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Profis 17.12.2017 - 11:00 Uhr

Mit blauem Auge davongekommen

Rouven Schröder betrachtet das 2:2 in Bremen als einen Warnschuss für die Mannschaft

Der Moment der Erlösung: Auch bei Sandro Schwarz und den Auswechselspielern brachen nach dem späten Ausgleich durch Fabian Frei alle Dämme. ©rscp

Die große Zuversicht, mit der das Team des 1. FSV Mainz 05 zur Partie ins Weserstadion gereist war, war schnell verflogen. Damit, dass die Geschichte am Ende doch noch glimpflich ausgehen würde, war nach einer verkorksten ersten Halbzeit nicht zu rechnen. Die Mannschaft von Sandro Schwarz schien beim SV Werder Bremen auf eine weitere Auswärtsniederlage hinzusteuern, lag frühzeitig mit 0:2 in Rückstand. Erst eine höchst emotionale und lautstarke Pausen-Ansprache des Trainers, verbunden mit einer taktischen Umstellung änderte das Bild. Die 05-Profis stemmten sich gegen die Niederlage, nahmen den Kampf an, fighteten bis zum Schluss. Und belohnten sich.

Robin Quaison brachte seinem Team mit dem Anschlusstreffer zurück ins Spiel. Und in der letzten Minute der Nachspielzeit, stand Fabian Frei goldrichtig und erzielte noch den Ausgleich zum 2:2. Ein Unentschieden, das dafür sorgt, dass die 05er in der Bundesliga mit zwei Punkten über dem Relegationsplatz überwintern. Es sind nur zwei Zähler, die den Unterschied ausmachen zwischen Platz 15 und 16. Die Situation ist dadurch zwar nicht weniger brisant in dieser engen Tabellenregion. Doch die Optik bis zum Rückrundenstart im Januar ist eine andere. "Dieser Punkt ändert das Gefühl, wie du in der Bundesliga in die Winterpause reingehst", sagt Schwarz. Eben nicht auf dem Relegationsplatz, sondern über dem Strich.

Mehr Risiko durch offensive Wechsel

Der 05-Trainer muss in der Halbzeitpause dem Vernehmen nach extrem sauer gewesen sein. Schwarz musste seine Spieler nach der schwachen Vorstellung in den ersten 45 Minuten aufrütteln. "Die Jungs waren aber auch selbst sauer. Du nimmst dir viel vor. Dann kriegst du das Dödeltor. 0:2 nach 17 Minuten. Jeder Einzelne will schon, das ist zu sehen, aber jeder ist dann in seinem Tunnel drin, und denkt ich muss nun den Zweikampf führen, geht da rein ohne zu sichern und ohne das im Mannschaftsverbund zu regeln. So kam eines zum anderen", so Schwarz. "Nach vorne haben wir immer das Gefühl gehabt, da könnte was gehen, aber hinten waren wir viel zu löchrig. Bei jedem Ballverlust drohte der gefährlicher Konter. Die erste Halbzeit war richtig schlecht."

Der Trainer krempelte die Formation um, besetzte verschiedene Positionen neu und überraschend. Der Trainer schickte Fabian Frei nach hinten in die Viererkette und Emil Berggreen als zusätzlichen Stürmer auf den Platz. Freis Rolle auf der Sechs übernahm Pablo De Blasis, später zusammen mit Alexandru Maxim, der Danny Latza ersetzte. Quaison kam für Muto. Und nach und nach kamen die 05er besser ins Spiel. "Wir sind nach der Pause raus mit dem Gefühl, es ist trotzdem noch was drin, weil Bremen hinten auch nicht so sattelfest war", sagte Schwarz. "Hinten raus hat die Mannschaft dann eine großartige Moral gezeigt, hat groß gefightet. Wir wollten volles Risiko gehen, volles Rohr. Wir haben die Energie als Gemeinschaft gefunden."

Schröder warnt

Und es waren neben der allgemeinen Steigerung und dem Widerstandsgeist die beiden Spieler auf den ungewohnten Positionen, die am Ende entscheidend zum Punktgewinn beitrugen. Fabian Frei überzeugte als kluger, zweikampfstarker Innenverteidiger mit Blick für das Aufbauspiel. Der Schweizer spielte den Ball, den Berggreen Quaison auflegte und den der Schwede mit großem Durchsetzungsvermögen zum 1:2 einschoss. Mit der unorthodoxen und flexiblen Spielweise von De Blasis konnten die Bremer im Mittelfeld nicht viel anfangen. Der Argentinier kämpfte und kurbelte unermüdlich an. Und am Ende schlug De Blasis diese perfekte Diagonalflanke in den Raum am langen Pfosten, in den Frei hineinlief und das 2:2 markierte. Danach brachen alle Dämme. Die Mainzer lagen übereinander, die Bremer waren geschockt. "Das tut richtig weh", sagte Trainer Florian Kohfeldt.

Rouven Schröder kam kopfschüttelnd in die Mediengespräche. „In der ersten Halbzeit hat man nicht den Eindruck gehabt, dass wir das heute positiv gestalten können", sagte der Sportvorstand, der den Punktgewinn jedoch nicht groß feiern wollte. "Positiv war der Ruck, der dann allgemein durch die Mannschaft ging nach der Pause. Für die Moral war es super wichtig und trotzdem war es absolut ein Warnschuss für uns, weil du so eine erste Halbzeit in einem Spiel, in dem es um so viel geht, nicht bestreiten kannst. Die Mannschaft muss wissen, dass sie jetzt nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen ist. Da müssen wir sehr selbstkritisch sein", so Schröder.