„Mainz spielt eine tolle Saison“

Herr Favre, nach dem Sieg gegen den FC Schalke 04 ist die Champions League in Reichweite, Europa ist schon sicher. Hätten Sie das nach der holprigen ersten Phase der Rückrunde noch gedacht?

Favre: „Es stimmt, dass wir einen schwierigen Start in die Rückrunde hatten, mit drei Niederlagen und dann drei Unentschieden. Aber wir wussten auch, dass es nicht realistisch war, uns am dritten Platz der Hinrunde zu messen. Wir haben in dieser Saison unser Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, wieder erfüllt. Jetzt haben wir noch zwei klasse Spiele vor uns, gegen Mainz und in Wolfsburg. Im Moment interessiert mich nur Mainz, wir wollen am Samstag ein gutes Spiel machen, das ist wichtig für mich am Saisonende.“

Wir Mainzer haben das Ziel Europa auch noch vor Augen, allerdings haben viele hier Respekt vor der Doppelbelastung. Wie haben Sie damals die Europapokal-Saison der Borussia unter diesem Aspekt erlebt?

Favre: „Die Europapokal-Saison 2012/13 war für uns nach den Abgängen von Reus, Dante und Neustädter eine Übergangssaison. Das war ein sehr kompliziertes Jahr, aber nicht unbedingt wegen der Doppelbelastung durch den Europapokal. Die Fans haben die internationalen Spiele sehr genossen, vor allem die Reisen, das war für den Verein eine fantastische Sache.“

Die Borussia scheint sich im oberen Drittel der Bundesliga etabliert zu haben – ist der Verein damit schon an der Grenze des maximal Machbaren angelangt oder ist es mittelfristig sogar denkbar, dass Mönchengladbach dauerhaft ganz oben andockt?

Favre: „Wir müssen realistisch bleiben. Mit dem FC Bayern, Dortmund, Schalke, Leverkusen und Wolfsburg gibt es fünf Clubs, die aufgrund ihrer Wirtschaftskraft um die Champions-League-Plätze spielen müssen. Dann gibt es weitere Mannschaften, wie Stuttgart, Hoffenheim, Hannover und andere, die sehr gut besetzt und sehr ambitioniert sind. Wir sollten also nicht zu viel verlangen, dass kann schnell gefährlich werden.“

Am Samstag kommen die 05er in den BORUSSIA-PARK. Wie würden Sie Ihren kommenden Gegner von der Spielanlage her beschreiben?

Favre: „Mainz spielt eine tolle Saison, vor allem eine sehr starke Rückrunde. Dort wird eine exzellente Arbeit gemacht. Die Mannschaft meines Kollegen Thomas Tuchel ist immer gut organisiert und schwer zu spielen. Das wird eine schwere Aufgabe für uns.“

Beim sehr taktisch geprägten Hinspiel haben sich beide Mannschaften neutralisiert, es gab kaum Torchancen. Erwarten Sie, dass es an diesem Samstag ähnlich laufen wird?

Favre: „Ich habe das Hinspiel in guter Erinnerung, es war ein Spiel auf hohem Niveau. Ein 0:0 ist für die Zuschauer vielleicht langweilig, für einen Trainer kann aber auch ein 0:0 ein tolles Spiel sein. Für Samstag erwarte ich auf jeden Fall wieder ein Spiel, bei dem die Details entscheiden werden.“

Noch gut eineinhalb Wochen, dann ist Sommerpause. Hand aufs Herz – werden Sie die freien Wochen entspannt im Urlaub verbringen und die WM schauen oder ist man als Trainer irgendwie immer mit dem Kopf bei der Vorbereitung für die nächste Saison?

Favre: „Als Trainer schaltet man eigentlich nie komplett vom Fußball ab. Es ist aber wichtig, in dieser Zeit auch mal etwas Abstand vom Fußball zu bekommen. Während der WM wird das natürlich nicht so einfach.“