Profis 11.12.2019 - 16:20 Uhr
Mateta & das Warten aufs "Go"
Der Torjäger ist zurück auf dem Trainingsplatz und voller Tatendrang: "Gleich nach der Diagnose habe ich mir das Ziel gesetzt, stärker wieder zurückzukommen als zuvor"
"Nach vorne spielen", forderte Achim Beierlorzer seine Profis in der abschließenden Spielform über den kompletten Trainingsplatz neben dem Bruchwegstadion am Mittwochvormittag immer wieder auf, zielstrebig zu agieren bei eigenem Ballbesitz. Zum einen, weil dies eines der Mankos gewesen war beim Auftritt in Augsburg, zum anderen aber auch, weil da vorne ein Mann wartete, den die Mainzer seit Sommer vermisst haben vor des Gegners Tor. Jean-Philippe Mateta mischt wieder mit am Bruchweg und absolviert seit Wochenbeginn große Teile des Teamtrainings. Nach dem Mittagessen äußerte er sich erstmals seit seiner Verletzung und sprach über seine Fortschritte auf dem Weg zum Comeback sowie neue Ziele.
Gesten- und wortreich, engagiert und gut gelaunt tritt er auf, ebenso wie die Teamkollegen, natürlich. Dennoch stehen diese ersten Schritte des Torjägers mit Ball nach seiner langen Pause aufgrund der im Sommer erlittenen und nun auskurierten Knieverletzung im Mittelpunkt des Interesses bei den Beobachtern.
Videobotschaft als Statement
Das Gespräch mit den Medienvertretern eröffnet JP, wie er in Mannschafts- und Trainerkreis gerufen wird, aber erst einmal nonverbal, dreht mit seinem Handy ein kurzes Video der Gesprächsrunde. Er wolle es seiner Familie schicken, erzählt er. Quasi als Statement: 'Ich bin wieder da!'.
Die Familie sei es immerhin auch gewesen, die ihm in den vergangenen Monaten unheimlich geholfen habe, immer wieder zu Besuch kam. Sie habe unheimlich geholfen, denn die Verletzung, zumal die erste schwere seiner noch jungen Karriere, und die folgende Reha sei hart gewesen für den Kopf. Zum anderen habe die Zeit ihm ermöglicht, nachzudenken, weniger über sein Spiel, vielmehr über andere Dinge abseits des Platzes. Was man dennoch sofort spürt: Mateta brennt vor allem darauf, auf dem Platz losgelassen zu werden, seinen 14 Treffern aus der vergangenen Saison viele weitere im 05-Trikot folgen zu lassen. „Gleich nach der Diagnose habe ich mir das Ziel gesetzt, stärker wieder zurückzukommen als zuvor“, erzählt er. „Ein anderer Ansatz kam für mich nicht in Frage. Jetzt fühle ich mich gut und bereit, den Sport wieder auszuüben, den ich über alles liebe.“ Und nun, wie sollte es beim ambitionierten 22-Jährigen anders sein, sei sein Ziel, künftig noch mehr Tore in der OPEL ARENA zu erzielen als zuvor.
Wieder mittendrin, statt nur dabei
"Bewusste" Entscheidung
Apropos OPEL ARENA: Vor Beginn der Reha-Maßnahmen sei er vor die Wahl gestellt worden, diese in der Heimat Paris, oder der Wahlheimat am Rhein zu absolvieren. „Ich habe die Entscheidung, in Mainz und bei meiner Mannschaft zu bleiben, bewusst getroffen. Es war letztendlich auch nur logisch, weil ich nicht als ‚neuer Spieler‘ ins Training zurückkehren wollte und den Kontakt aufrechterhalten wollte. Ich wollte zu den Spielen und in die Kabine gehen können, einfach präsent sein“, erläutert der Franzose. Die Entscheidung erweist sich nun nach der Rückkehr auf den Platz, wo er zu keiner Sekunde wie ein Fremdkörper wirkt, als äußerst hilfreich. Erste Treffer hat er im Training bereits erzielt und deutet an, schon bald wieder zu (mindestens) alter Stärke zurückfinden zu können.
Wie bald jedoch, das kann der Spieler noch nicht sagen. Dass Trainer Beierlorzer den Torjäger in diesen Tagen noch hier und da bremsen muss, logisch. „JP hat mir vor dem Training gesagt, dass er sich zu 100 Prozent fit fühlt“, hatte der 05-Cheftrainer am Dienstag berichtet. Wohlwissend aber, dass er seinen jungen Spieler ein Stück weit vor sich selbst schützen muss. Immer wieder verschafft er dem Angreifer, dessen auf den ersten Blick sichtabre Qualität und Torgefahr er hervorhob, während der Einheiten Verschnaufpausen, Mateta leistet Folge. Wohlwissend, dass Vorsichtsmaßnahmen ihm zugutekommen und gleichzeitig ein Signal seiner Bedeutung fürs Team sind. Bloß keinen Rückfall riskieren! Das Ziel, so der Trainer, sei es, seinen Stürmer Anfang 2020 wieder voll zu belasten. "Ich warte auf das Go vom medizinischen Personal und vonseiten des Trainerteams", sagt Mateta. Natürlich sei dies aber nicht seine Entscheidung.
Er übt sich in Geduld, auch wenn dies ihm sichtbar schwerfällt. Den neuen Trainer habe er aufgrund seiner kommunikativen Art mittlerweile kennen- und schätzen gelernt, obwohl auch ihn die Trennung von Sandro Schwarz hart getroffen habe. "Wir haben anschließend telefoniert und Nachrichten ausgetauscht, weil ich nicht in Mainz war, als die Entscheidung verkündet wurde."
Wieder voll angreifen wird Mateta nun unter Beierlorzer. Wenn es nach ihm geht, noch im Kalenderjahr 2019. "Der Trainer hat gesagt, ich soll ruhig bleiben und nicht zuviel auf einmal wollen. Denn er weiß, dass ich unbedingt spielen möchte", sagt der torhungrige Angreifer. Mateta erlebt in diesen Tagen zum Ende seiner Leidenszeit nochmal eine weitere, wenn auch denkbar kürzere, harte Zeit für den Kopf. Ein Ende dieser, grünes Licht für sein endgültiges Comeback, sowie die nächsten Mateta-Sprechchöre aus rot-weißen Kehlen aber scheinen längst absehbar.