05ER Klassenzimmer 12.02.2025 - 18:00 Uhr
Soziale Medien als Fluch & Segen
Rund 160 Gäste waren der Einladung des 05ER Klassenzimmers gefolgt, um sich in der MEWA ARENA über Medien- und Demokratiebildung auszutauschen.
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Fluch UND Segen, da waren sich am Dienstagabend alle Anwesenden in der MEWA ARENA einig, seien die sogenannten "Sozialen Medien" bis heute. Ein Ort des informellen, unverbindlichen Austauschs, der schellen Abhilfe für Rat- oder Antwortsuchende, aber eben auch der Lügen, Manipulation und Desinformation. Auch die digitale Welt hat sich weiter gedreht, seit zu Beginn des Jahrtausends erste Plattformen den Usern Ablenkung verschafften vom Alltag und die zunehmend globalisierte Welt auch hier vernetzten. Im Endspurt des Bundestagswahlkampfs hatte das 2009 gegründete 05ER Klassenzimmer gemeinsam mit dem Dachverband "Lernort Stadion e.V." aus aktuellem Anlass eingeladen, um darüber zu diskutieren, welchen Einfluss Soziale Medien auf den demokratischen Diskurs nehmen und inwieweit die mit ihnen aufwachsende junge Generation darauf vorbereitet werden muss, Inhalten gegenüberzustehen, deren Einordnung nicht selten höchst kompliziert ist. Ein hochkomplexes Themenfeld, in dem es selten leichte Antworten auf ein Vielfalt von Fragen gibt.
Im Anschluss an die Begrüßung des 05-Vorstandsvorsitzenden Stefan Hofmann sowie einer Vorstellung des Erfolgsprojekts 05ER Klassenzimmer durch CSR-Managerin Ciara Widmann diskutierten im Rahmen eines knapp einstündigen Podiums RLP-Bildungsministerin Stefanie Hubig, Anne Geisler (Vorstandsmitglied Lernort Stadion Standort Ostseestadion), Anouk Seeliger (Landesjugendbeirat Rheinland-Pfalz) und Mario von Wantoch-Rekowski (Institut für Medien und Pädagogik e.V.) über eine wichtige Thematik.
Impressionen aus der MEWA ARENA
05-Präsident Hofmann betonte eingangs die Notwendigkeit, "Meinungen grundsätzlich zu tolerieren". Dies sei in den vergangenen Jahren zunehmend verlernt worden, allen voran im digitalen Raum. "Ein Wettstreit von Ideen" gehöre zu einer Demokratie dazu, zur richtigen Einordnung sei Bildung ein Schlüssel. "Genau dafür sind unsere Bildungsinitiativen unerlässlich", bezog sich der 05-Vorsitzende abschließend direkt auf Projekte wie das 05ER Klassenzimmer, den KidsClub oder die 05ER Youngsters. Sie alle eint, dass außerschulisch und häufig spielerisch Inhalte vermittelt sowie darüber hinaus eine natürlich Nähe zum Verein Mainz 05 geschaffen wird.
Dass es kein einfaches Patenrezept gibt, einer Generation, die auf und mit Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, X oder TikTok groß wird, wurde später schnell deutlich. Ministerin Hubig betonte die Gefahr einer unreflektierten Nutzung sowie dem ungefilterten Weitertragen von Informationen. Stets gelte es, die Interessen des Absenders zu hinterfragen. "Was stimmt? Was stimmt nicht? Medienbildung ist ein klarer Bestandteil von Demokratiebildung", betonte sie weiter. "Nutzer müssen verstehen, wie demokratiefeindlich Medien wirken können und lernen, was künstliche Intelligenz bedeutet und schaffen kann."
Auch in den Augen von Wantoch-Rekowski ist es alternativlos, stets die Interessenslagen zu beleuchten, da hinter jeder Plattform marktwirtschaftlich orientierte Unternehmen stehen und Social-Media-Kanäle längst viel mehr seien als ein "Werkzeug für sozialen Kontakt". Von hoher Bedeutung sei es zudem, über die Schulbildung hinaus die Eltern der Kinder und Jugendlichen mit einzubeziehen. "Es wird problematisch, wenn das Gelehrte im Widerspruch zu dem zuhause vorgelebten steht", weiß der Medienpädagoge.
Klubs & Spieler gefordert
Geisler, die mit Lernort Stadien bundesweit an inzwischen 29 Standorten aktiv ist, berichtete von ihren Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Heranwachsenden: "Es wird teilweise gezielt versucht, rechte Gedanken an junge Menschen zu richten, nicht selten beispielsweise von als unpolitisch getarnten Influencern." Insofern müsse gerade der Fußball mit der Reichweite von Klubs und Spielern Verantwortung übernehmen und Position beziehen. "Hass und Hetze dürfen nicht unwidersprochen bleiben, wir müssen soziale, demokratische Werte entgegensetzen", fordert Geisler, so auch der Vorbildfunktion der nach Orientierung suchenden Jugend gerecht zu werden.
Stellvertretend für die junge Generation äußerte Seeliger ihre Vorstellungen und Erwartungshaltung an Politik und Schulen. Aus ihrer Sicht dürfe es nie zur Option werden, den Aufenthalt im digitalen Raum mittels Verboten einzugrenzen. Vielmehr sei es ihrer Meinung nach wichtig, Unterstützung zu erhalten und aufgeklärt zu werden. "Wie erkennt man Fake News? Was deutet auf KI-generierten Content hin?" All dies müsse über Schulen hinausgehen, in Sportvereinen, genauso wie in den eigenen vier Wänden thematisiert werden. Die Bedeutung der Eltern sei nicht zu unterschätzen, teilte auch sie die Einschätzung ihrer Vorredner. "Die jüngste Generation wächst mit sozialen Medien auf", so Seeliger, daran werde sich nichts mehr ändern. Dabei benötigt sie Kompass und Hilfestellungen, um schlussendlich eine Form von Medienkompetenz zu erlangen, mittels derer ein persönlicher, auf fundiertem Wissen basierender Weg im Umgang mit den unzähligen Informationen eingeschlagen werden kann. Ganz entscheidend, sagte die Jüngste auf dem Podium abschließend in Richtung von Hubig: "Wir wollen ernst genommen werden und das Gefühl haben, dass Fragen beantwortet werden und unsere Hinweise zu Konsequenzen führen."
Der Kammerchor des Gymnasiums Nieder Olm begeisterte die rund 160 Gäste in der MEWA ARENA mit den Darbietungen von "Im Schatten des Doms", "I need a hero" und "You'll never walk alone"