Null Punkte aus Augsburg

Wenn der 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga nach Augsburg reist, ist ein heißer Tanz garantiert. Auch dieses Mal mangelte es dem Spiel nicht an kuriosen Szenen und hitzigen Zweikämpfen. Am Ende gingen die 05er mit leeren Händen nach Hause. Zwei zu leichte Gegentore durch bissige Augsburger brachten den FSV ins Hintertreffen. Nach dem Anschlusstreffer durch Elfmeter waren die 05er zwar wieder im Aufwind, aber am Ende reichte es nicht. Zu allem Überfluss sah Christian Wetklo am Ende noch die rote Karte – und musste von Sebastian Polter zwischen den Pfosten ersetzt werden.  

05-Trainer Thomas Tuchel überraschte in Augsburg mit einer sehr defensiven Aufstellung, wie bereits in der Münchner Allianz Arena ließ der Fußballlehrer seine Mannschaft mit einer Fünferreihe in der Abwehr auftreten, mit Shinji Okazaki als einziger echter Spitze und  Sebastian Polter im rechten Mittelfeld, der den japanischen Nationalspieler vor dem Tor gefährlich unterstützen  sollte. Die defensive Ausrichtung sollte das direkte Spiel der Augsburger über die Flügel unterbinden. Wie schon beim Heimsieg gegen die Braunschweiger Eintracht rückte Joo-Ho Park ins linke Mittelfeld vor Junior Diaz. Der FCA begann bissig, in der sechsten Minute traf André Hahn nach einem Freistoß von Tobias Werner den Ball nicht richtig – Glück für die Mainzer, denn der Augsburger Mittelfeldspieler stand in bester Position. Die 05er überließen den Hausherren die Spielgestaltung, aber nicht ohne auch selbst nach vorne aktiv zu werden. So flankte Polter auf den mitgelaufenen Park, der sich mit einem Kopfball aus spitzem Winkel versuchte, FCA-Keeper Hitz konnte aber zur Ecke klären (9. Minute). Gut zehn Minuten später brachte das Duo Polter-Okazaki die Augsburger Abwehr erneut in Bedrängnis, der Japaner wurde vom Augsburger Innenverteidigerensemble nach Polter-Flanke in Bedrängnis genommen, konnte sich aber im zweiten Anlauf freispielen – Hitz stand allerdings richtig. In der 23. Minute versuchte es Polter selbst per Direktschuss nach Zuspiel von Zdenek Pospech, doch wieder konnte Hitz vereiteln. Trotz des Chancenpluses der Mainzer ging der FCA in der 27. Minute in Führung – Daniel Baier passte aus dem Raum auf Hahn in den Rücken der Mainzer Abwehr, und der ließ sich nicht lang bitten. In der 38. Minute hatte Werner noch die Möglichkeit zu erhöhen für den FCA, aber sein Schuss von der Strafraumgrenze strich über die Latte. Auch der vor dem Tor freistehende Sascha Mölders hatte zum Glück für den FSV in der 45. Minute kein Zielwasser getrunken. Die 05er ließen sich zwar nicht einschüchtern, doch klare Chancen blieben bis zum Ende der ersten Halbzeit Mangelware. Der Außennetztreffer von Okazaki oder der zu wenig präzise Fernschuss von Elkin Soto aus 25 Metern (28. und 41. Minute) erbrachten nicht den Ausgleich.

