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Profis 05.04.2023 - 19:30 Uhr

Leistung als Wohlfühl-Indikator

Mit der Verpflichtung Ludovic Ajorques kurz vor Schließung des Wintertransfer-Fensters hat der FSV goldrichtig gelegen, wie man heute weiß. Und auch der Franzose selbst scheint einen Volltreffer gelandet zu haben.

Gruß an Lenni: Auf Wunsch seines Sohnes formt Ajorque mit seinen Händen nach jedem seiner Treffer ein doppeltes "L".

Neben Andreas Hanche-Olsen ist er der zweite 05-Wintertransfer, der voll eingeschlagen hat: Ludovic Ajorque ist erst seit Ende Januar 05ER, aber längst nicht mehr wegzudenken aus dem Team von Bo Svensson. Der Cheftrainer hat den Franzosen am vergangenen Wochenende als "Qualitätsspieler" gepriesen. Mannschaftsdienlich und torgefährlich präsentiert sich der 29-Jährige seit seiner Ankunft am Bruchweg, wo er sich "pudelwohl“ fühlt, wie er sagt. Seit dieser Woche ist auch sein Sohn Lenny Vereinsmitglied.

05.04.2023

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Bewerbungsschreiben an die ARD

Die monatliche Sportschau-Wahl zum Spieler des Monats ist Ajorque durchaus ein Begriff und die Frage an ihn danach nicht unbegründet. Mit seinem traumhaften Lupfer zum 2:0 nach der scharfen Hereingabe von Anton Stach hatte der Mittelstürmer den FSV am vergangenen Wochenende in Leipzig endgültig auf die Siegerstraße gebracht und sein Bewerbungsschreiben für den Monat April eingereicht. Er habe gar keine andere Wahl gehabt, als den Ball direkt zu nehmen und Torhüter Janis Blaswich per Bogenlampe zu überwinden. "Schön, dass es geklappt hat. Es war ein ganz wichtiges Tor, ob ich es damit in die Auswahl schaffe, weiß ich aber nicht", sagt er bescheiden. Viel lieber, als sie anzunehmen, verteilt der Winter-Neuzugang Komplimente und lobt die Mannschaft dafür, wie leicht sie es ihm seit seiner Ankunft Ende Januar gemacht habe, am Rhein Fuß zu fassen: "Es ging tatsächlich alles sehr schnell, ich hatte nicht viel Zeit, um reinzukommen. Das ging schlagartig von Spiel zu Spiel. Wir haben hier ein super Team, der Trainer hat mich von Beginn an unterstützt und mir klar gemacht, welche Rolle ich spielen und wie ich der Mannschaft helfen soll. Ich kommuniziere mit allen, auf Englisch, mit Körpersprache. Ich bin sehr froh, dass es so schnell funktioniert hat, und ich bedanke mich auch bei dir, Nej“, sagt er in Richtung des neben ihm sitzenden Dolmetschers und 05-"Integrationsbeauftragten" Nejmeddin Daghfous.

Dass es rund läuft für den 1,97-Meter-Mann spiegelt sich nicht zuletzt in seinen Einsatzzeiten wider. Von 900 möglichen Minuten er Ajorque 742 absolviert, dabei nie enttäuscht und mittlerweile drei sehenswerte Tore erzielt. Ein wichtiger Faktor für ihn, wie er zugibt: "Fakt ist, dass Stürmer Tore brauchen und nicht zuletzt daran gemessen werden. Dass der Knoten gegen Mönchengladbach geplatzt ist, war eine Erleichterung. Dafür habe ich hart gearbeitet und möchte der Mannschaft weiterhelfen.“ Dass das Team nach nunmehr 26 Spieltagen 40 Zähler eingefahren und "wir damit unser wichtigstes Ziel so früh erreicht haben", solle allerdings keinesfalls dazu führen, die Zügel schleifen zu lassen, sondern viel mehr Motivation sein, dranzubleiben und weiter konstant aufzutreten. "Wir sind selbstbewusst und erfolgreich, und wollen weiter in jedem Spiel so viele Punkte wie möglich einfahren. Am Ende der Saison werden wir sehen, wofür es gereicht hat."

