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Fußball Frauen 08.06.2024 - 10:00 Uhr

Anstatt: "Feuerwerk" auf & neben dem Platz

Vor dem Relegationshinspiel gegen Bochum spricht die erfahrene Torjägerin über die beiden wichtigsten Partien der Saison, ihre Rolle sowie jene der Fans

Nadine Anstatt während der Liga-Partie gegen Elversberg.

In der Regionalliga Südwest haben die 05-Frauen eine nahezu perfekte Saison gespielt. Trotzdem ist die Meisterschaft nur ein Zwischenschritt für Mannschaft und Verein. Der Aufstieg in die 2. Frauenbundesliga ist das selbstgesteckte Ziel. Darum kämpfen die Mainzerinnen gegen den VfL Bochum, ihres Zeichens Meisterinnen der Regionalliga West. Am Sonntagnachmittag (14 Uhr) steigt das Hinspiel auf dem Kunstrasen des TSV Schott Mainz. Im Vorfeld der beiden Partien spricht 05-Stürmerin Nadine Anstatt über die erste Saison im FSV-Trikot, die Vorbereitung auf die anstehenden Spiele sowie die Unterstützung der Fans.

Nadine, in eurer ersten Saison beim FSV konntet ihr die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest und den Verbandspokal gewinnen. Wieso ist es direkt so gut gelaufen?
 
"Wir sind alle mit genau diesen Zielen in die Saison gestartet und haben dem alles untergeordnet. Vor allem aber haben wir alle den unbedingten Willen besser zu werden, was natürlich auch von Trainerseite unterstützt wird. Wir haben eine genaue Vorstellung davon, wie wir Fußball spielen wollen und nach jedem Spiel sprechen wir sehr genau darüber, was gut gelaufen ist und was verändert werden muss. Das ist uns diese Saison einfach gut gelungen. Darüber hinaus haben wir einige Spielerinnen, die voran gehen und andere mitziehen, wenn es nicht mal so läuft - was in einer Saison immer mal passieren kann. Unsere Kaderbreite ist auch ein großer Bonus. Dadurch können wir flexibel auf alle Umstände reagieren und sind nebenbei auch noch weniger ausrechenbar für unsere Gegnerinnen."

Was macht Euch als Mannschaft aus?
 
"Wie gesagt, wir wollen alle immer mehr und immer besser werden. Das erkennt man einfach an der großen Entwicklung, die wir als Team seit Saisonbeginn durchlaufen haben. Gerade in engen Spielen hat man das gespürt und genau deswegen konnten wir im Verlauf der Saison schon viele solcher Spiele für uns entscheiden. Da spielt auch die große Erfahrung eine Rolle, die einige Spielerinnen von uns mitbringen. Ich glaube, dass wir eine sehr gesunde Mischung haben aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, die Dinge mit einer gewissen Lockerheit angehen. Am Ende haben wir einen Kader, der an Typen fast nicht unterschiedlicher sein könnte und es trotzdem geschafft zusammenzuwachsen. Wir verstehen uns alle sehr gut und ziehen an einem Strang. Das ist die Basis für unseren Erfolg."

Du selbst bist gebürtige Mainzerin. Was bedeutet es Dir, das 05-Trikot zu tragen?
 
"Es ist einfach etwas sehr Besonderes. Ich bin mit dem Verein aufgewachsen. Am Wochenende haben wir immer mit der gesamten Familie vor dem Fernseher gesessen und mitgefiebert. Dadurch habe ich schon einige schöne, aber auch weniger schöne Momente des Vereins miterlebt. Dass ich selbst mal für 05 auf dem Platz stehen und ein Teil solcher Momente sein könnte, habe ich allerdings nicht erwartet. Das macht es umso schöner und bedeutet mir unglaublich viel."

Die zwei wohl wichtigsten Spiele der Saison stehen erst noch an. Wie erlebt Ihr diese richtungsweisenden Wochen?
 
"Voller Vorfreude, aber auch mit einer gewissen Anspannung. Wir haben sehr hart gearbeitet und viel dafür investiert, dass wir sind, wo wir sind. Jetzt wollen wir noch eine Schippe drauflegen, um unseren Traum wahr werden zu lassen. Dementsprechend ist in den Trainingseinheiten viel Feuer, aber auch die notwendige Freude am Spiel. Man spürt, dass jede Einzelne entschlossen ist, für unser Ziel alles zu geben. Dabei spreche ich nicht nur von uns Spielerinnen, sondern auch von unserem Staff. Von uns aus kann es losgehen."

Sprecht Ihr über die mentalen Aspekte, die solche Spiele natürlicherweise mit sich bringen? 
 
"Ja, auf jeden Fall. Sowohl am Rande des Trainingsplatzes als auch in Einheiten mit unserer Mentaltrainerin. Dort machen wir uns bewusst, was für eine besondere Situation auf uns zukommt. Im Vorfeld darüber zu sprechen ist unfassbar wichtig, um nicht überrascht zu werden. Die beiden Spiele haben einfach Endspielcharakter und bringen dementsprechend auch einen speziellen Druck mit sich. Die Anspannung, die daraus resultiert, müssen wir am Ende des Tages in positive Energie umwandeln."

