Profis 18.05.2018 - 16:00 Uhr
Leichte Gegentore und mangelnde Effizienz
Die Saison 17/18 im Rückblick - Schwarz: In der Vorrunde waren fünf, sechs Punkte mehr drin
Die insgesamt zwölfte Spielzeit, die der 1. FSV Mainz 05 in seiner Bundesliga-Historie absolviert hat, war nicht frei von Rückschlägen. Sandro Schwarz erlebte in seinem ersten Jahr als Cheftrainer die ganze Bandbreite des Jobs als Bundesliga-Coach. Von bitteren Niederlagen und Rückschlägen bis hin zu einer famosen Endrunde im Abstiegskampf, in der sich der Trainer und dessen Mannschaft vorzeitig und spektakulär den Klassenverbleib sicherten. "Es fühlt sich mit ein paar Tagen Abstand noch immer sehr gut an", sagte der 39-Jährige in dieser Woche. Wir wollen die Saison an dieser Stelle noch einmal Revue passieren lassen. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit der Vorrunde.
Drückende Überlegenheit, Dominanz, Chancen, aber kein Tor. Der Gegner kontert zweimal und gewinnt: Die 05er kassierten zum Auftakt der Saison 2017/2018 in der OPEL ARENA eine 0:1-Niederlage gegen Aufsteiger Hannover 96. Der Klassiker: Die einen, also die 05er, machen bei eindeutiger Dominanz in ihrer besten Phase mit gute Spielzügen und herausgespielten Möglichkeiten keinen Treffer, spielen sich dann gegen einen tief stehenden und mit zwei dichten Viererketten eng verteidigenden Gegner im eigenen Ballbesitz den Wolf. Verlieren mit zunehmenden Anrennen des gegnerischen Tores irgendwann ihre Linie, das Tempo und die Überzeugung. Die Anderen, die 96er, haben nicht vor, viel in diese Partie zu investieren, verlegen sich ganz auf konzentrierte Defensivarbeit, fühlen sich ohne Gegentor immer wohler, bauen Selbstvertrauen auf, weil nichts anbrennt, und warten geduldig. Der erste von zwei Kontern sitzt. "Wir hatten eine sehr gute Vorbereitung, sind gut reingekommen, waren sofort eine Gemeinschaft, die viele Dinge, die wir sehen wollten, sehr gut umgesetzt hat. Dann wurde es eine schwierige Vorrunde. Gerade mit den ersten beiden Niederlagen", sagt Schwarz.
Spieltag 1-10 in der Galerie
Vollgas-Veranstaltung gegen Hoffenheim
Die Partie beim VfB, dem zweiten Neuling, verlief ähnlich wie der Auftakt und mit demselben Ergebnis. Ein Auswärtsspiel, wie einige andere, die noch kommen sollten bis zur Winterpause: Nicht schlecht, aber ohne dreifachen Punktgewinn. Der erste Sieg kam dann im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Ein am Ende souverän herausgespieltes und begeistert gefeiertes 3:1, bei dem das Team die Partie dank der Tore von Yoshinori Muto, Abdou Diallo sowie Suat Serdar drehte und dabei in der zweiten Halbzeit eine starke Vorstellung in allen Bereichen bot.
"Hannover, Stuttgart, dann gegen Hoffenheim, in Freiburg und gegen Augsburg. Das waren Spiele, in denen wir durchaus hätten fünf, sechs Punkte mehr einfahren können", sagt der 05-Trainer heute. Die Vollgas-Veranstaltung gegen die TSG wird so schnell niemand vergessen. Am Ende eine bittere 2:3-Niederlage, bei der das Ergebnis nach einer erstklassigen Vorstellung in keinem Verhältnis zur eigenen Leistung stand. "Es ist sehr, sehr frustrierend, wenn du so verlierst, nachdem was wir alles abgezogen haben", so der 05-Trainer damals.
Spieltag 11-17 in der Galerie
Zu viele Treffer nach Standards
In Freiburg kam Emil Berggreens Anschlusstreffer zu spät, um noch etwas zu retten. Das Tor des Mittelstürmers bei dessen Bundesliga-Debüt nach zweijährigem Verletzungs-Marathon brachte lediglich die Ergebniskosmetik. Die 05er kassierten ein ärgerliches 1:2 in einer Partie, in der die Mainzer ihre guten Chancen nicht nutzten und den Gegner mit folgenschweren Fehlern aufbauten. "Das Ergebnis nervt einfach", klagte Schwarz. Ein unnötiger Ballverlust bescherte den Freiburgern die unverhoffte Führung. Dann der Höhepunkt: Jean-Philippe Gbamins Schuss aus 59 Metern landete auf der Latte, sprang zurück ins Feld. Kenan Kodro köpfte dem Keeper den Ball in die Arme. Am Ende liefen die 05er in den entscheidenden Konter.
Nach 85 Minuten flammte noch einmal Hoffnung auf, dass es in der Schlussphase gelingen könnte, vielleicht doch noch einen Punkt zu behalten. Gegen den FCA erlosch der Silberstreif am Horizont aber so schnell, wie er aufgetaucht war nach Gerrit Holtmanns Anschlusstreffer zum 1:2. Quasi im Gegenzug folgte der schnelle Konter, mit dem der FC Augsburg dann endgültig den Deckel drauf machte. Die Effizienz fehlte den 05ern erneut. Das, verbunden mit unnötigen Gegentoren, galt zum Teil auch für die Auswärts-Unentschieden in Wolfsburg, Mönchengladbach, Leipzig und Bremen. Wobei das Team insbesondere in Gladbach und Leipzig ansonsten sehr stark auftrat. "Das Gesamtbild der Vorrunde war mit 17 Punkten nicht ordentlich. Zu viele leichte Gegentore und Treffer nach Standards haben uns Punkte gekostet. Im Offensivbereich haben wir zu wenig Tore gemacht", resümiert Schwarz. "Das Erreichen des Viertelfinales im Pokal kurz vor Weihnachten hat uns aber ein gutes Gefühl im Winter gegeben", sagt der 05-Trainer. Mit der Pokal-Geschichte befassen wir uns im zweiten Teil der Rückschau.