"Ein wenig nervös und aufgeregt" sei er beim Anstimmen der Humba in Leipzig gewesen, gibt "Ludo" zu.

Erinnerungen an Straßburg & bevorstehender Familienbesuch

Ganz neu ist eine solche Phase mit einem vergleichsweise kleinen Klub für den auf La Réunion im indischen Ozean geborenen Franzosen nicht. Schließlich hatte er die Europa-League-Qualifikation mit Racing Straßburg in der vergangenen Saison nur haarscharf verpasst, als er mit seinem vorherigen Klub in der Ligue 1 auf Rang sechs abschloss. "Ich weiß, wie es ist, wenn die gesamte Mannschaft erst einmal im Flow ist", sagt Ajorque und ist guter Dinge, mit dem FSV bis zum Ende der Saison auf hohem Niveau liefern zu können. Die Voraussetzungen stimmen in seinen Augen – nicht zuletzt bei ihm persönlich: "Ich denke, der beste Indikator dafür, ob ein Fußballer sich wohlfühlt, ist seine Leistung. Hier passt alles, meine Familie fühlt sich pudelwohl, die Stadt ist wunderschön. Das ist der Grund, weshalb ich mich voll auf den Sport fokussieren kann in einem tollen Klub", erklärt er wenige Tage, nachdem er seinen bald vierjährigen Sohn zum frischgebackenen 05-Mitglied gemacht hat. "Das ist etwas, was ich dem Verein zurückgeben kann. Wir sind hier als Familie sehr glücklich, obwohl wir erst seit zwei Monaten da sind. Insofern war es für mich keine Frage."

Frisch aus dem Drucker: Der Mitgliedsausweis von Lenny Ajorque.

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Die Familie nimmt im Leben Ajorques ohnehin eine zentrale Rolle ein. Sein Vater verfolge aus dem fernen Réunion jedes seiner Spiele, berichtet der Profi, unabhängig von der Zeitverschiebung. Früher hatte er ihn trainiert, und auch heute werde jedes Spiel per Telefon analysiert: "Als ich klein war, war er hier und da sehr kritisch mit mir, heute gibt es meistens Lob. Im Mai wird er mit meiner Familie zum ersten Mal nach Mainz kommen und bei insgesamt drei Spielen dabei sein. Darauf freue ich mich sehr."

Mit der Kraft der Fans im Rücken gegen Werder

Bis dahin möchte der Franzose, der mit der Empfehlung von 46 Treffern in 135 Ligue-1-Partien nach Mainz kam, weiter dafür sorgen, dass der Liga-Endspurt mit dem FSV ein packender bleibt in den noch ausstehenden acht Partien. Über das Duell mit Werder Bremen hinausblicken habe aber wenig Sinn, wie er erklärt. "In der Bundesliga gibt es keine leichten Spiele, wir konzentrieren uns voll auf die nächste Aufgabe. Nichtsdestotrotz spielen wir zuhause vor unseren Fans und wissen, wieviel Kraft sie uns geben. Wir müssen und werden alles geben und unsere Tugenden auf den Platz bringen. Denn wir wollen die drei Punkte hierbehalten", so Ajorque, der nach der unglücklichen Niederlage gegen den BVB einen Tag nach seiner Ankunft ausschließlich Feiertage in der MEWA ARENA erleben durfte: Zu den vier Siegen gegen Bochum, Augsburg, Mönchengladbach und Hoffenheim gesellte sich vor der jüngsten Länderspielpause der Last-Minute-Punktgewinn gegen den SC Freiburg, zu dem er seinen zweiten Assist beisteuern konnte. "Durchweg positive Erlebnisse" seien es gewesen. Dabei darf es in den kommenden Wochen bleiben, findet der Torjäger.