Profis 05.08.2016 - 14:16 Uhr
Neue Reize, alte Prinzipien
Martin Schmidt zieht positives Fazit aus dem Trainingslager im Aostatal
„Ich bin sehr zufrieden mit dem Trainingslager – ich hatte verschiedene Ansatzpunkte gehabt. Einer war in Ruhe arbeiten zu können, das heißt ruhige Tagesabläufe zu gewährleisten in einer ruhigen Umgebung. Das war mir sehr wichtig, und ist wenn ich mir das Feedback aus der Mannschaft anhöre und auch selbst zurückblicke absolut gelungen umgesetzt worden. Wir hatten keine Hektik, konnten unser eigenes Tempo gehen, das ist eine gute Basis für gutes Training“, so Schmidt. Auch das Klima spielte den 05ern in die Karten. Weniger heiß als in Colorado, dafür immer ein frischer Wind und viel Sonne – optimal, wie Martin Schmidt findet. „Die Spieler haben mich vor Abreise gefragt, ob sie Winterjacken mitnehmen sollen, weil es in die Berge geht. Ich musste ein bisschen schmunzeln, denn auch hier haben wir Sommer“, so der Schweizer, dessen Heimat - das Wallis - nur einen Katzensprung über die Berge entfernt ist.
Insgesamt waren die Bedingungen im italienischen St. Vincent top. „Der Trainingsplatz war kurz gemäht und nass, das Essen war super und auch das Hotel von den Räumlichkeiten her optimal“, sagt Stefan Bell, der in allen Testspielen bislang die Kapitänsbinde getragen hat, „so kann man arbeiten.“ Doch auch was die Trainingsinhalte betrifft herrscht am Ende der italienischen Trainingslagerwoche Zufriedenheit, insbesondere beim Trainer. „Wir haben in der Defensive an der Struktur gearbeitet, wollten eine Ordnung auf den Platz bringen, die Aggressivität in den Zweikämpfen stärken. Und das ist gelungen. Wir haben gegen Servette Genf solide gestanden und das Spiel gewonnen, und gegen Novara Calcio auch nach vorne aggressiver gespielt. Bis auf eine Großchance und die leider direkt verwandelten Freistöße haben wir gegen Novara nichts zugelassen, das war gut. Das Spiel haben wir von der 35. bis zur 80. Minute dominiert, mit Schwächen in der letzten Zone vor dem Tor. Aber das werden wir als nächstes in Angriff nehmen und in den kommenden Wochen daran arbeiten“, sagt Schmidt.
Mitverantwortlich für die fehlende Durchschlagskraft in der Box ist laut Schmidt vor allem die fehlende Frische nach den anstrengenden Vorbereitungswochen. „Das ist unser größter Joker. Wenn die Frische wieder da ist, dann kommt auch wieder Präzision und Genauigkeit in die Abschlüsse und das wird unseren Angreifern gut tun“, zeigt sich der Fußballlehrer sicher. „Nach sechs Wochen ist alles jetzt so richtig teigig geworden, man braucht einfach mehr Kraft und Anlaufzeit, weil die Müdigkeit einfach in allen Gliedern steckt. Es sind einfach auch noch nicht alle Spieler soweit, Yunus Malli steckt zum Beispiel erst in der zweiten Trainingswoche“, mahnt Schmidt zur Geduld. Aller Müdigkeit und einer Testspielniederlage zum Trotz haben seine 05er so performt wie er es sich gewünscht hat. „Wir haben dominanten Fußball gezeigt, waren aggressiv, haben einen Block gebildet und gut umgeschaltet. Das sind die wichtigen Dinge, auf die wir uns fokussieren wollen – unsere grundlegenden Tugenden. Wir werden jetzt nicht auf einmal mit Ballbesitzfußball anfangen, nur weil wir in der letzten Saison Sechster in der Tabelle waren.“ Neue Anreize werden geschaffen, aber die Prinzipien bleiben gleich – eines der Erfolgsrezepte der 05er bislang.
Das Fazit kurz vor Abschluss des Trainingslagers fällt also weitgehend positiv aus. „Die Trainingsinhalte sind optimal umgesetzt worden, und wir haben bis auf zwei Verletzungen auch alle aus dem Kader gesund durchgebracht“, so Schmidt, der die Knöchelverletzung nach Umknicken von Jean-Philippe Gbamin sowie die Wadenmuskelverletzung von Gianluca Curci als „einzigen Wermutstropfen des Trainingslagers“ bezeichnet. Besonders der Torhüterausfall wiegt im Moment schwer, beim Testspiel gegen Novara Calcio ist Curci unglücklich aufgekommen, nachdem der Italiener einen Freistoß aus der Luft gepflückt hatte. Damit ist Curci schon der zweite Keeper, der Schmidt im Moment nicht zur Verfügung steht, denn Jannik Huth ist in Rio de Janeiro, um mit der Deutschen U21-Nationalelf bei Olympia um die Medaillen zu kämpfen. „Wir werden in den nächsten Wochen dann im Training mit Keepern aus der Jugend auffüllen. Wenn wir in Mainz sind, werden wir auch genauer wissen, was für eine Form von Muskelverletzung es bei Gianni ist, dann können wir auch eine bessere Prognose über die Ausfallzeit geben. Und Bei Jannik müssen wir ja auch erst einmal schauen, wie weit das Team bei Olympia kommt. Eine weitere Verpflichtung im Bereich Torhüter ist kein Thema“, legt sich Schmidt fest.