Profis 07.03.2018 - 14:00 Uhr
Mit der Hamster-Methode zum Klassenerhalt
05er seit drei Spielen ungeschlagen - Schwarz: "Jeder Punkt bringt uns in dieser Situation definitiv etwas"
Am vergangenen Wochenende hatte der Hamburger SV die Partie gegen den 1. FSV Mainz 05 zum Endspiel deklariert. Als ein Finale zehn Spieltage vor Ultimo, das der Tabellenvorletzte dann nicht gewinnen konnte. Auch beim FC Schalke 04, am Freitagabend (20:30 Uhr) zu Gast in der OPEL ARENA, ist in diesen Tagen von Endspielen die Rede. "Wir haben noch neun Spiele, das sind neun Finals", sagt Matija Nastasic, Abwehrspieler beim Tabellenzweiten, dessen Ziel Champions League heißt. Die 05er hüten sich in ihrer Situation vor einem solchen Ansatz. "Woche für Woche einen Endspielcharakter auszurufen, das funktioniert emotional nicht", sagt Sandro Schwarz. Die Maxime des 05-Trainers lautet vielmehr, an solchen Aufgaben wie beim HSV zu wachsen und zu versuchen, eine gewisse Gelassenheit für die weiteren Prüfungen in die Mannschaft rein zu kriegen.
Die Umstände im Volksparkstadion, die aufgeladene Endspielatmosphäre belasteten die 05-Profis in ihrem Auftritt stärker als erwartet. Die Mainzer waren vom Kopf her nicht frei genug, um selbst lockerer aufzuspielen und die Chance zu realisieren, die eigene Lage maßgeblich zu verbessern. "Da war bei uns einiges im Rucksack drin, was nicht hätte drin sein sollen", sagt Schwarz. Die Angst, etwas verlieren zu können. Er habe so etwas als Spieler selbst häufig erlebt. "Das hat nichts mit fehlender Einstellung zu tun. Du gehst auf den Platz und willst. Du willst viel laufen, schnell laufen, die Bälle an den Mann kriegen, aber es funktioniert nicht. Du findest einfach nicht das Zutrauen, alles fällt schwer. Das ist brutal, wenn du das dann auf dem Platz so erlebst, wie wir es in dieser Deutlichkeit erlebt haben."
"Wichtiger Erfahrungsschatz"
Deshalb sei das Remis so wertvoll. "Ich glaube, dass es wichtig war. in diesem besonderen, schwierigen Druckspiel am Ende in Unterzahl und ohne eine gute Leistung ein 0:0 zu holen. Das ist ein wichtiger Erfahrungsschatz für uns alle, wie man mit solchen Situationen umzugehen hat. Das Wissen, dass man ein solches Spiel trotzdem nicht verloren hat, kann weiterhelfen für ähnliche Spiele, die da noch kommen", betont der 39-Jährige, der von einem Gespräch mit Abdou Diallo berichtet, in dem der Franzose zugegeben habe, solche Spiele gar nicht zu kennen. In seiner Zeit bei AS Monaco sei es nur darum gegangen, positive Ziele zu verfolgen. Auch andere junge Spieler wie Jean-Philippe Gbamin, normalerweise ein Leistungsträger, zeigten sich extrem beeindruckt von der Situation. "Wir haben nicht viele in der Mannschaft, die solche Spiele schon mitgemacht haben", betont Schwarz.
Dem Coach ist es wichtig, dass die Profis in ihren fußballerischen Inhalten bleiben in diesem Abstiegskampf. Arbeit gegen den Ball, konsequentes Verteidigen, Struktur und Organisation im Positionsspiel, um wie zuletzt die Anzahl der Gegentore zu minimieren und sich immer auch die positiven Aspekte zu vergegenwärtigen. "Wir haben in dieser Saison vier Zu-null-Spiele gehabt, zwei davon in den letzten beiden Spielen. Das gehört auch in die Bewertung rein", sagt Schwarz. "Es sind noch 27 Punkte zu vergeben, wir müssen weiter hamstern. Wir haben sieben, beziehungsweise acht Punkte Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze, wir sind punktgleich mit Wolfsburg, liegen zwei hinter Bremen, vier hinter Freiburg." Die beiden Letztgenannten müssen noch in Mainz antreten.
Jetzt wartet Schalke
"In diesen letzten neun Spielen müssen die Dinge eingeleitet werden für das Ziel Klassenverbleib, das durchaus realistisch ist. Jeder Punkt bringt uns in dieser Situation definitiv etwas. Wir haben jetzt dreimal nicht verloren, zweimal zu null gespielt in drei Spielen. Die positiven Dinge rauszukehren und nach außen hin zu dokumentieren, gehört auch dazu, um eine gewisse Lockerheit reinzubekommen."
Gegen den Champions-League-Aspiranten erwartet die 05er am Freitag (Tickets hier) wieder eine ganz andere Aufgabe. Schalke 04 kommt als Favorit an den Rhein. Spiele, wie beispielsweise gegen Bayern München im eigenen Stadion haben gezeigt, dass die Mainzer mit einer solchen Ausgangslage klar kommen. "Es ist nicht so, dass wir da reingehen und sagen, wir haben nichts zu verlieren", sagt der 05-Trainer. "Es geht am Ende immer darum, ein Spiel zu gewinnen."