Profis 18.12.2023 - 10:30 Uhr
"Brutale Nackenschläge, aber wir werden wieder aufstehen"
05ER treten nach der Heimniederlage gegen Heidenheim im Tabellenkeller auf der Stelle / Siewert: Werden Ärmel hochkrempeln und versuchen, in Dortmund etwas zu holen
Der Trend der vergangenen Wochen hat sich auch im letzten Heimspiel dieses Jahres fortgesetzt: Der 1. FSV Mainz 05 war wie schon in Köln, wie zuvor gegen den SC Freiburg oder bei der TSG Hoffenheim die klar dominierende Mannschaft auf dem Platz, nutzte aber auch diesmal ihre Möglichkeiten nicht, kassierte erneut einen vermeidbaren und höchst unglücklich zustande gekommenen Gegentreffer und damit nun auch die zweite Heimniederlage in Folge. Die Mannschaft schaffte es gegen den 1. FC Heidenheim nicht, drei Punkte einzufahren, verpasste ein weiteres Mal das dringend benötigte Erfolgserlebnis im Abstiegskampf und tritt damit im Keller der Bundesliga-Tabelle weiterhin auf der Stelle.
Er sei sprachlos, gestand Martin Schmidt etwas konsterniert nach dem Abpfiff dieser einseitigen Partie. "Dem Gegner reichen gefühlt zwei Torschüsse oder ein Standard, um hier zu gewinnen. Wir wussten, wie gut sie bei Standards sind, denn sie haben so mehr als die Hälfte ihrer Tore erzielt. Wir haben ein Spiel auf ein Tor hinbekommen, aber jedes Mal haben vorne ein paar Zentimeter gefehlt. Es fehlt uns weiterhin die letzte Überzeugung im Angriff , und deshalb ist es nur schwer zu akzeptieren, dass man so ein Spiel verliert“, sagte der Sportdirektor des FSV. "Da wollte jeder, der auf dem Platz stand, im Moment scheint es aber so, dass der Kopf an Dinge glaubt, an die man jetzt nicht glauben sollte. Unsere letzten Spiele waren alle mit einem Chancenplus, und immer hatten wir zu wenig in der Hand. Deshalb bleiben wir da hinten, wo wir sind und der Abstiegskampf wird von Spiel zu Spiel immer ernster“, betonte der Schweizer. An diesem 15. Spieltag hat sich die Distanz zu direkten Konkurrenten wie dem VFL Bochum oder den Heidenheimern deutlich vergrößert.
Kriegen Effizienz nicht hin
"Ich hätte nie im Leben gedacht, dass wir kein Tor schießen und es ist auch kaum zu glauben bei der Dominanz mit der wir das Spiel geführt haben. Wir waren in der zweiten Halbzeit bis auf wenige Sekunden immer in der Hälfte des Gegners“, so der 56-Jährige. „Wir haben viel offensiv gemacht, haben das Tor bedroht den Gegner bedroht, hatten Sechzehner-Szenen zur genüge, hatten über 80 Prozent Ballbesitz. Doch diese Effizienz, die wir seit Wochen ansprechen, kriegen wir nicht hin. Das ist ganz klar eine Kopfsache. Was uns fehlt, ist dieser glückliche Stürmer, den der Gegner hat, wir aber nicht“, so Schmidt. "In die Köpfe reingucken und die Tore schießen kannst du als Trainer nicht. Das müssen die Spieler schon selbst machen. Die letzten vier Spiele waren wir immer dominant, hatten immer mehr Ballbesitz, immer die größeren Chancen. Wir haben wenig zugelassen, haben in den letzten sechs Begegnungen drei Gegentore gekriegt. Der Weg stimmt. Die Mannschaft lässt das Herz auf dem Platz. Wir brauchen aber mal den Moment, dass das Glück auf unsere Seite kippt.“ Der Mainzer Trainer sah es ähnlich: "Wir hätten den Sieg gerne gehabt, haben wirklich alles versucht, um das Spiel zu gewinnen. Wir versuchen, Leistung auf den Platz zu bringen, Torchancen zu kreieren, wir haben Abschlüsse“, erklärte Jan Siewert. "Es ist fast schon absurd, dass der Ball nicht ins Tor geht."
So könnte man allmählich auch die personelle Situation der 05er nennen, die sich gegen den Aufsteiger noch schlechter darstellte als zuletzt. Zwar reichte es für Karim Onisiwo nach grippalem Infekt, um wieder auf die Bank zurückzukehren und nach einer Stunde eingewechselt zu werden. Doch neben all den anderen Verletzten fehlten diesmal auch noch Leandro Barreiro wegen eines im Training erlittenen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel und Anthony Caci wegen einer Bauchmuskelverletzung. "Übers Personal müssen wir nicht mehr reden“, sagte der Sportdirektor. "Heute hat uns eine komplette Startelf gefehlt. Viel mehr kann gar nicht mehr daneben gehen.“
Halbes Selbsttor nach Standard
Letztlich war es eine Standardsituation in der zwölften Minute, die den Gästen den Sieg schenkte und bei den Gastgebern ein weiteres Mal für hängende Köpfe sorgte. "Es ist extrem bitter, dass du dann zweimal einen abgefälschten Ball hast bei einem nicht mal gut ausgeführten Standard“, klagte der Trainer. "Einmal übers Bein, dann von der Brust in den Laufweg eines Spielers. Das ist absurd in diesem Moment.“ Zumal dann noch 05-Torhüter Daniel Batz den Schuss von Marvin Pieringer mit der Ferse abwehrte, allerdings in den Lauf des zurückeilenden Phillipp Mwene, der nicht mehr ausweichen konnte und die Kugel über die Linie drückte.“
Underdog-Rolle in Dortmund
Viel Zeit, um diese Niederlage zu verarbeiten, bleibt den Rheinhessen nicht. Bereits am Dienstagabend steht das letzte Spiel dieses Jahres auf dem Terminplan. Der FSV muss um 20.30 Uhr (live auf SKY, SAT1 und 05ER.fm) bei Borussia Dortmund antreten. "Ich bin eigentlich froh, dass jetzt so ein Spiel kommt, weil wir dann klar in der Underdog-Rolle sind und nichts zu verlieren haben. Ich bin überzeugt davon, dass wir in diese Rolle schlüpfen können und uns das besser liegt, als dominant sein zu müssen. Die letzten vier Spiele waren wir immer dominant, hatten jedes Mal mehr Ballbesitz, immer die größeren Chancen. Wir haben wenig zugelassen, haben in den letzten sechs Spielen drei Gegentore gekriegt. Die Mannschaft lässt das Herz auf dem Platz. Wir brauchen jetzt mal den Moment, dass das Glück auf unsere Seite kippt“, erklärte der 05-Sportdirektor. Und der Trainer betonte mit Nachdruck: "Es ist brutal, was diese Mannschaft an Nackenschlägen einstecken muss. Wir haben noch ein Spiel in Dortmund, und das werden wir mit aller Intensität angehen und versuchen, etwas zu holen. Trotz aller Nackenschläge, die wir fressen, haben wir doch wieder die Möglichkeit dazu. Ich hasse es, zu lamentieren. Also krempeln wir die Ärmel hoch und gehen auf das nächste Spiel zu. Dass es den Jungs im Moment wehtut, dass es mir wehtut, das kann jeder nachvollziehen, aber wir werden wieder aufstehen. Auch in Dortmund.“