Verein 23.04.2023 - 13:40 Uhr
Nach Verlängerung gegen den BVB: FSV ist Deutscher A-Junioren-Meister
05ER geben im Finale zweimal die Führung aus der Hand und erkämpfen sich den Triumph mit großer Moral
Die U19 des 1. FSV Mainz 05 ist Deutscher Meister! Vor einer stimmungsvollen Kulisse schrieb die Mannschaft von Cheftrainer Benjamin Hoffmann am Sonntagmittag in der MEWA ARENA Geschichte, zum zweiten Mal nach 2009 krönten sich die Mainzer zur besten A-Junioren-Mannschaft Deutschlands. In einer packenden Partie vor 15.705 Zuschauerinnen und Zuschauern hatte Lovis Bierschenk die Mainzer kurz nach dem Seitenwechsel mit 1:0 in Führung gebracht und somit vermeintlich den Treffer des Tages erzielt (51.). In der Schlussphase der regulären Spielzeit wurde es dann kurios: Zunächst glich der BVB durch Cole Campbell etwas aus dem Nichts aus (83.), wenig später gingen die Mainzer durch ein von Nelson Weiper erzwungenes Eigentor erneut in Führung (86.), um dann im direkten Gegenzug wieder den Ausgleich durch Paris Brunner hinnehmen zu müssen (87.). Entsprechend ging es kurz darauf in die Verlängerung, in der Joker Aiman Dardari den entscheidenden Treffer für die Rot-Weißen erzielte (113.). Kurz vor Schluss setzte Grigorijs Degtjarevs den Schlusspunkt und traf ins verwaiste Dortmunder Gehäuse (120+4.).
Vor dem Spiel
Im Vergleich zum Halbfinal-Rückspiel beim 1. FC Köln nahm Cheftrainer Benjamin Hoffmann eine Änderung vor, Louis Babatz ersetzte den gesperrten Aki Koch im Tor.
05ER übernehmen die Kontrolle
Die Partie hielt, was sie versprach, und gestaltete sich von Beginn an intensiv und temporeich. Immer wieder stellte der agile Brajan Gruda die Defensive der Borussia vor Herausforderungen, Dennis Kaygin kam aus dem linken Halbfeld zum ersten Abschluss der Partie (3.). Dortmund spielte sich durch Stürmer Julian Rijkhoff erstmals nennenswert in den Strafraum der Hausherren, wurde dabei aber nicht wirklich zwingend (5.).
Nach den abwechslungsreichen Anfangssequenzen übernahmen die Mainzer zunächst weitestgehend die Spielkontrolle und schafften es, die Partie in die Hälfte der Dortmunder zu verlagern. Die beste Chance der ersten Minuten hatten dann aber die Gäste: Bamba marschierte zu leicht durch die Mainzer Verteidiger und prüfte Babatz mit einem strammen Rechtsschuss (18.).
Mainzer weiter dominant, aber Großchancen auf beiden Seiten
In der darauffolgenden Phase, in der die Dortmunder kurzzeitig ein wenig mehr am Drücker zu sein schienen, zeigten die 05ER, ihre Offensivstärke in Umschaltmomenten - Kaygin schloss einen über Gruda und Weiper initiierten Konter ab, wurde dabei aber geblockt (21.). Letzterer hatte nur wenige Minuten später die große Chance, die 05ER in Führung zu bringen, seine Direktabnahme nach einer Flanke von Justus Götze flog aus kurzer Distanz aber am BVB-Gehäuse vorbei (24.).
Die Mainzer wurden nun wieder drückender, zunehmend zwingender und erarbeiteten sich folgerichtig eine Doppelchance: Ein Abschluss von Maxim Dal von der Strafraumgrenze prallte zunächst von der Latte dorthin zurück, wo er hergekommen war. Weiper nahm die Kugel direkt ab, dieses Mal rauschte das Spielgerät knapp über die Torumrandung hinweg (28.). Auf der Gegenseite erhielt dann wiederum der BVB im Anschluss an einen Eckball eine Einschussgelegenheit, die 05ER bekamen das kurzfristig entstandene Chaos rund um den eigenen Fünfmeterraum aber rechtzeitig bereinigt (30.).
Mehr ließen die Hausherren bis zum Pausenpfiff dann aber nicht zu und näherten sich ihrerseits durch Versuche von Kaygin (42. & 45.) und Dal (44.) noch einmal dem Dortmunder Tor an, ohne dieses dabei in letzter Konsequenz in Gefahr zu bringen. So ging es nach einem äußerst ansehnlichen ersten Durchgang torlos in die Kabinen.
Bilder aus Halbzeit eins
Bierschenk trifft zur verdienten FSV-Führung
Auch zu Beginn der zweiten Spielhälfte übernahmen die Rheinhessen das Kommando. Der eingewechselte Ivan Martinovic probierte es direkt mal aus 20 Metern, blieb mit seinem Versuch aber hängen (47.), eine Flanke von Götze fand im Zentrum keinen Abnehmer (49.). Kurz darauf brachte Bierschenk die 05ER dann verdient in Führung. Weiper hatte sich zuvor sehenswert durchgesetzt und mit seinem Abschluss aus halblinker Position den Pfosten getroffen, von wo das Leder dem Mainzer Rechtsaußen vor die Füße sprang. Dieser hatte keine Probleme einzuschieben (51.).
