Profis 16.10.2024 - 19:05 Uhr
"Das nimmt mir keiner mehr"
Jonny Burkardt ist als frischgebackener, stolzer A-Nationalspieler zurück in der Heimat, aber längst schon wieder angekommen im Hier und Jetzt
Bester Laune und mit einem erfrischenden Lächeln im Gesicht beendete Jonny Burkardt sein erstes Training am Bruchweg als A-Nationalspieler des DFB. Den 90 intensiven Minuten auf dem Rasen am Mittwochmittag folgte eine Verlängerung des Arbeitstags in Form von Interviews, Selfies mit Fans und dem Erfüllen mit Autogrammwünschen. "Ich möchte hier jetzt so weitermachen wie zuvor. Ich stehe in der Verantwortung, das weiß ich", erklärte der Vize-Kapitän, der zwar seinen Stolz auf das Erlebte betonte, gleichzeitig aber klar machte, dass seine ersten beiden Länderspiel-Einsätze rein gar nichts an seiner Rolle beim FSV ändern werden. Nach dem Abenteuer Nationalmannschaft ist er längst wieder angekommen im Hier und Jetzt.
Eigentlich hatte Bo Henriksen für seinen Torjäger einen Tag im Zeichen der Regeneration vorgesehen, aber bereits am Dienstag angedeutet, dass dieser womöglich anderer Meinung sein werde: "Jonny ist eine Katastrophe, er will immer auf dem Platz stehen und arbeiten", so der Cheftrainer schmunzelnd. Er sollte Recht behalten und am Ende den Kürzeren ziehen, weil sowohl Athletiktrainer als auch Physiotherapeuten dem Profi grünes Licht für die Vollbelastung gegeben hatten. "Ich bin komplett frisch und wollte einfach wieder mit den Jungs hier auf den Platz", erklärte Burkardt und merkte an, dass die Belastung der letzten Woche für ihn persönlich gar nicht so groß gewesen war. Ins Schwärmen sollte er anschließend dennoch geraten angesichts des Traums, der für ihn in Bosnien-Herzegowina und in München im Duell mit der Niederlande - in beiden Partien kam der 05ER in der Schlussphase als Joker zum Einsatz - in Erfüllung gegangen war.
Jonny zu Gast bei 05ER.tv
Familienmensch Burkardt - mit neuen Erfahrungen ins Duell mit Leipzig
"Sehr glücklich" sei er, gleich zweimal zum Einsatz gekommen zu sei im Team von Julian Nagelsmann. "Das nimmt mir keiner mehr. Ich habe nach beiden Spielen im Stadion in die Augen meiner Familie schauen und sehen können, wie stolz sie sind. Das war besonders. Auch in Mainz hat es allen viel bedeutet." Hinzu kommen die gesammelten Erfahrungen in den Tagen bei der DFB-Auswahl. Zum einen betonte der 24-Jährige das Trainingsniveau, welches "deutlich höher" sei. "Es ist schneller, noch körperlicher, die Gegenspieler sind athletischer und nochmal einen Tick besser", so das 05-Eigengewächs, das sich mit Blick auf das Teamgefüge stark an seinen Heimatverein erinnert und in den zuvor nur von außen gewonnenen Eindrücken bestätigt fühlte: "Ich wurde sehr herzlich und fröhlich aufgenommen. Aus der Ferne betrachtet hat dort alles immer sehr harmonisch gewirkt. Jetzt kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass der Eindruck überhaupt nicht täuscht. Das hat alles in allem total viel Spaß gemacht." Auch von Bundestrainer Nagelsmann war Burkardt angetan und betonte dessen Akribie sowie neue taktische Impulse, die er mitnehme. "Total spannend" sei der, angesichts der Nachnominierung, unverhoffte Ausflug in die UEFA Nations League gewesen, von dem er reichlich "coole, neue Eindrücke" mit nach Hause bringt.
Die er natürlich einfließen lassen möchte in seine Arbeit am Bruchweg und im Trikot des FSV, in das er bereits am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, Restkarten im Online-Ticketshop) wieder schlüpfen wird, wenn das Duell mit den von Ex-05ER Marco Rose trainierten Leipzigern ansteht. Einen Schalter, so Burkardt, müsse er keinesfalls umlegen. "Ich freue mich einfach auf das nächste Spiel mit Mainz 05 vor unseren Fans, die wir bei dieser schwierigen Aufgabe brauchen werden", so der bodenständige Angreifer, auf den mit seinen Mainzern im Anschluss zwei weitere packende Duelle vor heimischem Publikum warten. Nur sechs Tage nach dem Duell mit den Sachsen gastiert Borussia Mönchengladbach am Rhein, wiederum nur fünf Tage später (30. Oktober, 20.45 Uhr) wartet der Pokal-Kracher gegen den FC Bayern München. Reichlich Gelegenheiten für Burkardt, seinen fünf Saisontreffern - allesamt auswärts erzielt - Tor Nummer eins in der Heimat folgen zu lassen und die Arena endlich wieder zum Beben zu bringen.