Mit dem VfL Bochum trefft Ihr auf eine für Euch erstmal unbekannte Mannschaft. Wie sehr setzt Ihr Euch mit Euren Gegnerinnen auseinander?
 
"Bochum ist für uns tatsächlich gar nicht so fremd, wir haben vergangenes Jahr ein Testspiel gegen sie gewonnen. Natürlich hat sich seitdem in beiden Teams einiges verändert, aber man kennt sich grundsätzlich. Ansonsten hält es wohl jede Spielerin so wie sie es braucht. Manche waren dort und haben sich Partien angeschaut. Natürlich ist auch ein gewisser Respekt da. Ich erwarte zwei intensive Spiele auf Augenhöhe, in denen kleine Momente entscheiden. Wir konzentrieren uns aber vor allem auf das, was wir machen wollen. Alles in allem sind wir dank der Arbeit unserer Trainer gut vorbereitet und können ganz gut einschätzen, was uns am Sonntag erwartet."

Mit zwölfter Frau & zwölftem Mann im Rücken

Deutlich enger als hier beim Duell mit Bad Neuenahr wird es am Sonntagnachmittag am Spielfeldrand zugehen.

Am Sonntag startet Ihr mit dem Heimspiel am Gelände des TSV Schott Mainz. Über 1000 Tickets sind bereits verkauft. Wie nehmt ihr den Support von den Fans im Vorfeld der Partie wahr?
 
"Es hat sich tatsächlich im Laufe der Saison schon ein harter Kern von Fans gebildet, der uns überallhin begleitet. Es ist immer schön, an den Platz zu kommen und die Banner hängen zu sehen. Jedes bekundete Interesse ist wichtig für uns und verbessert unseren Stellenwert ungemein. Dass jetzt nochmal so viele Menschen kommen und uns unterstützen, macht uns sehr stolz und ist eine Extramotivation. Wir freuen uns einfach riesig auf die Atmosphäre. Der Kunstrasen hat klassisches Hexenkessel-Potenzial. Ich hoffe, dass ich rechts und links vor allem rot und weiß sehen werde. Das kitzelt die letzten vielleicht entscheidenden Prozent aus uns raus."

Was kann der 05-Anhang von Euren Auftritten erwarten?
 
"Ganz klar: Dass wir unser Herz auf dem Platz lassen. Wir haben die ganze Saison auf diese zwei Spiele und damit die Chance auf den Aufstieg hingearbeitet, wir werden alles daran setzen, sie nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. So wie wir uns auf ein Feuerwerk von außen freuen können, werden wir bis zum Schluss eines auf dem Platz abbrennen. Das sind wir allen schuldig, die uns seit Saisonbeginn unterstützen und an uns glauben – inklusive uns selbst. Wir wollen die Mainzer Tugenden auf den Platz bringen. Das bedeutet: Vollgas in den Zweikämpfen, Meter für Meter abreißen, über unsere Grenzen hinausgehen und vor allem: niemals aufgeben."

In der Liga warst Du mit 18 Treffern, zahlreichen Vorlagen und Deiner erfahrenen Spielweise eine tragende Stütze in der Mannschaft. Was muss am Sonntag passieren, dass es auch da so gut läuft?
 
"Nur wenn wir als Mannschaft performen, kann es auch für uns als einzelne Spielerinnen gut laufen. Das heißt, auch am Sonntag muss wieder jedes Rädchen in das andere greifen. Damit meine ich wirklich alle Mannschaftsteile auf und neben dem Platz. Wenn wir uns in unseren Flow spielen, fällt alles leichter und läuft irgendwo auch wie automatisiert ab. Da wollen wir hinkommen. Dann möchte ich persönlich wieder meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich sind. Welcher Teil das am Ende ist, ist mir grundsätzlich egal. Ich versuche das zu geben, was die Mannschaft von mir braucht."

Bereitest Du Dich auf besondere Weise auf das Spiel vor?
 
"Für mich ist Routine sehr wichtig, daher werde ich mich auf die Spiele genauso vorbereiten wie auf jedes andere Spiel auch. Der Ablauf vor Partien hat sich mittlerweile eingespielt und bewährt, da gibt es keinen Grund etwas zu ändern. Damit kann ich fokussiert und geerdet in die Partie gehen und die Nervosität in positive Energie ummünzen. Am Sonntag wird also auch wieder alles nach Plan laufen."

Du warst schon einmal in einer ähnlichen Situation: Mit dem 1. FC Saarbrücken bist du vor zwei Jahren denkbar knapp im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln am Zweitliga-Aufstieg vorbeigeschrammt. Was nimmst Du aus dieser Erfahrung in die anstehenden Spiele mit?
 
"Das war ziemlich bitter. Nach einer souveränen Meisterschaft nicht aufzusteigen tut einfach nur weh. Die Partien haben deutlich gezeigt, wie Kleinigkeiten das gesamte Spiel entscheiden können. Entsprechend müssen wir in beiden Spielen bis zum Abpfiff auf der Höhe sein. Auch in einem möglichen Elfmeterschießen. Lieber wäre mir aber, wenn wir das Ding in der regulären Spielzeit für uns entscheiden."