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Profis 01.11.2016 - 17:57 Uhr

Onisiwo: "Wunderschönste Tag im Leben"

Karim Onsiwio im Interview zu den mehr als außergewöhnlichen Umständen der Geburt seines Sohnes Leroy-Zayn

Gegen Anderlecht möchte Karim Onisiwo, wie hier im Hinspiel, bestenfalls wieder im 05-Trikot auf dem Platz stehen. © rscp

Aus der Startelf direkt in den Kreissaal: 05-Profi Karim Onisiwo dürfte die Partie des FSV gegen den FC Ingolstadt am vergangenen Wochenende wohl auf ewig in bester Erinnerung behalten. Und das nicht in erster Linie wegen des zweiten Heimsieges (2:0) der Saison, sondern vielmehr wegen der Geburt seines ersten Sohnes Leroy-Zayn, der noch während des Spiels das Licht der Welt erblickte. Am Dienstag ist der Mittelfeldspieler wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und hat sich zuvor Zeit genommen, um mit mainz05.de über die außergewöhnlichen Begleitumstände der Geburt zu sprechen.

Karim, Herzlichen Glückwunsch erst einmal! Würdest du uns an dieser Stelle bitte einmal den Zeitablauf am Wochenende schildern? Immerhin hast du dich auf der einen Seite auf ein wichtiges Fußballspiel vorbereitet und hattest auf der anderen Seite die bevorstehende Geburt im Hinterkopf.

Onisiwo: Vielen Dank! Es war alles sehr aufregend, keine Frage. Meine Freundin ist am Donnerstag bereits ins Krankenhaus gekommen. Da war ich natürlich mit dabei, aber wir haben uns zunächst entschlossen, dass ich am Freitag zur Mannschaft zurückkehre, da es ziemlich ruhig war und es bei ihr nur leichte Wehen gab. Der Trainer war aber darüber informiert, dass es in den kommenden 48 Stunden soweit sein könnte. Er hat sofort Verständnis gezeigt und gesagt, dass ich jederzeit weg kann, egal zu welchem Zeitpunkt. Da die Mutter meiner Freundin bei ihr war, habe ich von Freitag auf Samstag auch mit dem Team im Hotel übernachtet. Wir waren aber permanent in Verbindung.

Wie lief es dann am Spieltag ab?

Onisiwo: Am Samstagvormittag wurden die Wehen immer stärker. Dennoch habe ich mich darauf vorbereitet, um 14 Uhr in den Mannschaftsbus zu steigen, um zum Stadion zu fahren. Um 13:48 Uhr erfuhr ich dann, dass meine Freundin auf dem Weg in den Kreissaal ist und es ernst wird. Trotzdem wollte ich zunächst weiterhin spielen, bis um 13:52 Uhr ein weiterer Anruf kam. Es sei 'fünf vor Zwölf' hieß es da und die Geburt stünde in den nächsten zwei Stunden bevor. Von da an war klar, dass ich die Geburt verpasse, sollte ich spielen. Somit war ich kurz vor der geplanten Abfahrt so richtig aufgewühlt. Ich hatte mir ursprünglich natürlich gewünscht zu spielen und danach zur Geburt zu fahren. Nach einem Telefonat mit meiner Oma – ich wusste einfach nicht, an wen ich mich wenden sollte - stand mein Entschluss aber fest, worin mich dann auch sowohl Trainer und Co-Trainer noch einmal bestärkt haben. Trotzdem wollte ich nicht das Gefühl haben, für Unruhe zu sorgen oder das Team im Stich zu lassen, weil ich auch für die Startelf vorgesehen war. Alle haben mir dann aber von Herzen viel Glück gewünscht und mich gefragt, weshalb ich noch hier rumstehen würde. Ich konnte also zum Glück mit einem guten Gefühl gehen.

Kamst du rechtzeitig im Krankenhaus an?

Onisiwo: Ich war innerhalb von rund sieben Minuten im Kreissaal und meine Freundin sah ziemlich bereit aus. Das Kind ist dann um genau 16:16 Uhr zur Welt gekommen. Es war aus emotionaler Sicht alles sehr intensiv, weil ich letztendlich auch an das Spiel gedacht habe. In der einen Hand hatte ich das Handy, um den Spielstand zu verfolgen und die andere Hand war bei meiner Freundin. Sie hat das glücklicherweise verstanden und sich nach der Geburt selbst sehr schnell nach dem Spielstand beziehungsweise dem Endergebnis erkundigt.

Drei Tage sind nun vergangen. Mit welchen Gefühlen blickst du auf den Samstag zurück?

Onisiwo: Es war definitiv der wunderschönste Tag in meinem Leben mit der Geburt und dem Sieg gegen Ingolstadt, der sozusagen die Schlagsahne auf die Torte bedeutet hat. Das muss man selber miterlebt haben. Besonders schön war es zu erfahren, dass im Stadion auch viele Fans mitgefiebert und mitbekommen haben, wie das abgelaufen ist. Insbesondere von Seiten des Trainerteams und der Mannschaft war das einfach ein tolles und nicht selbstverständliches Zeichen. Für diese Form von Verständnis 1,5 Stunden vor einem so wichtigen Bundesliga-Spiel bin ich sehr dankbar. Bis gestern haben meine Familie und ich die Zeit noch gemeinsam im Krankenhaus in einem Familienzimmer verbracht, sind inzwischen aber alle zusammen zuhause und überglücklich.