Nach der Pause musste Tuchel sein Team verletzungsbedingt umstellen, Bo Svensson musste wegen Achillessehnen- und Keeper Heinz Müller wegen Hüftproblemen raus. Christian Wetklo nahm dafür den Platz zwischen den Pfosten ein und für den Innenverteidiger brachte Tuchel mit Nicolai Müller eine weitere Offensivkraft. Noveski und Bell verteidigten für die 05er im Abwehrzentrum. Der FC Augsburg blieb auch in Durchgang zwei die Mannschaft mit mehr Durchschlagskraft. Wieder überraschte Hahn die Abwehr des FSV eiskalt, erst konnte Wetklo gut parieren, dann lupfte Hahn im Nachschuss zum 2:0 aus spitzem Winkel ins leere Tor ein – die 05-Verteidiger kamen zu spät an die Linie, um den zweiten Gegentreffer noch zu verhindern (48. Minute). Um ein Haar legte Halil Altintop in der 55. Minute nach, doch die Latte verhinderte Schlimmeres für den FSV. Die 05er kamen nicht richtig in Tritt im Spiel nach vorne, die erste Möglichkeit der zweiten Hälfte, ein Schuss von Pospech aus der zweiten Strafraumreihe, wurde nach einer knappen Stunde abgeblockt (56. Minute). Doch dann fiel der Anschlusstreffer für die 05er doch noch, und zwar durch Elfmeter. Polter wurde im Strafraum gehalten, Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Strafstoß. Eric Maxim Choupo-Moting, der wenige Minuten zuvor den Platz für Soto betreten hatte, blieb cool und netzte mit seiner ersten Ballberührung der Partie zum 1:2 ein (58. Minute). Nur zwei Minuten später fiel Polter wieder im Strafraum – und sah trotz Kontakt des Gegenspielers die gelbe Karte wegen einer vermeintlichen Schwalbe. In der 68. Minute wurde Nicolai Müller im Strafraum umgesenst, und auch diesmal blieb Dankerts Pfeife stumm – durchaus streitbare  Entscheidungen des Unparteiischen-Gespanns. Trotzdem wurde die Partie offener – auch weil der FSV mutiger nach vorne kam. Der FCA mühte sich, die Führung über die Zeit zu bringen, aber die 05er blieben in ihren Aktionen zu unpräzise, um die Partie noch umzubiegen.  In der Schlussphase wurde das Spiel dann noch kurios – Wetklo wendete vor dem Strafraum die Notbremse nach einem Konter des FCA an, der 05-Schlussmann sah folgerichtig rot und musste vom Platz (87. Minute). Polter, der in seiner Jugend bei Werder Bremen einst Torhüter war, sprang für seinen Teamkameraden ein und schlug sich wacker. Den Freistoß von Baier hielt der Aushilfskeeper jedoch glänzend, und ließ auch kein weiteres Tor für den FCA zu. Die 05er hatten kurz vor Schluss noch eine Möglichkeit durch Shinji Okazaki, doch der abgefälschte Ball zappelte nur am Außennetz. Am Ende mussten die 05er mit leeren Händen nach Hause gehen. Die gesteigerte Leistung nach dem Anschlusstreffer reichte nicht mehr, um noch einen Punkt aus Augsburg zu entführen.

Thomas Tuchel nach der Partie: „Wir wollten unbedingt zu Null spielen, und das ist uns nachweislich nicht gelungen. Wir haben gegen den Ball aufmerksam begonnen und hochkarätige Torchancen gehabt, die wir aber nicht genutzt haben. Dann haben wir einen taktischen Fehler gemacht, das Gegentor kassiert und mussten dann hinterherlaufen. Was ich nicht verstehen kann, ist warum wir insbesondere im Bewusstsein um die Tabellenkonstellation nicht die Torlinie beschützen, nachdem Wetklo André Hahn so gut pariert hat. Keiner hat ihm geholfen. So mussten wir dem doppelten Rückstand hinterherlaufen. Am Ende müssen wir dann auch anerkennen, dass ein Tor nicht gereicht hat.“

FC Augsburg: Hitz – Verhaegh, Callsen-Bracker, Klavan, Ostrzolek - Vogt, Baier - Hahn, Altintop (71. Hong), Werner (90. de Jong)–Mölders (63. Milik).  

Trainer: M. Weinzierl

Mainz 05: H. Müller (46. Wetklo) – Pospech, Bell, Svensson (46. N. Müller), Noveski, Diaz – Polter, Geis, Soto (56. Choupo-Moting), Park – Okazaki

Trainer: T. Tuchel

Schiedsrichter: B. Dankert

Tore: 1:0 Hahn (27. Minute), 2:0 Hahn (49. Minute), 1:2 Choupo-Moting (59. Minute).

Zuschauer: 28.007