Spielbericht 24.04.2021 - 00:00 Uhr
Erst furios, dann diszipliniert - FSV bezwingt die Bayern
45 Minuten furios, nach der Pause dann mit einer blitzsauberen, disziplinierten Vorstellung in der Defensive: Das Rezept der 05ER gegen Rekordmeister Bayern München ist am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA voll aufgegangen. Im Duell zweier Teams der Stunde (FSV sechs Mal ungeschlagen, der FCB acht Mal) setzte sich der Underdog dank der beiden Treffer von Jonathan Burkardt und Robin Quaison vor der Pause - Robert Lewandowski hatte in der letzten Sekunde der Nachspielzeit nur noch verkürzen können - letztlich verdient mit 2:1 (2:0) durch und hatte dabei vor dem Seitenwechsel gar noch Pech bei zwei Alu-Treffern gehabt. Dank Saisonsieg Nummer neun setzen die Rheinhessen damit ein weiteres fettes Ausrufezeichen im Kampf um den mittlerweile greifbaren Klassenerhalt.
"Sicherlich war es heute eine gute erste Halbzeit mit vielen Chancen, nach der Pause dann solide Defensivarbeit mit unbändigem Willen", kommentierte Martin Schmidt nach dem Schlusspfiff.
"Gegen die Bayern kann man sich immer in die Geschichtsbücher eintragen, so wie Thomas Tuchel oder auch ich vor ein paar Jahren. Jetzt ist es Bo mit dem Team gelungen. Siege gegen München sind nie erwartet und mit das Schönste. Das Team geht vernünftig damit um, das hat man auf dem Platz gesehen. Wir sind nicht durch, wir müssen die Spannung hochhalten. Die Situation hat sich verbessert, aber wir müssen die Spannung hochhalten", so der Sportdirektor.
Fünf Veränderungen hatte Bo Svensson, der einst selbst als Spieler den letzten Mainzer Heimsieg gegen die Münchner im November 2011 (3:2) miterlebt hatte, gegenüber dem Sieg in Bremen vorgenommen. In der defensiven Fünferreiche erhielten Danny da Costa und Alex Hack den Vorzug vor Daniel Brosinski und Stefan Bell. Davor starteten Danny Latza, Robin Quaison und Jonathan Burkardt für Dominik Kohr, Jean-Paul Boëtius und Ádám Szalai.
Den ersten Warnschuss der Partie gab Bayern-Außenverteidiger Benjamin Pavard nach nicht einmal 120 Sekunden ab, doch der Versuch strich am rechten Torpfosten vorbei. Im Gegenzug sollte es Burkardt dann mit dem ersten Mainzer Abschluss der Begegnung besser machen: David Alabas Klärungsversuch nach einer Flanke von Phillipp Mwene landete genau vor den Füßen des Eigengewächses, der aus der Drehung entschlossen abzog, Neuer überraschte und so über das frühe 1:0 jubeln durfte (3.). Es sollte der Auftakt zu einer äußerst mutigen ersten Halbzeit der Gastgeber gewesen sein. Und auch die nächste Gelegenheit gehörte dem FSV, als Latza einen abgewehrten Ball aus 16 (!) Metern per Kopf an den Pfosten setzte - Neuer war noch mit den Fingerspitzen am Ball gewesen (10.). Fünf Minuten später dann erstmals die Gäste: Lewandowski tauchte aus dem Nichts in aussichtsreicher Abschlussposition auf, vorausgegangen war ein Fehler der 05ER im Spielaufbau, doch der Pole zielte deutlich drüber (15.). Es war ein unterhaltsamer Beginn in der OPEL ARENA, in der sich die Teams auf Augenhöhe begegneten und die Mainzer weiter mutig nach vorne spielten und die Bayern so immer wieder vor große Probleme stellten. In Minute 16 behauptete sich Quaison im Sechzehner stark und zwang Neuer aus zwölf Metern zu einem klasse Reflex. Wiederum nur zwei Minuten später landete eine abgefälschte Flanke von da Costa am Außenpofsten des Gehäuses (18.).