Die Dortmunder reagierten mit Offensivbemühungen auf den Rückstand, schnell waren aber die 05ER wieder Herr des Geschehens. Durch einen Abschluss von Bierschenk und eine abgefälschte Hereingabe von Kaygin, die durch den Kontakt des Dortmunder Verteidigers richtig scharf wurde (60.), hatte die Hoffmann-Elf sogar die Gelegenheit, direkt nachzulegen. Auch ein Kopfball von Weiper in der Folge eines Freistoßes verfehlte sein Ziel knapp (71.).
Wilde Schlussphase der regulären Spielzeit
Die Mainzer zeigten sich eigentlich auch weiterhin abgezockt, spielten nach vorne und ermöglichten es dem BVB somit gar nicht erst, richtig Druck zu entfalten. Der Ausgleich des letztjährigen Meisters kam somit ein wenig aus dem Nichts. Ein langer Schlag sprang im Mainzer Strafraum auf und erreichte Campbell am langen Pfosten, der das Spielgerät per Kopf über die Mainzer Verteidiger und Keeper Babatz hinweg ins Tor hob (83.). Unbeeindruckt von dem Rückschlag spielten die 05ER weiterhin Offensivfußball und wurden dafür zunächst belohnt. Nach einer Hereingabe von der rechten Seite versuchte es Weiper per Hacke und scheiterte am Dortmunder Schlussmann Marian Kirsch, von wo der Ball BVB-Kapitän Pharrell Collins ans Knie und von dort ping-pong-artig ins Netz sprang (86.).
Auf großen Jubel über den späten Führungstreffer folgte allerdings nur wenige Augenblicke später große Ernüchterung. Vom Anstoß weg schlugen die Gäste das Spielgerät lang nach vorne, die 05ER bekamen die Situation nicht geklärt, sodass Brunner plötzlich frei vor Babatz stand und zum Ausgleich einschob (87.). So ging es schließlich mit einem 2:2 in die Verlängerung.
Der zweite Durchgang in Bildern
Dardari entscheidet die Partie für 05
In dieser gehörte wiederum Weiper die erste Chance. Bedient von Gruda entschied der FSV-Angreifer das Laufduell mit Hendry Aron Blank, scheiterte aber an Kirsch (99.), fünf Minuten später schoss Dardari aus spitzem Winkel an das Außennetz. Babatz vereitelte auf der Gegenseite einen Versuch von Rijkhoff aus kürzester Distanz (101.). Kurz nach dem Seitenwechsel dann die größte Gelegenheit der Extra-Spielzeit für den BVB: Eine Flanke von Tom Rothe nahm Campbell am zweiten Pfosten direkt ab und traf die Latte (106.). Auch die 05ER ließen die Möglichkeit in Führung zu gehen zunächst liegen, Marcel Kalemba nickte einen Freistoß knapp am linken Torpfosten vorbei (107.). In der 112. Minute machte es Kollege Dardari dann besser, als er eine Flanke von Götze technisch anspruchsvoll Volley abnahm und unhaltbar in die Maschen schoss (113.).
Zwar verpassten es Bierschenk (115.) und Gruda (120+2.) vorne den Deckel auf die Partie zu setzen, doch dieses Mal gelang es dem FSV, den Vorsprung ins Ziel zu bringen. Auch, weil Collins die große Gelegenheit zum erneuten Ausgleich liegen ließ (116.). So schoss der wenige Sekunden zuvor eingewechselte Degtjarevs mit der letzten Aktion des Spiels sogar noch zum 4:2 ins leere Dortmunder Tor ein (120+4.).
Eindrücke aus der Verlängerung
"Oh, wie ist das schön"
Nach dem Schlusspfiff gab es auf der 05-Bank kein Halten mehr. Auswechselspieler, Trainer und Staff stürmten am Ende einer dramatischen Partie auf das Feld und feierten gemeinsam mit den Fans. "Oh, wie ist das schön" schallte es durch das Rund der Arena.
1. FSV Mainz 05 U19 - Borussia Dortmund U19 4:2 (0:0) n. V.
Tore: 1:0 Bierschenk (51.), 1:1 Campbell (83.), 2:1 Collins (86., ET), 2:2 Brunner (87.), 3:2 Dardari (113.), 4:2 Degtjarevs (120+4.)
Aufstellung: Babatz - Götze, Müller (90. Azakir), Schulz, Dal, Amann (90. Kalemba), Kaygin (76. Dardari), Gleiber (45. Martinovic), Weiper, Gruda, Bierschenk (120+3. Degtjarevs)
Zuschauer: 15.705
Schiedsrichter: Ben Henry Uhrig