Spielberichte 09.03.2024 - 17:30 Uhr
Nachmittag zum Vergessen in München
FSV wird beim Rekordmeister mit acht Gegentoren bitter bestraft
Heftig Schiffbruch erlitten haben die 05ER am Samstagnachmittag im Duell mit Rekordmeister Bayern München. Die Heimreise treten die Mainzer, die zwar über eine Stunde ordentlich mitgehalten und -gespielt, es den Gastgebern aber viel zu leicht gemacht hatten, sich warmzuschießen, mit einem bitteren 1:8 (1:3) im Gepäck an. Nach dem frühen Zwei-Tore-Rückstand hatte Nadiem Amiri zwischenzeitlich für Hoffnung gesorgt, mit der letzten Aktion vor der Pause stellte dann aber Harry Kane, der insgesamt dreimal traf, den alten Abstand wieder her. Allen voran zwischen der 60. und 70. Minute überrollte der Rekordmeister die Mainzer dann förmlich, für die es in der Schlussphase nur noch darum ging, weitere Gegentreffer zu verhindern. In der Nachspielzeit setzte schließlich Leon Goretzka mit seinem zweiten Treffer den Schlusspunkt. Außerdem trafen für die Gastgeber Thomas Müller, Jamal Musiala sowie Serge Gnabry.
Zwei Veränderungen hatte Bo Henriksen gegenüber dem Gladbach-Remis vorgenommen und die beiden gesperrten Dominik Kohr (Gelb-Rot) und Leandro Barreiro durch Anthony Caci und Tom Krauß ersetzt.
Vor dem Spiel in der Allianz Arena
FSV naiv, Bayern eiskalt
Es dauerte nur ganze 20 Sekunden, bis der FSV sich vom Anstoß weg fein durchkombinierte, bevor Jae-sung Lee von rechts flankte und Phillipp Mwene am zweiten Pfosten präzise bediente, dessen Hereingabe im Zentrum aber keinen Abnehmer fand (1.). Der Österreicher hätte in dieser Szene wohl auch selbst den Abschluss suchen können. Mutig - am Ende vielleicht zu mutig - auftreten zu wollen, hatte der Cheftrainer vor der Partie angekündigt, dass dies an der Isar allerdings ein kompliziertes Unterfangen werden würde, war absehbar. Und die Gastgeber übernahmen in der Folge das Kommando, kamen schnell zu zwei ersten Eckbällen, die jedoch folgenlos blieben und kontrollierten die Partie gegen 05ER, die zunächst nur noch sporadisch zu Ballbesitzphasen kamen. In der achten Minute stand Robin Zentner erstmals im Blickpunkt, als er eine scharfe Hereingabe Leroy Sanés mit den Fäusten klären konnte. Machtlos war der 05-Keeper dann fünf Minuten später, als die Münchner in Führung gingen, nachdem sie eine Einladung der Rheinhessen dankend angenommen hatten. Nach einem Eckball der Gäste landete das Leder bei Manuel Neuer, der Müller mit einem weiten Abschlag schickte. Der Routinier bediente Musiala im Zentrum, der, im Gegensatz zu den zurückgeeilten Mainzern, die Übersicht behielt und Kane mit einem schönen Querpass den Weg zu seinem 28. Bundesliga-Tor bereitete - der Engländer musste aus kurzer Distanz nur noch den Fuß hinhalten (13.). Nur eine Minute später rollte die Bayern-Offensive schon wieder auf das 05-Tor zu, doch diesmal war Zentner gegen Kane zur Stelle, der eine Ablage von Sané direkt genommen, aber zu zentral gezielt hatte. Gegen eigentlich gut eingestellte und mitspielende 05ER wurde es es den Gastgebern in der Anfangsphase unter dem Strich viel zu einfach gemacht, nachzulegen. Nach einem Freistoßpfiff zugunsten der Bayern auf rechts schalteten die Mainzer ab, währen Joshua Kimmich schnell ausführte und den unbewachten Kane im Zentrum fand. Dessen Kopfball prallte vom Pfosten zu Goretzka, der keine Mühe hatte, zum 2:0 abzustauben. Ein ganz bitterer Auftakt, auf den die postwendende Antwort zwei Minuten später nur knapp verpasst wurde. Amiri trat einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld und im Zentrum verpasste der völlig alleingelassene Joshua Guilavogi den Anschluss um Zentimeter (21.). Auf der gegenüberliegende Seite hätte Kimmich den Sack nach einer knappen halben Stunde wohl schon zumachen können, verpasste Treffer Nummer drei mit seinem Schuss nach Zuspiel von Goretzka aber knapp, der Ball rauschte am Pfosten vorbei (27.).
