Profis 17.03.2024 - 12:30 Uhr
Kampf bis zum "allerletzten" Spieltag
Der Sieg gegen Bochum war ein wichtiger Schritt im Abstiegskampf für den FSV / Henriksen: "Wenn wir so auftreten wie heute, wenn wir hart arbeiten, mit dieser Energie und diesem Glauben, dann haben wir eine gute Chance“
Die deutliche Niederlage des 1. FC Köln am Abend zuvor, habe eigentlich nicht den Druck gesteigert für die Partie gegen den VfL Bochum, sagte Martin Schmidt. "Es hat die Motivation erhöht. Die Spieler haben sich untereinander Nachrichten geschrieben mit dem Tenor: 'Morgen ist unser Tag‘. Man hat die Positivität gespürt. Beim Mittagessen vor dem Spiel hatte ich das Gefühl, heute machen wir den Schritt und springen über den Strich. Dass die Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 in diesem Abstiegskampfduell mit dem VfL Bochum am 26. Spieltag in der MEWA ARENA trotzdem erst einmal fast eine Halbzeit lang schwer zu schleppen hatte an der Last der Situation nach dem Debakel vor einer Woche bei Bayern München war jedoch unübersehbar. "Wie groß der Stein war, den wir in den ersten 40 Minuten mit uns rumgetragen haben, konnte jeder sehen“, erklärte der Sportdirektor des FSV später nach dem Abpfiff. "Jeder hatte nach München irgendwie Steine auf dem Rücken. Die sind erst peu a peu abgefallen und in der zweiten Halbzeit richtig runtergerumpelt.“ Am Ende stand durch eine große Leistungssteigerung im zweiten Durchgang ein voll und ganz verdienter 2:0-Erfolg der Mannschaft von Bo Henriksen, der sogar noch höher hätte ausfallen können, wenn die 05er in ihrer besten Phase ihre gut herausgearbeiteten Chancen konsequenter verwertet hätten. So waren es die beiden Treffer von Jonny Burkardt, die den FSV auf den Relegationsplatz hoben, den Konkurrenten aus Köln auf den vorletzten Platz verdrängten und den Rückstand auf die Bochumer sowie die Wolfsburger von neun auf nunmehr sechs Zähler verkürzten und das Team nach seinem dritten Saisonsieg mit einem guten Gefühl in die nun beginnende Länderspielpause gehen ließ.
"Der Sieg und dieser Tabellenplatz sind nur ein erster Schritt, aber wir können damit erreichen, dass die vor uns nervös und unsicher werden, denn plötzlich sind es nur noch sechs Punkte, wo es vor kurzem noch zehn waren. Und plötzlich beginnen die auch noch mal nachzudenken. Wichtig ist, dass wir da vor uns den einen oder anderen nochmal verunsichern können. Das können wir mit jedem Sieg, den wir holen. Es liegt in den verbleibenden Spielen, aber noch sehr viel Arbeit vor uns, wie man in der ersten Hälfte gesehen hat“, sagte Schmidt.
Pressekonferenz nach #M05BOC
Geschichte wiederholt sich
Dass an der These des Schweizer Sportdirektors etwas dran sein kann, bestätigte der Gästetrainer in der Pressekonferenz. "Das ist ärgerlich für uns, denn die Geschichte wiederholt sich. Du hast das Gefühl, du machst manche Dinge richtig, aber am Schluss geht es um die Strafräume und da fehlt uns der letzte Punch“, sagte Thomas Letsch. "Es war sicher nicht das schönste Spiel, das ich in meinem Leben gesehen habe“, erklärte der 05-Cheftrainer. "Doch wir wussten, was kommen würde, wie schwierig es werden würde. Wir wollten in der ersten Halbzeit die Seiten etwas überladen, Druck erzeugen, aber es wurde ein Spiel Mann gegen Mann über den ganzen Platz. Wir waren darauf vorbereitet, wir wussten auch, dass die erste Viertelstunde beider Halbzeiten schwierig werden würde, weil der Gegner viel Power hat, aber wir haben gut verteidigt. Ich bin stolz auf die Spieler, weil sie alles getan und alles versucht haben, über was wir gesprochen haben. Eine Vorstellung wie diese ist das, was wir brauchen, um aus unserer Situation herauszukommen.“
