Profis 27.01.2018 - 17:30 Uhr
Mutiges Umschalten gefordert
Leverkusener fürchten gegen die 05er am Sonntag den Fluch des Tabellenzweiten
Nach 19 Spieltagen hatte sich Bayer 04 Leverkusen zumindest bis zum Heimsieg der Frankfurter Eintracht gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga geschnappt. Mit nur eine Niederlage in 14 Spielen, dem 1:3 gegen Bayern München zum Rückrundenauftakt, hat sich die Mannschaft von Heiko Herrlich in der Spitzengruppe etabliert. Doch nun fürchten die Leverkusener das Gesetz einer kuriosen Serie: Seit dem 10. Spieltag ist es keinem Klub mehr gelungen, als Tabellenzweiter einen Sieg einzufahren. Und: Nur gegen RB Leipzig und die Bayern hat Leverkusen unter den aktuellen Bundesligisten eine schwächere Heimbilanz als gegen den 1. FSV Mainz 05, der am Sonntag (15.30 Uhr) in der BayArena aufschlägt. In keinem anderen Stadion haben die 05er häufiger gewonnen. Wobei der letzte 05-Erfolg, jenes 2:0 am Fastnachtssamstag vergangenen Jahres, bekanntlich der letzte Auswärtssieg der Mainzer war.
Statistiken sind das Eine. Doch Sandro Schwarz weiß, dass nur eine absolute Top-Leistung seiner Mannschaft zu einem erneuten Erfolgserlebnis führen kann und dass vieles davon abhängen wird, wie sich die 05er in Leverkusen präsentieren. Ein Auftritt wie vor einer Woche beim 3:2 gegen den VfB Stuttgart mit großer Leidenschaft, bedingungslosem Kampf- und Teamgeist sowie mit viel eigener Offensivstärke muss die Voraussetzung sein, um gegen die individuelle Qualität und die Angriffswucht der Werkself zu bestehen. So, wie es auch im Hinspiel gelang, als die 05er mit zwei Niederlagen im Kreuz und einem Rückstand im eigenen Stadion, die Partie gegen die Leverkusener mit höchster Energie drehten und am Ende ein 3:1 feierten.
Bayer 04 nicht in die Karten spielen
Die Arbeit gegen den Ball steht im Vordergrund. "Wir können uns nicht so über den Ballbesitz definieren und Gefahr laufen, uns wund zu spielen gegen die gut organisierte Defensive. Das würde denen komplett in die Karten spielen", sagt Sandro Schwarz. Der 05-Trainer hat bei seiner Gegnerbeobachtung vor einer Woche gesehen, wohin das führen kann. Die TSG Hoffenheim versuchte zu Hause das Spiel zu machen. Bei jedem Ballverlust brannte es lichterloh. Am Ende siegte das Herrlich-Team mit 4:1. "Für uns wird wichtig sein, die Flügel zu verteidigen, das Tempo des Gegners mit den ganzen Tempodribblern Bailey, Brandt und den anderen Kollegen." Der 05-Trainer fordert klare und wache Entscheidungen seiner Defensive. "Hinten müssen wir entscheiden, ob wir entweder so viel Druck ausüben auf den Ballführenden, um die Ballgewinne direkt zu haben. Oder ob wir den Raum so begrenzen, dass sie nicht mehr so viel Meter im Auslauf in der Tiefe haben. Wir brauchen beide Phasen in unserem Spiel. Das sind die Schwerpunkte gegen den Ball", betont der 05-Trainer.
Und dazu müsse die Mannschaft gut in die Umschaltung reinkommen, wenn sie selbst die Kugel habe. "Du musst dort mutig sein auch im Offenspiel, viel Tiefe schaffen, selbst in die Sprintduelle reinkommen. Da liegen die Möglichkeiten. Wir brauchen eine gute Passqualität, um gegen ihre beiden Innenverteidiger sofort hinten reinzumarschieren", sagt Schwarz. Und natürlich eine konsequente Abschlussarbeit.
Herrlich: Viel Respekt vor Mainz
"Ich habe viel Respekt vor Mainz", sagt Bayer-Trainer Herrlich, "aber wenn wir unser Potenzial zu 100 Prozent auf den Platz bringen, werden wir das Spiel gewinnen können". Der Klub des ehemaligen 05-Kapitäns Julian Baumgartlinger hat seinem ohnehin hochkarätigen Kader im Sommer unter anderem den argentinischen Mittelstürmer Lucas Alario von River Plate zugeführt, der am Sonntag wohl in Herrlichs zu erwartender 4-2-3-1-Grundordnung als einzige Spitze beginnen wird.
Dazu Panagiotis Retsos aus Piräus sowie Sven Bender von Borussia Dortmund als Innenverteidiger und Dominik Kohr aus Augsburg fürs Mittelfeld. In diesem Winter gab's bis jetzt nur einen Transfer: Der Ex-05er André Ramalho wechselte zu RB Salzburg. Zu den Prunkstücken des Bayer-Spiels zählt die offensive vordere Dreierreihe mit dem jamaikanischen Senkrechtstarter Leon Bailey, mit den pfeilschnellen Nationalspielern Kevin Volland und Julian Brandt. Mit Bellarabi, Havertz, Yurchenko, Mehmedi, Kießling oder Pohjanpalo hat Herrlich weitere starke Alternativen, die auch eine 3-4-3-Grundordnung erlauben.