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Nachwuchs 15.04.2020 - 19:00 Uhr

Mentales Training per Videochat

So arbeitet NLZ-Sportpsychologe Moritz Hirmke in Zeiten des Corona-Virus mit Spielern und Trainern zusammen

Hauptarbeitsplatz für NLZ-Sportpsychologe Moritz Hirmke in der aktuellen Situation: Vor allem per Videochat hält er den Kontakt zu Trainern und Spielern.

Die Corona-Pandemie ist für die Spieler und Trainer im Nachwuchsleistungszentrum der 05ER auch im mentalen Bereich eine Herausforderung. NLZ-Sportpsychologe Moritz Hirmke arbeitet auch in dieser Situation individuell und in Gruppen mit den Nachwuchskickern und entwickelt gemeinsam mit den Trainern Übungen, die in das tägliche Trainingsprogramm integriert werden können. "Die physischen Trainingsmöglichkeiten sind momentan natürlich eingeschränkt, jedoch nicht so sehr die Trainingsmöglichkeiten für und mit dem Kopf."

Vor allem über Videokonferenzen ist Hirmke mit den Spielern aus verschiedenen Mannschaften individuell und in Gruppen in Kontakt, um eine Alternative zum direkten Gespräch in seinem Büro im Bruchwegstadion oder auf dem Platz zu bieten. "Das ist in gewisser Weise auch für mich Neuland gewesen, funktioniert aber mit etwas Kreativität gut", sagt der Sportpsychologe des NLZ. Die aktuelle Situation und der Umgang damit ist natürlich eines der Hauptthemen. "Wir besprechen beispielsweise wie die Jungs die aktuelle Situation für sich nutzen können, erarbeiten Pläne, machen gemeinsam Übungen. Ich habe auch eine Liste erstellt mit frei zugänglichen Filmen, Serien und Dokus, die meiner Meinung nach Sportler positiv inspirieren können. Darüber ist bereits ein reger Austausch mit und unter den Spielern entstanden. Auch Apps für mentales Training oder Achtsamkeitsübungen werden begleitend von den Jungs genutzt."

Der Spieler mit seinen individuellen Bedürfnissen steht immer im Mittelpunkt der Arbeit, deshalb ist auch das Vorgehen bei jedem Spieler anders. Vor allem die älteren Teams werden aktiv miteinbezogen. "Bei der U17 haben wir mit einer Befragung gestartet, um zu erfahren, wie es den Jungs geht und um ihnen auch die Möglichkeit für Rückmeldungen und Ideen an uns zu geben. Natürlich sprechen die Trainer persönlich sehr viel mit den Spielern, dennoch hat es uns noch einmal enorm geholfen, die aktuelle Lage besser einschätzen und unsere Angebote entsprechend daran ausrichten zu können. Beispielsweise konnte man sehen, dass es den Jungs insgesamt ganz gut geht, viele jedoch kleine individuelle Baustellen haben. Darauf haben wir dann versucht im neuen Trainingsplan einzugehen."

Neun Tipps vom Sportpsychologen

Es wurden bereits viele sehr gute und hilfreiche Tipps veröffentlich, wie man im Allgemeinen mit der aktuellen Situation umgehen kann. Bei jedem sieht diese anders aus, deshalb ist es schwierig pauschale Tipps zu geben. Vielleicht inspirieren die folgenden Ideen jedoch den ein oder anderen:

All diese Tipps sind als Anregungen gedacht, jeder kann sich daraus herauspicken, was sie oder er gerade braucht. Sie können jedoch keine psychologische oder psychotherapeutische Begleitung ersetzen. In manchen Fällen kann es notwendig sein, professionelle psychotherapeutische Unterstützung hinzuzuziehen.

"Motiviert, diese Phase für sich zu nutzen"

Mit der Schule und dem Fußball sind dem 05-Nachwuchs derzeit zwei große Säulen ihres alltäglichen Lebens weggebrochen. Deshalb gehe es laut Hirmke auch darum, "abseits vom Fußball Dinge zu machen, die die Jungs aus dem Alltag kennen und vermissen." Weiterhin steht der Sportpsychologe auch mit den Trainern im regelmäßigen Austausch. "Wir besprechen die aktuelle Lage, wie wir die Jungs insgesamt unterstützen können und welche Übungen aus dem mentalen Bereich wir in die Trainingspläne einbauen könnten. In den unteren Bereichen haben wir so zum Beispiel die Idee entwickelt, den ganzen Trainingsplan in eine Gesamtwertung zu integrieren, in der die Spieler mit Aufgaben in den verschiedensten Bereichen Punkte sammeln können. Es geht vor allem darum, kleine Anreize zu schaffen und vermehrt in die Interaktion zu kommen."

Hirmke hilft den Spielern dabei, ihren Tagen eine feste Struktur zu geben, sich ihrer Ziele und Potenziale bewusst zu werden und wie sie mit viel Selbstvertrauen gestärkt aus der Zeit hervorgehen können. "Ich bin wirklich begeistert, wie die Jungs mit der Situation umgehen, welche kreativen Ideen sie entwickeln und wie sie ihren Alltag selbstständig und selbstbewusst managen. Das zeigt, welche großartigen Potenziale in jedem einzelnen der Spieler schlummern", ist der Sportpsychologe sehr zufrieden damit, wie die Nachwuchsspieler die Angebote annehmen.