Mitgliederversammlung: "Talent für diese Herausforderungen“

Der 1. FSV Mainz 05 hat im Rahmen seiner turnusgemäßen Mitgliederversammlung am Montagabend vor etwa 600 in der MEWA ARENA anwesenden oder digital zugeschalteten Mitgliedern auf sein Geschäftsjahr 2022/23 zurückgeblickt. Wirtschaftlich hat der Fußball-Bundesligist dieses mit einem Minus von 2,5 Mio. Euro abgeschlossen, sportlich sorgenfrei auf Platz neun. Im Mittelpunkt des Abends standen neben den grundsätzlichen Herausforderungen für den 1. FSV Mainz 05 und positiven Entwicklungen auch tagesaktuelle Themen, die von den Vorständen in ihren Berichten aufgegriffen wurden.

Vereins- und Vorstandsvorsitzender Stefan Hofmann: "Wir haben zwei sehr stabile Jahre hinter uns, für die wir sehr viel Lob bekommen haben. Jetzt, wenige Monate später, stecken wir Kritik ein. Damit müssen wir leben und umgehen. Die Situation ist ernst und tut uns weh, wir drehen jeden Stein um, um wieder erfolgreich Fußball zu spielen. Die Ruhe, die wir versuchen auszustrahlen, resultiert aus unserer Überzeugung, dass wir auch in dieser schwierigen Situation weiter inhaltlich entscheiden und uns nicht treiben lassen wollen.“

Auch zum Thema des abgemahnten Spielers Anwar El Ghazi, der nach seiner Suspendierung zeitnah wieder in den Trainingsbetrieb zurückkehren soll, äußerte sich Hofmann: "Die Entscheidungen zu Anwar El Ghazi waren die schwierigsten in meiner Amtszeit, weil es keine im Mikrokosmos Mainz 05 waren, sondern Entscheidungen vor dem Hintergrund eines weltweiten Konflikts. Wir haben viele Gespräche geführt mit dem Spieler, seinen Beratern, Juristen, Maccabi Deutschland und der israelischen Generalkonsulin. Wir haben unsere Entscheidung unter Berücksichtigung aller Perspektiven getroffen, der moralischen und ethischen, der menschlichen, der wirtschaftlichen, der sportlichen und der arbeitsrechtlichen. Anwar El Ghazi erhält eine zweite Chance, weil er uns in den persönlichen Gesprächen glaubhaft seine Reue über sein Verhalten gezeigt hat.“

Sportvorstand Christian Heidel: "Mein Rückblick auf die vergangene Saison fällt kurz aus: es war eine Saison ohne Probleme mit einer kurzen Hoffnung, nach Europa fahren zu können. Am Ende haben wir die Deutsche Meisterschaft der A-Junioren gewonnen und die der Bundesliga entschieden. Die Ergebnisse der aktuellen Saison machen uns natürlich nicht glücklich. In Fußball-Deutschland konnte sich wahrscheinlich niemand vorstellen, dass wir nach neun Spielen mir nur drei Punkten dastehen. Trotz allem Pech, dass wir dabei auch hatten, müssen wir akzeptieren, dass wir zurecht dort stehen. Dieses Bewusstsein ist wichtig, damit wir gemeinsam da unten rauskommen. Das gilt auch für die Mannschaft, die charakterlich wirklich intakt ist und in der auch ein guter Geist herrscht, bei der ich die im Abstiegskampf nötige Galligkeit und Kompromisslosigkeit aber manchmal noch vermisse. Das gilt für uns alle im Verein, wir dürfen nicht blauäugig sein. Wir in Mainz haben aber das Talent für solche Herausforderungen und auch das Werkzeug, diese zu bewältigen. Hoffnung macht mir dabei, wie ich unserer Fans bei den Spielen gegen die Bayern und in Bochum erlebt habe. Die Unterstützung war einfach großartig. Und das ist die Basis dafür, dass wir gemeinsam wieder da unten rauskommen.“

Jochen Röttgermann, Vorstand Marketing und Vertrieb: "Ich bin für das vergangene Geschäftsjahr noch nicht verantwortlich und möchte daher aus der Perspektive meiner Zuständigkeiten meinen eigenen Blick auf Mainz 05 schildern. Ich bin aus vielen Gründen sehr angetan von unserem Verein, der hohe Sympathiewerte genießt, eine regionale Verwurzelung besitzt und auch regionale Werte betont und der nachhaltig und sozial agiert. Wir haben viele positive Entwicklungen, beispielsweise bei den Zuschauer- und Mitgliederzahlen, den Teilnahmen an der Fußballschule, wir haben langfristige und werthaltige Partnerschaften, die Entwicklung der Sponsoringeinnahmen ist positiv. Ich habe natürlich auch Dinge wahrgenommen, die wir verbessern können, im Kontakt und der Kommunikation mit unseren Fans und Mitglieder. Wir wollen und müssen uns weiterentwickeln und mit unseren Mitteln und unserem Weg selbstbestimmt noch mehr Kraft und Stärke erzeugen. Dafür benötigen wir das Commitment unserer Fans und Sponsoren.“

Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Volker Baas: "Der Aufsichtsrat hat seine satzungsgemäßen Aufgaben erfüllt und sich hierfür turnusgemäß in seiner Gesamtheit oder in seinen Ausschüssen getroffen. Zu unseren Aufgaben gehört neben der Genehmigung des wirtschaftlichen Handlungsrahmens und der Kontrolle auch die Beratung des Vorstands, welche wir beispielsweise im Zusammenhang mit dem Neubau des Funktionsgebäudes am Bruchweg, mit der möglichen Übernahme der MEWA ARENA in das Vereinsvermögen und bei der strategischen Entwicklung des Vereins wie der Integration des Frauenfußballs in den Verein wahrgenommen haben. Darüber hinaus haben wir die nach der Trennung von Dr. Jan Lehmann vakante Position im Vorstand nach einem umfassenden Auswahlverfahren mit Jochen Röttgermann hochkarätig neu besetzt.“