Profis 09.02.2022 - 19:00 Uhr
Höler: "Ich habe mich reingebissen, so wie überall"
Von 2014 bis 2016 spielte Lucas Höler für die U23 der 05ER, heute ist der 27-Jährige ein gestandener Bundesligaspieler beim nächsten FSV-Gegner, dem SC Freiburg. Wie er sich Stück für Stück nach oben gearbeitet hat, welcher Mainzer noch heute ein enger Freund ist und was er über Mainz 05 unter Bo Svensson denkt, hat er im Interview erzählt
Als 19-Jähriger wechselte Lucas Höler 2014 vom Regionalligisten VfB Oldenburg zur U23 des 1. FSV Mainz 05, die damals in der dritten Liga spielte. Erstmals war Höler weg aus seiner Heimat im Norden und gleichzeitig im Profi-Fußball angekommen. Der mittlerweile 27-jährige Stürmer des kommenden FSV-Gegners SC Freiburg (Samstag, 15:30 Uhr im Europa Park-Stadion, oder live auf SKY und 05ER.fm) ist nicht den heutzutage typischen Weg durch ein Nachwuchsleistungszentrum gegangen, sondern arbeitete sich Schritt für Schritt, genauer gesagt Liga für Liga, bis in die Bundesliga. Mit mittlerweile 128 Partien für die Freiburger sieht sich Höler auch selbst als gestandenen Spieler in der höchsten deutschen Spielklasse.
Unter dem heutigen FSV-Sportdirektor Martin Schmidt und Sandro Schwarz als Trainer traf Höler in 63 Einsätzen 21 Mal in Liga drei für die 05ER. Damit empfahl er sich für die weiteren Stationen in der zweiten Liga beim SV Sandhausen und schließlich in Freiburg. Im Interview erzählt Höler unter anderem, mit welchem FSV-Spieler er heute noch eng befreundet ist, was ihm auf seinem Karriereweg geholfen hat und warum es für ihn beim SCF so gut läuft.
Hallo Lucas, du warst am Samstag erstmals im Aktuellen Sportstudio des ZDF zu Gast. Wieviele Treffer sind dir an der Torwand gelungen?
Höler: "Leider gar keiner (lacht)."
In der Bundesliga bist du bisher erfolgreicher, vier Tore und drei Vorlagen in 21 Spielen sind dir gelungen. Bist du damit zufrieden?
"Ich bin auf jeden Fall zufrieden, dass ich bisher jedes Spiel gemacht habe und verletzungsfrei geblieben bin. Mit unserer Teamleistung bin ich auch sehr zufrieden, mit meiner Toranzahl aber noch nicht. Die ist noch ausbaufähig und daran werde ich weiter arbeiten."
Es läuft gut für den SCF und Dich. Wie würdest du euren bisherigen Saisonverlauf bewerten?
"Wir spielen eine sehr gute Saison und haben eine super Mannschaft zusammen. Im Sommer hatten wir nur wenige Abgänge und in der Vorbereitung haben wir gut gearbeitet. Die Abläufe, die wir über Jahre trainiert haben, sieht man jetzt Woche für Woche auf dem Platz. Natürlich sind auch mal kleine Schwankungen drin wie am Wochenende in Köln. Dennoch können wir mit unserer bisherigen Saison zufrieden sein und hoffen, dass wir weiterhin oben mitmischen können."
Du hast vor kurzem gesagt, dass du dich wohl fühlst in Freiburg, weil ihr euch innerhalb der Mannschaft sehr gut versteht. Ist dieser Teamgedanke eine Voraussetzung, um erfolgreich zu sein als eher kleinerer Bundesliga-Klub?
"Auf jeden Fall! Hier in Freiburg ist der Teamgedanke sehr wichtig. Wir verstehen uns alle gut. Natürlich sind wir auch Konkurrenten und jeder möchte spielen, aber jeder gönnt es dem anderen auch. Wir sind eine super Truppe und es macht riesigen Spaß mit den Jungs Woche für Woche auf dem Platz zu stehen."
Deine Startelfquote in dieser Saison liegt bei 100 Prozent. Würdest du dich mit jetzt 27 Jahren als gestandenen Bundesligaspieler bezeichnen?
"Mittlerweile schon, ja. Ich habe über 100 Bundesligaspiele gemacht und denke auch, dass ich mir dieses Standing innerhalb der Mannschaft erarbeitet habe. Auch die jungen Spieler können zu mir kommen, wenn sie etwas wissen wollen. Mich freut sehr, dass ich auch in dieser Hinsicht eine wichtige Person im Team bin."
Dein Weg dorthin war nicht der klassische über ein NLZ, du hast dich Liga für Liga hochgearbeitet. Was hat dir geholfen, dranzubleiben und immer wieder den nächsten Schritt zu gehen?