In diesem Kampfspiel, in dem die Bälle in der ersten Hälfte fast ständig hoch durch die Luft flogen, es auf beiden Seiten kaum Aktionen mit dem Ball gab, Torchancen so gut wie nicht stattfanden, brauchten die Mainzer eine ganze Weile, um ihren Weg zu finden. Es war im Prinzip die Situation, die Jae-Sung Lee auslöste, die der Partie eine neue Wendung gab. Der Koreaner entledigte sich an der Mittellinie nach einer Ballannahme mit einer schnellen Drehung zweier Gegenspieler, schickte Burkardt in die Spitze, der beim Abschluss jedoch geblockt wurde. Dann kam Burkardt nach einer Flanke von Phillipp Mwene am Fünfmeterraum zum Kopfball – und hatte im nächsten Moment Torhüter Manuel Riemanns Hand ins Gesicht. Schon da forderten die Mainzer Strafstoß, den sie in der nächsten Aktion erhielten nach einer Aktion von Bernardo gegen Lee. Es war Burkardt, der dieser Serie von vier verschossenen Elfmetern ein Ende setzte. Der Stürmer schnappte sich den Ball und verwandelte flach, hart und präzise ins linke Eck zum 1:0. "Johnny hat die Verantwortung übernommen. Das ist groß. Er ist der Typ, der vor nichts Angst hat, das brauchen wir in unserer Situation“, lobte der 05-trainer den 23-Jährigen. "Johnny macht alles für die Mannschaft. Er kann einer unserer wichtigsten Spieler werden in diesem Saisonfinale. Er hat so ein großes Herz, gibt alles zu jeder Zeit.“ Und er führte sein Team mit einem Doppelpack zum so dringend benötigten Erfolg. In der 71. Minute war es soweit. Nach einer weiteren Lee-Vorarbeit traf er zum 2:0-Endstand.
"Wir haben wirklich hart gearbeitet“
Für Martin Schmidt war die erste von Lee eingeleitete Burkardt-Chance die Szene, die das Spiel in die richtige Bahn gelenkt hatte. "Danach wussten wir, wie wir spielen müssen, um zu Chancen zu kommen. Danach waren wir on fire. Die fünf, sechs Minuten vor dem 1:0 haben der Mannschaft das Bewusstsein gegeben, die Bälle nicht im hohen Bogen nach vorne zu spielen, sondern flach in die Schnittstellen. In der zweiten Halbzeit, als der Gegner etwas müder wurde in diesem Mann-gegen- Mann-Spiel, da hatten wir dann auch mehr Räume ,da haben wir den Gegner irgendwann so weit nach hinten gedrückt, dass wir das Spiel entscheiden konnten“, so der Sportdirektor des FSV, dem die vergebenen Chancen auf ein höheres Ergebnis keine Sorgen bereiteten. "Ich glaube, dass es uns eher Mut gibt, dass wir wieder mehr Möglichkeiten kreieren“, sagte er.
"Ich bin stolz darauf, wie es in der zweiten Hälfte ausgesehen hat, denn da haben wir nur eine Doppelchance zugelassen. Das war mehr oder weniger alles, was sie hatten im gesamten Spiel. Wir haben wirklich hart gearbeitet. Es war ein guter Tag für uns. Die Qualität des Spiels war nicht gut, aber das ist für uns im Moment nicht wichtig“, sagte Henriksen. "Wichtig ist, dass die Performance da ist. Und das war eine Klasse-Reaktion der Jungs nach München. Darüber haben wir die ganze Woche gesprochen. Wir wollten ein kleines Finale heute, wir wollen weitere kleine Endspiele“, so der 05-Trainer.
"Das wird hart"
"Das wird ein Kampf bis zum allerletzten Spieltag. Das wird hart und hoffentlich auch etwas, was der Mannschaft Spaß macht. Dafür brauchen wir solche Vorstellungen wie heute. Es spielt keine Rolle, ob wir jetzt auf Platz 15 oder 16 stehen. Nach 34 Spielen müssen wir da stehen. Ich denke nur an die Leistung. Wenn wir so auftreten wie heute, wenn wir hart arbeiten, mit dieser Energie und diesem Glauben, dann haben wir eine gute Chance“, sagte der Coach. "Wir müssen immer unser Bestes geben. Dann können wir nur hoffen, dass noch einige Teams dazukommen, die um die Relegation kämpfen. Doch wir können nur über uns nachdenken. Ich kümmere mich nur um uns, nur um unsere Leistung und unsere Performance an jedem Tag. Das erwarte ich auch von unseren Spielern. Dann werden wir sehen, was passiert. Ich vertraue den Spielern, wenn ich sehe, was sie heute in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, wie sie gekämpft und alles getan und gegeben haben, um zu gewinnen. Das ist das, was wir wollen. Das ist etwas Spezielles", so Henriksen.