Profis 13.07.2018 - 10:00 Uhr
Niakhaté: Keine Angst vor dem Vergleich
Der französische Innenverteidiger des 1. FSV Mainz 05 hat mit 22 Jahren bereits 129 Profi-Spiele absolviert und fällt im 05-Training mit Schnelligkeit, Technik und scharfem Eröffnungspass auf
Natürlich drängt sich sofort der Vergleich mit seinem Vorgänger auf, wenn es um Moussa Niakhaté geht, den neuen Innenverteidiger des 1. FSV Mainz 05, den der Bundesligist nach dem Abgang von Abdou Diallo zu Borussia Dortmund vom FC Metz verpflichtete. Der 22-jährige Franzose weiß darum, will sich jedoch davon nicht großartig beeinflussen lassen. "Eigentlich sind wir verschiede Spieler, ich spiele komplett anders. Die Leute werden uns aber vergleichen, weil wir ähnliche Entwicklungsschritte gemacht haben und ich jetzt auf Abdous Position spiele. Ich habe keine Angst davor, und weiß, dass im Fußball Spieler auf derselben Position verglichen werden, aber jeder hat seine eigene Geschichte, seine Stärken und Schwächen und will das Beste fürs Team geben", sagt Niakhaté im Pressgespräch im holländischen Trainingslager der 05er.
Der Werdegang von Diallo, der nach einer starken Saison in Mainz nun für eine hohe Ablöse bei einem deutschen Spitzenklub angeheuert hat, dürfte irgendwo auch Niakhatés Entscheidung beeinflusst haben, sich dem Team von Sandro Schwarz anzuschließen. Denn nicht zuletzt dieser Top-Transfer hat in Frankreich den Ruf der Mainzer gestärkt, eine gute Adresse zu sein für die Entwicklung junger Spieler. Er habe zuerst noch gezögert, weil er im Sommer, nach dem Abstieg des FC Metz, etliche Angebote aus diversen Ligen gehabt habe. "Ausschlaggebend waren aber dann das Projekt Mainz 05 und die Werte, die der Klub vermittelt. Damit kann ich mich identifizieren. Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben und hier zu sein. Ich fühle mich sehr wohl. Es ist eine neue Herausforderung, nun im Ausland zu leben und in einer europäischen Top-Liga zu spielen."
Der 05-Profi ist gleichaltrig mit Diallo, zwei Zentimeter länger (190) und ebenfalls ein Linksfuß. Die beiden Landsleute kennen sich sehr gut, haben in den verschiedenen U-Nationalmannschaften in den vergangenen drei Jahren miteinander gespielt. Allerdings nie nebeneinander in der Innenverteidigung. "Es kam nie dazu", sagt Niakhaté, "meist hat einer von uns Innen- und einer Linksverteidiger gespielt".
"So einfach war mein Weg nicht"
Moussa Niakhaté ist in Roubaix geboren, hat bis zu seinem 15. Lebensjahr beim OSC Lille gespielt. Weil er dort nicht genügend Spielzeit bekam, wechselte der Jugendspieler zu den Amateurklubs Wasquehal und Boulogne, danach ins NLZ des FC Valenciennes. Ein Jahr U19, drei Jahre in der Zweiten Liga, dann zum FC Metz in die Erste Liga. "So einfach war mein Weg nicht", sagt der 05-Profi, "es gehört aber zum Leben dazu, verschieden Etappe zu gehen. Das hat mich stärker gemacht." Inzwischen hat Niakhaté 94 Zweitligaeinsätze und 35 Erstligaspiele absolviert - mit 22 Jahren.
"Moussa ist ein technisch sehr guter Fußballer. Er hat ein sehr gutes Passspiel, kann sehr gut die Räume antizipieren, die er zuzulaufen hat. Er zeigt große Stärken in der Defensivumschaltung, läuft die Bälle ab, die hinter die Kette gespielt werden", sagt 05-Trainer Schwarz nach den ersten Trainingstagen des Neuzugangs. "Er integriert sich sehr schnell in der Gruppe, beschäftigt sich sofort viel mit der deutschen Sprache, versucht mit seinem offenen Gemüt schnell Anschluss zu finden. Wir sind sehr zufrieden."
Wichtige Erfahrungen gesammelt
Schwarz gefällt, was er bisher von seinem Verteidiger sieht. Trotz der Länge ist Niakhaté schnell auf den Beinen, sowohl im Antritt, als auch auf Strecke verliert er kein Tempo. Eine wichtige Qualität in der aggressiven Vorwärtsverteidigung, die sich der 05-Kader in dieser Phase schwerpunktmäßig erarbeitet. Im Trainingslager fällt auch die Stärke des Franzosen im Defensivkopfball auf.
Ins Auge sticht zudem sofort sein Eröffnungsspiel: Der erste Impuls des Abwehrmannes ist immer, den Korridor zu suchen, den freien Mann, um den scharfen Flachpass zu spielen. Das gibt sofort Tempo und Raumüberwindung. Auch die diagonale Seitenverlagerung klappt sicher. Und die Zweikampfstärke fällt auf. "Ich empfinde es heute als sehr gut, dass ich in Valenciennes nur links hinten gespielt habe. Die Zeit dort in der Zweiten Liga hat mir viel gebracht, was ich auch als Innenverteidiger anwenden kann. In Metz habe ich alle Spiele in der linken Innenverteidigung absolviert. Das war eine wichtige Erfahrung trotz des Abstiegs. Auf dieser Position fühle ich mich auch insgesamt wohler und spiele lieber dort", betont der 22-Jährige, der das Gespräch mit dem besten Vorschlag überhaupt beendet: "Lasst uns doch in einem Jahr nochmal darüber reden."