"Natürlich die Trainer und Teamkollegen. Wenn man Tag für Tag mit guten Spielern zusammentrainiert, wird man automatisch besser und entwickelt sich weiter. Ich musste mich in jeder Liga durchsetzen, das habe ich bisher gut geschafft, habe mich immer durchgebissen. Die Trainer haben auch auf mich gesetzt und mir immer ein gutes Gefühl gegeben, das hat mir sehr geholfen."
Martin Schmidt, heute FSV-Sportdirektor, damals dein Mainzer U23-Trainer, hat gesagt, dass er dich immer wieder als positives Beispiel anführt. Was würdest du einem jungen Spieler mit dem Traum, Profi zu werden, raten?
"Dass er nie den Spaß am Fußball verlieren sollte, egal, wie schwierig es manchmal ist oder was von einem verlangt wird. Man sollte diszipliniert sein und versuchen, alles anzunehmen, was der Trainer sehen möchte. Nur so kann man sich stetig weiterentwickeln.“
Von 2014 bis 2016 hast du zwei Jahre bei Mainz 05 in der U23 dritte Liga gespielt. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
"Am Anfang habe ich nicht so viel gespielt. Ich musste erstmal ankommen und mich reinfinden. Es war auch das erste Mal, dass ich von zuhause weg war. Meine Teamkollegen waren alle sehr gute Kicker, die meisten im NLZ ausgebildet. Das war zunächst nicht einfach, aber ich habe mich reingebissen, so wie ich es überall gemacht habe. Ich habe dann, auch nach dem Trainerwechsel von Martin Schmidt zu Sandro Schwarz, gespielt. Wir haben zweimal die Liga gehalten, deswegen war es für das Team und mich eine erfolgreiche Zeit."
Gibt es noch Kontakt zu deinen ehemaligen Mitspielern? Du hast unter anderem mit Alexander Hack und Robin Zentner zusammengespielt.
"Mit Hacki habe ich noch engen Kontakt, er ist ein guter Freund und im Sommer auch zu meiner Hochzeit eingeladen. Wir verstehen uns sehr gut und freuen uns, wenn wir uns sehen. Auch mit Robin verstehe ich mich gut, wir haben uns schon ein paar Mal im Urlaub gesehen."
Hat sich Hacki in dieser Woche schon gemeldet?
"Er hat mir am Samstag wegen des Auftritts im Aktuellen Sportstudio geschrieben. In dieser Woche war es ruhig und vor dem Spiel schreiben wir uns normalerweise auch nicht. Danach werden wir uns sehen und quatschen."
Du hast dich damals mit guten Leistungen empfohlen für den nächsten Schritt. Zunächst in Sandhausen in der zweiten Liga, dann in Freiburg. Warum war und ist der SCF für dich der richtige Klub?
"Weil es ein sehr guter Verein ist, bei dem man in Ruhe arbeiten kann. Auf der Trainerposition ist eine Konstante, die es so wohl nirgendwo auf der Welt gibt. Das hat mir sehr weitergeholfen in meiner Entwicklung. Die Mannschaft ist super, ich fühle mich sehr wohl in der Stadt, das Wetter ist meistens schön. Das Gesamtpaket gefällt mir sehr gut, auch meiner Frau und meinem Hund."
Die Konstante auf der Trainerposition heißt Christian Streich. Wie würdest du seinen Anteil an deiner Entwicklung beschreiben?
"Der ist sehr groß. Ich habe seine Ratschläge immer angenommen und versucht umzusetzen. Auch in schwierigen Zeiten stand er hinter mir und hat mir Selbstbewusstsein gegeben."
Bo Svensson hatte gerade seine Profikarriere beendet, als du in Mainz bei der U23 warst. Seid ihr euch da schon über den Weg gelaufen?
"Ich glaube schon, wir haben uns sicherlich auch mal Hallo gesagt. Das ist aber schon lange her, deswegen ist meine Erinnerung daran nicht mehr so gut."
Innerhalb eines Jahres hat Mainz 05 unter seiner Führung eine sehr gute Entwicklung genommen. Wie hast du das von außen wahrgenommen?
"Es hat sehr mich gefreut, dass Mainz 05 in der letzten Saison die Klasse gehalten hat. Das war fast unmöglich und überragend, was da geleistet wurde. Jetzt sieht man die positive Entwicklung, sie haben mit dem Abstiegskampf nichts zu tun."
Am Samstag sind die 05ER in Freiburg zu Gast. Was für eine Partie erwartest du?
"Eine hart umkämpfte. Beide Mannschaften sind oben dran, wollen dort bleiben und nichts mehr mit der Abstiegsregion zu tun haben. Gegen Mainz sind es immer schwierige Spiele, deswegen werden Kleinigkeiten entscheiden, denke ich."