Nach 30 Minuten deutete wenig darauf hin, dass die Mainzer hier zurück ins Spiel finden würden angesichts dieses so maximal unglücklich verlaufenen Beginns. Zumindest bis Amiri sich ein Herz fasste und, nach kurzem Kontakt von Brajan Gruda, einen indirekten Freistoß aus 25 Metern traumhaft im Winkel des Gehäuses von Neuer unterbrachte - nur noch 1:2 aus 05-Sicht (31.). Die Mainzer waren wieder da, nur zwei Minuten später aber kurz geschockt: Guilavogui war nach einem Zusammenprall mit Caci benommen liegengeblieben, konnte wenig später zwar wieder aufstehen und selbstständig den Platz verlassen, aber nicht weitermachen. Edimilson Fernandes kam für den Franzosen in die Partie. Die Ereignisse nahmen der Begegnung nun ein wenig den Fluss, so dass sich bis kurz vor Beginn der siebenminütigen Nachspielzeit des ersten Durchgangs wenig tat. Dann aber lag ein weiterer Treffer binnen weniger Minuten auf beiden Seiten mehrfach in der Luft: Zunächst wischte Zentner eine ganz tückische Kimmich-Flanke am Tor vorbei (44.), bevor Gruda wenig später zu einem traumhaften Solo ansetzte und seinen zweiten Bundesliga-Treffer aus zehn Metern verpasste, als der Ball über den Querbalken strich (45.+2). Wiederum nur zwei Minuten später verhinderte van den Berg auf der Linie einen weiteren Einschlag nach einem Kopfball von Müller. Und als alles dafür sprach, dass es mit dieser knappen Bayern-Führung in die Katakomben gehen würde, sollten die Gastgeber doch noch das letzte Wort haben. Goretzka bediente Kane per Chip aus dem Zentrum, der Torjäger nahm den Ball freistehend an, schloss aus der Drehung ab, wobei er Zentner keine Chance ließ - 3:1 für die Gastgeber mit der letzten Aktion der ersten Hälfte. Schön anzusehen, aber dennoch viel zu einfach in der Umsetzung war dieser Schlusspunkt gewesen.
Bilder des Spiels
Früher Nackenschlag nach Wiederbeginn, danach brechen alle Dämme
Durchgang zwei sollte beginnen, wie der Erste aufgehört hatte: Guerreiro fand im Strafraum Musiala, der sich mit einem Haken befreite und Müller im Zentrum sah, der aus kurzer Distanz für die Vorentscheidung in dieser Partie sorgte - 4:1 (47.). Ein Wiederauftakt zum Vergessen für den FSV, der hier bitter bestraft wurde für jede Nachlässigkeit. Am erneuten Anschluss sollten die nicht aufsteckenden 05ER dennoch nur acht Minuten später schnuppern. Amiri spielte Gruda vor dem Bayern-Strafraum frei, wo das Eigengewächs aus rund 18 Metern einen feinen Schlenzer setzte, der den Pfosten um wenige Zentimeter verpasste (56.). Es war der Auftakt in kurze eine Phase, die dem FSV gehörte, der weiter an Treffer Nummer zwei schnupperte. Zunächst verpasste ein abgefälschter Schuss von Mwene das Bayern-Gehäuse (59.), bevor Widmer aus der zweiten Reihe nur knapp vorbeizielte (60.). So richtig zittern mussten die Bayern aber nicht mehr, zumal sie sich an diesem Nachmittag als gnadenlos im Torabschluss präsentierten. Bei einem Konter wechselte Kane mit einem klasse Ball die Seiten, Musiala ließ Widmer aussteigen und vollendete aus elf Metern zum 5:1 (61.). Und in den folgenden Minuten wurden die 05ER dann förmlich überrollt. Erst verlängerte der gerade eingewechselte Gnabry eine Goretzka-Flanke ins Tor (66.), und vier Minuten später traf erneut Kane, nachdem Zentner einen Kopfball von Eric Dier im Anschluss an eine Ecke noch glänzend hatte abwehren können (70.). Es ging längst nur noch um Schadensbegrenzung für den FSV, für den mittlerweile Ludovic Ajorque und Marco Richter auf dem Platz standen, die Jonny Burkardt und Lee ersetzt hatten. Nach 76 Minuten feierte dann zudem Andreas Hanche-Olsen (für Gruda) sein Comeback, während Danny da Costa für Krauß kam.
Auf dem Rasen tat sich nun aber nicht mehr allzu viel, auch, weil die Bayern inzwischen einen Gang zurückgeschaltet hatten. In der Nachspielzeit setzte Goretzka schließlich den Schlusspunkt zum 8:1, als er eine Gnabry-Flanke per Kopf versenkte. Die Mainzer haben damit die zweithöchste Niederlage ihrer Bundesliga-Historie (nach dem 0:8 in Leipzig im November 2019) zu verdauen, aber schon am kommenden Samstagnachmittag (15.30 Uhr) gegen den VfL Bochum in der MEWA ARENA die Gelegenheit, Wiedergutmachung zu betreiben.
Bayern München - Mainz 05 8:1 (3:1)
FCB: Neuer - Kimmich, de Ligt, Dier (75. Kim), Davies (18. Guerreiro) - Goretzka, Laimer, Sané (62. Gnabry), Müller (62. Tel), Musiala (75. Zaragoza) - Kane
FSV: Zentner - Widmer, van den Berg, Guilavogui (35. Edimilson), Caci, Mwene - Krauß (76. da Costa), Amiri - Lee (65. Richter), Gruda (76. Hanche-Olsen), Burkardt (65. Ajorque)
Tore: 1:0 Kane (13.), 2:0 Goretzka (19.), 2:1 Amiri (31.), 3:1 Kane (45.+7), 4:1 Müller (47.), 5:1 Musiala (61.), 6:1 Gnabry, 7:1 Kane (70.), 8:1 Goretzka (90.+3)
Zuschauer: 75.000
Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Sascha Thielert, Thomas Gorniak, Alexander Sather, Katrin Rafalski)