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U23 14.12.2015 - 12:13 Uhr

Lob und Gemütslage wieder vereinen

Die Anerkennung der Kollegen nervt Sandro Schwarz, solange die Ergebnisse nicht die Mainzer Dominanz auf dem Platz widerspiegeln.

„Wir stellen uns selbst den allerhöchsten Anspruch“, sagte Sandro Schwarz in der kleinen Presserunde nach dem torlosen Remis gegen die Kieler SV Holstein am Samstagnachmittag. Eine Aussage, die man so oder ähnlich im Fußball sicher des Öfteren zu hören bekommt. Aber Schwarz ist grundsätzlich weit entfernt von inhaltsleeren Floskeln. Was dieser höchste Anspruch auf dem Platz bedeutet, wurde zuletzt beim Rückrundenauftakt der 3. Liga wieder deutlich. Holstein Kiel mauerte konsequent mit Manndeckung aus Vierer- und Fünferkette, ohne Ansprüche auf den Ball zu erheben. Das Spiel machen zu müssen gegen tiefstehende Teams – für eine U23 im Aktivenbereich alles andere als üblich. Für die Elf von Sandro Schwarz inzwischen Alltag. „Wir wollten noch tiefer stehen und es über Standards oder Konter versuchen. Wenn wir hier ins Pressing gehen, hätten uns die Mainzer auseinandermontiert“, erklärte Kiel-Trainer Karsten Neitzel.

So bekommt ein 0:0 am Bruchweg ganz unterschiedliche Wertungen: Die Gästen erfreuen sich an dem gewonnenen Punkt, bei den Nullfünfern dagegen „ist der Trainer unzufrieden. Und die Spieler hoffentlich auch.“ Was Sandro Schwarz zum Glück fehlte, war die letzte Konsequenz in der Nutzung des gewohnt großen Ballbesitzes. „Wenn man außen durch ist und bekommt den Ball zweimal nicht in den Strafraum, dann muss man es eben zehnmal machen. Dann kommt er vielleicht achtmal nicht rein, einmal geht er noch daneben, aber irgendwann sitzt er auch.“ Was so einfach klingt, ist die aktuell wohl größte mannschaftstaktische Herausforderung im deutschen Fußball: Lösungen gegen tief und strukturiert verteidigende Gegner finden. „Im Kopf nicht nachlassen und geduldig ohne Hektik bis zur letzten Sekunde weitermachen“, wie Schwarz verlangt. Das, so der Fußballlehrer, ist der nächste Entwicklungsschritt, den die jüngste deutsche Profimannschaft zu gehen hat.

Denn auch für eine Ausbildungsmannschaft „gilt es, Ergebnisse zu ziehen“. Der vermeintlich einfache Weg ist dafür nach der Entwicklung der letzten Monate aber keine Option mehr: „Den Sport, in dem wir freiwillig den Ball hergeben, kenne ich bis heute noch nicht“, scherzte Schwarz auf die Frage nach einer möglichen Abkehr von der anspruchsvollen Spielidee zurück zur reinen Umschaltfixierung. Stattdessen wird auch der Trainer Geduld aufbringen müssen – mindestens bis zum nächsten Samstag, wenn das letzte Spiel des Jahres beim 1. FC Magdeburg ansteht. Damit die externen Fakten wie die erreichten 29 Punkte oder Äußerungen über die „wahnsinnig hohe Qualität beim eigenen Ballbesitz" (Karsten Neitzel) auch wieder mit der Gemütslage des Trainers einhergehen.