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Vorberichte 02.11.2016 - 09:46 Uhr

Weiler: "Sind noch kein Spitzenklub"

Der RSC Anderlecht kämpft neben einer sportlichen Krise auch mit der hohen Erwartungshaltung des Umfelds

Vor knapp zwei Wochen reiste der RSC Anderlecht noch als frischgebackener Tabellenführer der Jupiler League zur Partie des dritten Spieltags der Europa-League-Gruppenphase (1:1) in die OPEL ARENA zum 1. FSV Mainz 05. Seither jedoch hat der Wind sich gedreht beim belgischen Rekordmeister. Denn zwei Niederlagen aus drei Liga-Partien später steht der RSC zwar immer noch auf Rang zwei des heimischen Klassements. Dennoch weht vor dem Rückspiel gegen die Mainzer am Donnerstagabend (Anpfiff 19:00 Uhr) ein Hauch von Krisenstimmung rund um das Constant Vanden Stock Stadium in der Brüsseler Gemeinde Anderlecht. Drei Tage nach dem Auftritt am Rhein setzte es beim FC Brügge eine 1:2-Niederlage, während zur Halbzeit der englischen Woche zwar ein 2:0-Heimerfolg gegen den KV Mechelen gelang, dem am vergangenen Wochenende dann allerdings die dritte Saisonniederlage gegen Waasland-Beveren folgte (1:2). Grund genug für Trainer René Weiler im Anschluss zum einen die Spielweise seines Teams, zum anderen aber auch die Erwartungshaltung des Umfelds zu kritisieren.

"Wenn mal so spielt, dann kann man nicht gewinnen. Es lag sicher nicht an der Erschöpfung", so der Schweizer, der im Sommer vom 1. FC Nürnberg ins Nachbarland wechselte. Vielmehr sei die Basis des Fußballs von seinen Spielern nicht respektiert worden. "Zweikämpfe gewinnen und um den zweiten Ball kämpfen. Wenn das nicht klappt, dann kann man nicht mehr viel erklären", zeigte sich Weiler enttäuscht. Während also die sportlichen Darbietungen in den vergangenen Wochen zu wünschen übrig ließen, ging Weiler auch auf den herrschenden Druck ein, der ihn jedoch keinesfalls überrasche. "Mir gefällt nicht, wie man hier über Anderlecht redet“, ging der Trainer auf das zweite Problem ein. Der RSC sei zweifelsohne ein großer Verein mit einer reichen Geschichte und einer großen Tradition - immerhin konnte der "Royal Sporting Club" in der Vergangenheit bereits 33 nationale Titel sowie drei Europapokalsiege feiern. "Auf Basis davon wird erwartet, dass wir immer dominant spielen und einen tollen Fußball zeigen. Aber ich sage euch: die Tradition und die Geschichte erzielen keine Treffer." So fordert der Trainer von Seiten des Umfelds, seiner Mannschaft Zeit einzuräumen, um etwas aufbauen zu können. Denn seiner Ansicht nach laste aktuell zu viel Druck auf den Schultern der Profis.

Hoffnungsträger Teodorczyk 

Willkommene Abwechslung dürfte sowohl für den Trainer als auch für die Mannschaft des RSC daher der europäische Wettbewerb und das zweite Aufeinandertreffen mit den 05ern bieten. Immerhin ist Anderlecht in diesem Wettbewerb genau wie die 05er bislang ungeschlagen und hat ebenso wie der FSV und AS St. Étienne (alle drei Teams weisen fünf Punkte auf) gute Aussichten, in der Europa League überwintern zu können. Als Faustpfand dürfte auch am Donnerstag wieder Top-Torjäger Lukasz Teodorczyk dienen, der im bisherigen Saisonverlauf eine der wenigen Konstanten darstellt. Neun Treffern bei zwölf Einsätzen in der Jupiler League stehen zwei Tore in drei Einsätzen auf europäischer Bühne gegenüber. Der 25-jährige Sturmpartner von Robert Lewandowski in der polnischen Nationalmannschaft ist somit der absolute Fixpunkt in der Offensive der Belgier.

Unabhängig von den Widrigkeiten - zu der hohen Erwartungshaltung kommen aktuell die vielen neuen aber auch verletzten Spieler hinzu – gilt es für Weiler und sein Team, den Umständen zu trotzen und der Favoritenstellung in der Gruppe C gerecht zu werden. Schließlich ist der Trainer das Engagement ambitioniert angegangen. "Auch ich möchte hier Geschichte schreiben und momentan versuche ich mein Bestes mit den Spielern, die ich zur Verfügung habe", so Weiler, der darauf hofft, dass ihm die notwendige Zeit zur Entwicklungsarbeit zugestanden wird. Gleichzeitig ist jedoch auch er sich darüber im Klaren, dass der RSC liefern muss. "Wir sind noch kein Spitzenklub, denn wir befinden uns im Neuaufbau. Dafür benötigt man Zeit. So viel Zeit, wie manche denken mögen, haben wir aber auch nicht", deutet Weiler selbst an, dass durch einen erfolgreichen Auftritt gegen die 05er im ganzen Verein ein Stück weit Ruhe einkehren könnte.