Verein 07.03.2018 - 15:40 Uhr
"Nazis raus! aus den Stadien" - 05er unterstützen Babelsberg
Was Mainz 05 mit dem SV Babelsberg 03 verbindet - Regionalligist strebt deutschlandweites Netzwerk an
Sportlich trennen den Bundesligisten Mainz 05 und den Regionalligisten SV Babelsberg 03 aktuell drei Ligen. Der bisher letzte sportliche Wettstreit liegt schon bald eine Dekade zurück. Zwei Zweitligaspiele haben die Vereine in der gemeinsamen Zweitliga-Saison 2001/02 ausgetragen, dazu ein Erstrunden-Pokalspiel im Sommer 2008, das Dragan Bogavac in der Verlängerung zu Gunsten der Mainzer entschied. Trotz dieser sportlichen Unterschiede gibt es thematische Schnittmengen zwischen den Klubs, wie zwei Vorfälle der jeweils jüngeren Vereinsgeschichte zeigen.
Der SV Babelsberg 03 kam in den vergangenen Monaten im Rahmen eines Verfahrens des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV) ungewollt in die Schlagzeilen. Bei einem Duell der Babelsberger gegen Energie Cottbus im April 2017 hatten Gästefans das Spielfeld gestürmt und dabei rassistische und antisemitische Parolen gebrüllt. Die Babelsberger Fans, die vorher durch Pyrotechnik im eigenen Block aufgefallen waren, setzten sich verbal deutlich gegen die Übergriffe der Cottbuser Fans zur Wehr. Der NOFV verurteilte beide Klubs zu Strafen. Allerdings blieben die rechtsradikalen Übergriffe der Cottbusser Fans ungesühnt, der SV Babelsberg wurde hingegen leider unter anderem für die Rufe seiner Fans ("Nazischweine raus!") zur Verantwortung gezogen. (Die chronologische Abfolge der Ereignisse ist hier gut nachzulesen.)
Mainzer Fanszene solidarisiert sich
Gegen das Verfahren und das Urteil regte sich umfassender öffentlicher Widerstand, der SV Babelsberg 03 empfing eine große Welle der Solidarisierung, unter anderem aus der Mainzer Fanszene. Auch der 1. FSV Mainz 05 empfand die fehlende Abgrenzung von rechtsradikalem Gedankengut, die in dem ersten Urteil zum Ausdruck kam, als unpassend. Nun gibt es ein aktuelles Urteil des Bundesgerichts des Deutschen Fußball-Bundes, der das Verfahren inzwischen an sich gerissen hatte und in der vergangenen Woche Energie Cottbus doch noch für die Entgleisungen seiner Fans verurteilte. Also Ende gut, alles gut?
Nicht ganz. Denn das Verhalten der Cottbusser Fans und das Verfahren des NOFV verdeutlichen eine Problematik, der sich der deutsche Fußball insgesamt immer wieder wird stellen müssen. Denn rechtes Gedankengut lässt sich nur schwer komplett aus deutschen Stadien vertreiben, wie unlängst auch Spieler des 1. FSV Mainz 05 im Auswärtsspiel bei Hannover 96 erfahren mussten, als Anthony Ujah und Leon Balogun von Zuschauern rassistisch beleidigt wurden.
Aufgabe in Satzung verankert
Diese Fallbeispiele sollen ausdrücklich nicht dazu dienen, die betroffenen Klubs bloßzustellen. Energie Cottbus und Hannover 96 engagieren sich wie die allermeisten anderen professionellen und semi-professionellen Klubs im Kampf gegen rechte Gesinnung – genauso wie Mainz 05. Die 05er haben in den vergangenen Jahren ihre in der Satzung verankerte Aufgabe der Förderung des Sports als "verbindendes Element zwischen Nationalitäten, Kulturen, Religionen und sozialen Schichten" mit verschiedenen Maßnahmen untermauert.
Hierzu gehören beispielsweise die Unterstützung der Kampagne zum Erinnerungstag des deutschen Fußballs ("!Nie wieder") und einzelner Projekte wie die gemeinsam mit dem Fanprojekt veranstalteten Bildungsfahrten für Fans ins ehemalige Konzentrationslager Auschwitz, die von der Fanszene initiierte Aktion "In unserer Kurve ist noch Platz" oder das integrative Fußballprojekt "Willkommen im Fußball". Darüber hinaus hat der Verein Themen wie Toleranz und Integration in seinen sozialen und karitativen Projekten (05er KidsClub, 05er Klassenzimmer, 05er Youngsters, 05er Classics, Mainz 05 hilft e. V.) nachhaltig verankert. Mainz 05 unterstützt daher auch ausdrücklich die Aktivitäten des SV Babelsberg 03 gegen Rechtsradikalismus.
Hofmann: "Babelsberg setzt beachtenswertes Zeichen"
"Es gehört zu unseren Aufgaben, die von uns vorgelebten Werte wie Toleranz und Weltoffenheit nachhaltig zu betonen und zu vertreten. Deshalb hat Mainz 05 diese als wesentlichen Bestandteil in seine sozialen und karitativen Projekte integriert. Jedem, der seinen Beitrag im Kampf gegen rassistische oder antisemitische Gesinnung leistet, gebührt unser Respekt und unsere Unterstützung. Der SV Babelsberg 03 setzt hierbei mit seiner Aktion "Nazis raus! aus den Stadien" ein besonders beachtenswertes Zeichen", sagt Stefan Hofmann, der Vorsitzende des 1. FSV Mainz 05.
Wer den SV Babelsberg in seinem Kampf gegen Rechts unterstützen möchte, kann dies durch den Erwerb speziell für die Aktion angefertigter Fanartikel. Mainz 05 wird zudem auch selbst aktiv und erwirbt beim SV Babelsberg 100 T-Shirts mit der Aufschrift "Nazis raus! aus den Stadien".
Auch eine einmalige Spende per PayPal und/oder Banküberweisung oder der Abschluss einer speziellen Soli-Mitgliedschaft (inklusive kostenfreiem Kampagnen-Shirt) ist möglich und hilft dem Verein Babelsberg 03 bei seinem Ziel, nachhaltig ein deutschlandweites Netzwerk couragierter Vereine aufzubauen und kleinere Vereine in ihrem Kampf gegen Rechts zu unterstützen. Mainz 05 wird selbst aktiv und erwirbt beim SV Babelsberg 100 T-Shirts mit der Aufschrift "Nazis raus! aus den Stadien".
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Mehr Informationen:
http://nazisrausausdenstadien.de
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