Profis 25.08.2022 - 08:30 Uhr
Onisiwo: "War eher überrascht, dass ich es bin"
Mit seinem Führungstreffer in Augsburg hat sich der neue Topscorer von Mainz 05 in der Bundesliga in die Geschichtsbücher eingetragen
Karim Onisiwo war, wie man in Österreich zu sagen pflegt, noch "angezuckert" vom ersten Auswärtssieg in Augsburg seit 2016, als er erfuhr, dass er sich in die Geschichtsbücher des 1. FSV Mainz 05 eingetragen hat. Mit seinem Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 für den FSV beim FCA zog der Österreicher in der Rangliste der Mainzer Topscorer in der Bundesliga an Yunus Malli vorbei und ist nun alleiniger Rekordhalter. "Es ist nicht so, dass ich das im Fokus hatte oder speziell darauf hingearbeitet habe. Ich war eher überrascht, dass ich es jetzt bin", sagte Onisiwo. "Aber natürlich ist es schön, dass die Leistung so gewürdigt wird."
Eine Leistung, die er liebend gerne bereits am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm, Tickets im Online-Shop) in der MEWA ARENA weiter ausbauen würde, wenn Bayer 04 Leverkusen zum Familienspieltag zu Gast ist. "Wir sind am Anfang der Saison, es sind erst drei Spiele gespielt. Deswegen hoffe ich, dass noch ein paar Scorerpunkte dazukommen.“ Gegen die noch punktlosen Gäste aus dem Rheinland keine leichte Aufgabe, weiß der 05-Angreifer, der "eine gefährliche Ausgangslage" sieht: "Wenn man am Boden liegt, kann man nur aufstehen." Das Rezept gegen die definitiv vorhandenen Qualitäten der Gäste sei nicht nur, defensiv gut zu stehen: "Offensiv müssen wir eiskalt zuschlagen, so wie in der letzten Saison. Wir werden sie keinesfalls unterschätzen. Wir wissen, was auf uns zukommt und bringen auch die Erfahrung mit, nicht zu denken, dass wir klar besser sind, nur weil wir sieben Punkte auf dem Konto haben. Wir wissen, wo wir stehen und müssen am Samstag beweisen, dass wir besser sind als sie."
"Ich glaube, es zeichnet mich auch aus, dass ich dann nicht aufgebe"
Beim FSV beweist sich Onisiwo bereits seit 2016 als einer der dienstältesten Profis. Vom SV Mattersburg aus der ersten österreichischen Bundesliga, wo er erst ein halbes Jahr gespielt hatte, war der Schritt in die Bundesliga zunächst ein gewaltiger. "Mein erstes Spiel war gleich in Dortmund, das ist eine andere Nummer. Am Anfang war ich viel verletzt, habe mich immer wieder rankämpfen müssen", erzählt der 30-Jährige, der erst in den letzten Jahren zum Stammspieler und unverzichtbaren Akteur in der FSV-Offensive reifte.
Es ist ein Bild, das sich durch die Karriere des Österreichers zieht, der nicht den klassischen Weg durch ein Nachwuchsleistungszentrum gegangen ist. "Mit 18, 19 Jahren, in diesem Alter hat Jonny (Burkardt, Anm. d. Red.) schon Bundesliga gespielt, da war ich in der vierten österreichischen Liga. Da sind gewisse Kontraste zu sehen", so Onisiwo. "Ich glaube, es zeichnet mich auch aus, dass ich dann nicht aufgebe. Das sieht man auch von klein auf. Man wird am Ende belohnt wird, wenn man dran bleibt und weitermacht."
Mannschaftsdienlich und mit breiter Brust
25 Tore und 23 Vorlagen stehen nun in der fast ausgeglichenen Scorer-Bilanz. Ein Ausdruck seiner mannschaftsdienlichen Spielweise, die sich nicht nur in den zahlreichen Vorlagen zeigt, sondern auch in Situation wie in Augsburg, als Onisiwo den Elfmeter in der zweiten Halbzeit Aarón überließ. "Ich wollte ihn schon schießen, weil ich davor das Tor gemacht und Selbstvertrauen im Spiel gesammelt hatte. Aber Aarón hat gesagt, dass er sich ebenfalls gut fühlt. Ich bin keiner, der den anderen in so einer Situation wegstößt, dann könnte mich gar nicht wirklich darüber freuen. Wir sind eine Mannschaft, wenn sich jemand gut fühlt und es passt, soll er schießen."
Dennoch würde der 05-Angreifer seine Torquote gerne ausbauen und den Spitzenwert von sieben Treffern aus der Saison 2018/19 übertreffen. Die Tore an den ersten Spieltagen geben ihm den dafür nötigen Schub. "Ich arbeite immer nach dem Training an meinen Abschlüssen, das üben wir mit allen Offensivleuten. Aber wenn du im ersten Spiel direkt zwei Tore machst, hast du eine breitere Brust, als wenn man länger braucht, um zu treffen. Diesen Lauf habe ich mir geebnet, jetzt muss ich dranbleiben, einen klaren Kopf bewahren und weiterhin Scorerpunkte sammeln für die Mannschaft."
Der gute Saisonstart ("seit ich dabei bin, kann ich mich an keinen besseren erinnern") ist für den Österreicher vor allem Ansporn. Für sich persönlich, vor allem aber für die Mannschaft, die er auf einem guten Weg sieht. "Als ich 2016 kam haben wir Europa League gespielt und hatten eine super Truppe mit toller Atmosphäre. Das spüre ich wieder, in dieser Saison ist es sogar nochmal besser, weil sehr viele geblieben, dafür nur wenige gegangen sind. Die Neuen haben uns verstärkt, wir sind offensiv stärker geworden. Wir haben das gebraucht, jetzt können wir in den letzten Minuten nochmal nachlegen, wie in Augsburg. Dadurch kannst du am Ende den ein oder anderen Punkt mehr holen." Gerne auch dank zahlreicher weiterer Tore und Vorlagen von Karim Onisiwo.