Wettkampf hast, auf den du hinarbeitest, dann ist es manchmal ein bisschen wie Leerlauf. Ich denke schon, dass der ein oder andere da Probleme hat, da 100% an sein Limit zu gehen. Aber die Kommunikation innerhalb der Kleingruppen, in denen wir trainieren, ist schon sehr eng geworden. In meiner Gruppe ist beispielsweise Aarón, wir sitzen aktuell auch in der Kabine nebeneinander und wir tauschen uns in diesen Tagen viel aus. Mehr noch, als es im normalen Trainingsbetrieb der Fall war. Insofern bieten die Kleingruppen im Moment auch die Chance, dass man sich mehr mit Spielern austauscht, mit denen man sonst vielleicht nicht so viel zusammen gewesen ist."

Im Homeoffice habt ihr ja auch immer wieder eine Fitness Challenge von denn Athletiktrainern bekommen. Da warst du immer ganz vorne mit dabei. Bist du da mit besonderem Ehrgeiz dran gegangen?

Latza: "Auf jeden Fall! Bei so einer Challenge will man schon gut aussehen. In meinem fortgeschrittenen Alter (lacht) will ich den Jungs dann auch nochmal deutlich machen, dass ich es noch drauf habe und sie in jedem Fall schlagen kann."

Und wie hast du die Zeit sonst rumbekommen im Homeoffice?

Latza: "Ich habe in jedem Fall genug zu tun gehabt. Unser Sohn wird bald ein Jahr und hält uns auf Trab und unser Hund Kenji will auch bewegt werden."

Hat dich dein Hund also auf den Läufen begleitet?

Latza: "Nein, nein (lacht). Ich glaube das würde er nicht schaffen. Wir wissen nicht genau, wie alt er ist, so um die neun oder zehn Jahre? Der ist froh, wenn er zuhause auf seinem Sessel oder seinem Kissen liegen kann und nichts tun muss.

Aber ansonsten habe ich auch Zeit gefunden für gewisse Dinge, die ich im normalen Liga-Betrieb nicht habe. Zum Beispiel habe ich einiges in unserem Garten machen können. Außerdem habe ich viel gekocht in der Zeit und ich kann schon sagen, dass mir das viel Spaß gemacht hat und ich das für mich entdeckt habe in den letzten Wochen. Es ist einfach so, dass du in dieser Zeit Sachen machen kannst, die du vorher nicht so auf dem Schirm hattest."

Gestern saß ja die DFL zusammen und hat über das weitere Vorgehen beraten. Du hoffst wahrscheinlich, dass es irgendwann im Mai wieder los gehen kann.

Latza: "Ja, das wäre wirklich super. Die Sitzung ist ja noch einmal verschoben worden von letzter Woche. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn wir ein Datum hätten, an dem es wieder los geht, ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann. Ich glaube, dann wäre auch direkt 100% wieder die Wettkampfmentalität da."

Wenn es dann wieder weitergeht, dann werden die Spiele ja ohne Zuschauer stattfinden.

Latza: "Ich stelle mir das so ähnlich vor, wie wenn du ein Freundschaft- oder Testspiel spielst, in der Länderspielpause zum Beispiel. Da hast du dann auch keine oder nur wenige Zuschauer und du hörst alles auf den Platz. So wird die Atmosphäre vermutlich sein. Darauf müssen wir uns einstellen, denn es ist dann ja trotzdem Bundesliga. Es wird wichtig sein, dass wir uns so motivieren, dass wir uns vorstellen, dass die Ränge trotzdem voll sind und unsere Fans da sind. Denn es wird schon komisch sein. Normalerweise hast du vor dem Spielen diese Anspannung, du läufst ein ins Stadion und hörst die Fans und das wird uns natürlich sehr fehlen."

Für den Zeitpunkt, an dem wieder Fans ins Stadion dürfen, hat Mainz 05 ja die Aktion Helden Ticket gestartet, an der sich auch die Mannschaft beteiligt hat.

Latza: "Die Aktion finde ich richtig gut. Es ist eine schöne Idee, dass man einem Helden, der in der aktuell schwierigen Zeit das öffentliche Leben am Laufen hält, ein Ticket geben kann. Und so war es uns als Mannschaft sehr schnell klar, dass wir auch unseren Beitrag dazu leisten wollen."