Die Bayern waren gewarnt, ließen in der Folge zwar zunächst weniger zu, kamen aber auch selbst fast nie in aussichtsreiche Positionen. So plätscherte das Geschehen eine zeitlang vor sich hin. Ein geeignetes Mittel gegen aggressive Mainzer fand der Rekordmeister allerdings auch in dieser Phase (noch) nicht und wurde so immer wieder zu Fehlern im Spielaufbau gezwungen. Und so war der zweite 05-Treffer acht Minuten vor der Pause nur folgerichtig und gleichfalls verdient. Mwene brachte einen Freistoß aus dem Halbfeld mit viel Effet vors Tor, wo Quaison am höchsten stieg und Neuer aus sechs Metern nicht den Hauch einer Chance ließ - 2:0 (37.)! Vor der Pause tat sich im Anschluss nicht mehr viel. Leon Goretzka hatte vielmehr großes Glück, dass er nach seiner Gelben Karte für das Foulspiel an Burkardt nicht des Feldes verwiesen wurde, nachdem er wenig später da Costa Gelb-würdig zu Fall gebracht hatte. Nach furiosen 45 Minuten, in denen sie weit mehr als 60 Prozent der Zweikämpfe für sich hatten entscheiden können, nahmen die 05ER eine verdiente Zwei-Tore-Führung mit in die Katakomben.
Impressionen aus der OPEL ARENA
05ER verwalten & verteidigen leidenschaftlich
Mit Wiederbeginn reagierte Bayern-Cheftrainer Hansi Flick gleich drei Mal und brachte neben dem Ex-Mainzer Eric-Maxim Choupo-Moting auch Jamal Musiala und Tanguy Nianzou für Kingsley Coman, Leroy Sané sowie Goretzka. Auf Seiten der Gastgeber ersetzte fortan Levin Öztunali den angeschlagenen Torschützen Burkardt. Die Bayern hatten in diesen ersten Minuten nun zwar mehr vom Spiel, wirklich zwingend wurden sie aber zunächst nicht. Eine Halbchance von Lewandowski in der 52. Minute war so die erste nennenswerte Szene in Durchgang zwei. So ging das eine ganze Weile in diesen zweiten 45 Minuten, in denen die Bayern den Ball gegen nun tiefer stehende 05ER laufen ließen, aber kaum Gefahr heraufbeschworen. Ein Schuss von Joshua Kimmich aus gut 20 Metern landete so nach 65 Minuten auf der Hintertortribüne. Der Verwaltungsmodus funktionierte bis hierhin, weil Zentner wenig später gegen Choupo-Motings Seitfallzieher zur Stelle war. Kurz darauf reagierte Svensson zum zweiten Mal und brachte Boëtius für den zweiten Torschützen Quaison.
Während der Niederländer für gelegentliche Entlastung sorgte, mühten sich die Gäste weiter im Powerplay vor dem Mainzer Strafraum ab und suchten Lücken - die sich jedoch kaum auftaten. Nach einem Chip von Kimmich versuchte es mit Beginn der Schlussphase erneut Choupo-Moting, konnte Zentner aber auch per Kopf nicht überwinden (77.). Zum ersten Abschluss des FSV kam Leandro Barreiro dann in Minute 82, womit er Zeit zum Durchatmen verschaffte und gleichzeitig wertvolle Sekunden von der Uhr nahm. Es tat sich allerding auch in den Schlussminuten kaum noch etwas, das längst erwartete Power Play der Gäste blieb auch bis tief in die vierminütige Nachspielzeit hinein aus. So war es ein Fauxpas von Hack, der den Münchnern in der 94. Minute zum Anschlusstreffer verhalf, Lewandowski schob aus kurzer Distanz ein. Doch wenig später war Schluss, die 05ER fahren dank des vierten Heimsiegs der Saison weitere wertvolle Zähler ein und stocken das Punktekonto nach nun absolvierten 30 Spielen auf 34 Zähler auf. Am Montag in acht Tagen gastiert Hertha BSC zu in der OPEL ARENA.