Spielbericht 07.11.2020 - 00:00 Uhr
Remis in kuriosem Kellerduell
Zwei Elfmeter, ein nicht gegebener Schalker Treffer sowie ein Mainzer Eigentor zum 2:2-Endstand: Das Kellerduell zwischen dem FSV und Schalke 04 am Samstagnachmittag in der OPEL ARENA hatte jede Menge zu bieten. Mit dem Ergebnis aber dürften die Mainzer nach zweimaliger Führung, Daniel Brosinski und Jean-Philippe Mateta trafen vor der Pause vom Punkt, sowie gleich mehrerer hochkarätiger Gelegenheiten, die Führung auszubauen, unter dem Strich nicht sein. Für Schalke traf Mark Uth per Freistoß, beim erneuten Ausgleich in der Schlussphase prallte das Leder von Jeremiah St. Justes Schienbein unglücklich ins eigene Tor.
Drei Veränderungen hatte Jan-Moritz Lichte gegenüber der Niederlage in Augsburg vorgenommen und Leandro Barreiro, Edimilson Fernandes sowie Jonathan Burkardt im Kellerduell den Vorzug vor Kunde Malong, Robin Quaison und Levin Öztunali geschenkt, die allesamt auf der Bank Platz nahmen.
Und es ließ sich gut an für die 05ER, weil das erste Vortasten in den gegnerischen Strafraum in der fünften Minute sofort mit einem Elfmeter für die Gastgeber belohnt wurde: Matija Nastasic war gegen Burkardt rustikal in den Zweikampf gegangen und Schiedsrichter Patrick Ittrich entschied nach Zuhilfenahme des Videobeweises auf Strafstoß: Daniel Brosinski blieb gewohnt eiskalt und verwandelte zur frühen 1:0-Führung (6.). Doch die Schalker erwiesen sich in der Folge als unbequemer Gegner und kamen ihrerseits noch in der Anfangsphase zu ersten Gelegenheiten. Zunächst parierte Robin Zentner gegen einen Schuss von Uth aus dem Gewühl heraus nach einem Eckball (15.), zwei Minuten später packte St. Juste gegen Bastian Ozcipka eine ganz wichtige Grätsche aus – der Schuss wäre wohl gefährlich aufs Tor gekommen. In Minute 22 dann eine Slapstick-Einlage vor dem Mainzer Gehäuse: Goncalo Paciencia war dem ausgerutschten Luca Kilian enteilt, hatte quergelegt auf Uth, der den Ball und somit auch das leere Tor aber nicht traf. Auf der anderen Seite parierte Frederik Rönnow einen 20-Meter-Schuss von Fernandes nach Ablage von Jean-Philippe Mateta.
Nach einer knappen halben Stunde, die 05ER stellten just zu diesem Zeitpunkt vom gewohnten 4-2-3-1 auf 5-3-2 um, versuchte es der Franzose selbst aus spitzem Winkel, doch erneut war Rönnow zu Stelle. Gerade in einer Phase, in der FSV sich wieder zu stabilisieren begann in der Defensive, unterlief Kapitän Danny Latza dann ein Foulspiel an Paciencia an der Strafraumgrenze. Den folgenden Freistoß versenkte Uth technisch stark über die Mauer hinweg zum Ausgleich (36.). Alles lief nun auf ein Remis zur Pause hinaus, bis Burkardt schnell schaltete, Mateta in die Gasse schickte, der von Salif Sané nur per Foul zu stoppen war – wieder Elfmeter (45.)! Diesmal übernahm Mateta die Verantwortung vom Punkt und verlud den Schlussmann zur erneuten Führung. Der Torjäger hätte wenig später gar noch das 3:1 folgen lassen können, konnte Rönnow aber diesmal aus sechs Metern nicht überwinden (45.+5).
Kabaks Treffer zählt nicht, Eigentor St. Juste
Mit der knappen Führung und Öztunali für Brosinski ging es in den zweiten Durchgang, der mit einem, nach erneuter Sichtung des Videobeweises, aberkannten Schalker Treffers begann. Nach einem Eckball hatte Ozan Kabak zwar gejubelt, zuvor aber den Ball mit der Hand gestoppt (50.). Die Mainzer dem Sieg ein Stück näher bringen können hätte sieben Minuten später Burkardt. Nach feinem Steckpass von Boëtius steuerte das Eigengewächs frei auf Rönnow zu, der aber erneut abwehren konnte (57.). Die Partie war nun offen und die nächste Gelegenheit gehörte den Königsblauen: Paciencia setzte seinen Schuss aus spitzem Winkel neben das Gehäuse, Zentner brauchte nicht einzugreifen (65.). Aus der nahezu selben Position versuchte es fünf Minuten später unten – auch vorbei (70.). Der FSV lauerte seinerseits auf den Konter, der in dieser Phase die Vorentscheidung hätte bedeuten können, doch die Schalker setzten noch nicht alles auf eine Karte und wollten den Knockout natürlich verhindern. Hochklassig war die Partie hier in diesem zweiten Durchgang nun keinesfalls, hochspannend aber allemal, weil es mit der der knappen Mainzer Führung in die Schlussphase ging. Der Wille, den Bock an diesem Samstagnachmittag umzustoßen war allen Rot-Weißen anzusehen.
Dieser Konter bot sich den Rheinhessen dann auch in Minute 78, als Boëtius durchs Mittelfeld marschierte, Mateta mustergültig bediente, der das Leder aber am Tor vorbeisetzte. Eine ganz bittere Szene, insbesondere, weil die Gäste den Ausgleich vier Minuten später mehr oder weniger geschenkt bekamen. Eine Flanke von Steven Skrzybski konnte Zentner nicht konsequent klären, der Ball traf das Schienbein von St. Juste und trudelte zum 2:2 über die Linie (82.). Lichte reagierte auf diesen Rückschlag und brachte für die Schlussminuten noch einmal Quaison für Boëtius. Viel tat sich anschließend dennoch nicht mehr in beiden Strafräumen, der Schuss von Uth in der Nachspielzeit (aufs Tornetz) war eher was für Statistik-Freunde. Durch das Remis haben die 05ER am siebten Spieltag zumindest den ersten Punkt der Saison eingefahren, warten aber, ebenso wie die Königsblauen, nach wie vor auf den ersten dreifachen Punktgewinn der Saison. Im Anschluss an die Länderspielpause ist der FSV am Sonntag in zwei Wochen beim SC Freiburg und Florian Müller gefordert.