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Verein 30.06.2021 - 13:00 Uhr

Auf dem besten Weg, die eigene Mitte zu finden

Reibungslos und harmonisch verlaufene Mitgliederversammlung birgt große Symbolkraft

Der alte und neue Vorstand des 1. FSV Mainz 05 e. V.: Christian Heidel, Stefan Hofmann und Dr. Jan Lehmann (v. li. n. re.)

Mainz 05 geht mit Konstanz an der Vereinsspitze und neu gewähltem Aufsichtsrat in die kommenden Jahre. Die virtuelle Mitgliederversammlung am Dienstagabend mit den Wahlen zu Vereinsvorsitz und Aufsichtsrat verlief harmonisch, völlig reibungslos, fast ein wenig langweilig und ganz ohne Schlagzeilen. In bester alter 05-Tradition, ist man geneigt zu sagen. Und doch steckte in ihr eine große Symbolkraft: Der Verein hat die sportlichen und nicht-sportlichen Unruhen der Vergangenheit abgelegt und ist auf dem besten Weg, seine Mitte zu finden.

Bilanz zu ziehen ist eine zentrale Aufgabe der operativen Vereinsführung im Rahmen einer Mitgliederversammlung. So oblag es dem Vorstand am Dienstagabend auch, in dieser außerordentlichen Versammlung einen erneuten Rückblick auf die eigentlich zu bilanzierende Saison 2019/20 zu werfen. Die einfache Botschaft des kaufmännischen Vorstands Dr. Jan Lehmann: Corona hat Mainz 05 gebeutelt. In den Büchern steht für die von Corona deutlich mehr gestresste, gerade abgelaufene Saison ein Minus von 10,5 Millionen Euro, vorrangig aufgrund von Abschreibungen. Die Liquidität – und damit der laufende Geschäftsbetrieb - war aber immer gewährleistet. Mainz 05 bewältigt diese Krise. Das können nicht alle Bundesligisten von sich behaupten.

Bewährungsprobe bestanden

Diese Rückschau war jedoch nur ein eher formaler Akt. Vielmehr stand Mainz 05 nun vor der Bewährungsprobe, endlich eine Vereinsführung und einen Aufsichtsrat zu bestimmen, nachdem zwei Versuche aufgrund der Corona-Pandemie und der Diskussionen um die Nominierung der Kandidatinnen und Kandidaten hatten verschoben werden müssen. Das gelang diesmal, und zwar ganz unspektakulär. Die Mitglieder wählten ihren Vorsitzenden Stefan Hofmann mit satten 93 Prozent der Stimmen in die zweite Amtszeit und dem Verein einen Aufsichtsrat, der viele Perspektiven und Expertisen vereint. Sie bestätigten dabei die fünf zur Wahl stehenden bisherigen Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte im Amt.

Der neue Aufsichtsrat: Christian Viering, Prof. Dr. Carsten Kühl, Sven Hieronymus, Dr. Volker Baas, Eva-Maria Federhenn, Cäcilia Alsfasser, Dr. Frank Finkler (v. li. n. re.). Es fehlen: Manfred Lorenz, Michael Häfner

Frische Expertise im Aufsichtsrat

Die drei frei gewordenen Positionen besetzten sie mit dem sportlichen Urgestein Manfred Lorenz, dem ehemaligen Trainer und langjährigen Manager der U23, und zwei im Vereinsumfeld eher frischen Gesichtern. Der ehemalige rheinland-pfälzische Finanzminister Prof. Dr. Carsten Kühl und Dr. Frank Finkler, Direktor des Landesrechnungshofes im Saarland, bringen ein gerüttelt Maß an Wirtschafts- und Finanzkompetenz und ihr Netzwerk in das Gremium ein. Was alle Kandidatinnen und Kandidaten, auch die nicht gewählten, jedoch vereinte: ihre glaubhafte Verbundenheit zu Mainz 05.

So war der Weg zu den Wahlen befreit von öffentlichen Diskussionen oder Scharmützeln. Verein und insbesondere die Wahlkommission hatten diese angemessen und transparent vorbereitet. Es wirkte, als sei das Vertrauen der Mitglieder in ihren Verein spürbar zurückgekehrt, in die Strukturen, aber natürlich auch in die sportliche Leitung.

Ein Verspechen an die Zukunft

Und so war es kein Anachronismus, sondern ein echtes Versprechen an die Zukunft, dass Christian Heidel, der im Januar heimgekehrte Urvater des Mainzer Aufstiegs, im Rahmen der Mitgliederversammlung seine sportliche Bilanz der vergangenen Monate vorlegte. Er redete sich mit ein wenig Anlauf richtig in Schwung und diktierte allen Mainzern ins Stammbuch:

"Diese Mannschaft hat abgeliefert, was ihr von ihr gefordert habt: Leidenschaft, Einsatz und Emotionen für den Verein. Wir haben wieder das Gefühl erzeugt, das uns immer stark gemacht hat. Ein solch intensives Gefühl habe ich in 30 Jahren im Profisport selten gespürt. Unser Plan ist: Wir machen so weiter! Wir planen mit diesem Kader, mit Spielern, für die es etwas Besonderes ist, für Mainz 05 zu spielen. Unsere Spieler haben ihren Charakter bewiesen. Die Mannschaft verdient euer Vertrauen, dass ihr sie am ersten Spieltag, wenn ihr endlich wieder zum Spiel kommen könnt, in einem ausverkauften Stadion feiert und anfeuert, aber auch, dass ihr sie bei Misserfolgen stützt. Gegen RB Leipzig hat dieser Weg begonnen, gegen RB Leipzig setzen wir diesen Weg fort."

Nur das Wetter grollt

Haken dran an die Vergangenheit! Mainz 05 hat seine Lehren gezogen und schaut positiv nach vorne. Ungewollt symbolträchtig passte zu dieser Aufbruchstimmung der am Dienstag nur wenige Stunden vor der Versammlung angesetzte Trainingsauftakt der Profis. Der Ball rollt bereits zur Saison 2021/22, die Sehnsucht nach dem ersten Heimspiel wächst schon wieder. Es gibt aus Mainzer Perspektive nur Gründe, sich darauf zu freuen. Dass die erste Trainingseinheit nach wenigen Minuten aufgrund eines Unwetters mit Blitzeinschlägen und Donnergrollen abgebrochen werden musste, war an diesem Tag nicht mehr als eine Laune der Natur.