Profis 09.04.2018 - 09:00 Uhr
Pfosten, Latte oder Horn
05ern fehlte beim 1:1 in Köln nur das Siegtor – Schröder: "Mentalität zeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind"
Am Ende fehlte nur der Lohn: Der späte Treffer, der noch in der 97. Minute diese Partie zugunsten des 1. FSV Mainz 05 hätte entscheiden können. Robin Quaison vergab die letzte der zahlreichen hochkarätigen Chancen, so dass sich die Mannschaft von Sandro Schwarz mit dem 1:1 vor 50.000 Zuschauern beim 1. FC Köln begnügen musste. Das zweite Unentschieden in Folge in dieser selbst aufgerufenen Endrunde im Abstiegskampf. "Unser Ziel war, drei Punkte zu holen. Jetzt haben wir einen mitgenommen. Der hilft uns", sagte der 05-Trainer nach dem hart umkämpften Duell im Hexenkessel von Köln-Müngersdorf. "Wie wir aufgetreten sind im Auswärtsspiel, ist das Wichtigste überhaupt. Wir wollten mit Leistung und Mentalität vorneweg marschieren. Das haben wir gemacht."
Den 05ern ist es gelungen, in diesem emotional aufgeladenen Duell, das die Kölner im Vorfeld als Endspiel ausgerufen hatten, dem Druck standzuhalten, den Gegner, der seine letzte Chance witterte, auf Distanz zu halten und dabei trotz des frühen Rückstands eine Leistung auf den Platz zu bringen, die einen Sieg verdient gehabt hätte. Die Qualität der zahlreichen 05-Möglichkeiten war insgesamt deutlich höher als die der Kölner Gelegenheiten, die der starke René Adler abwehrte, gewesen. "In diesem Spiel war alles drin. Es ist ein verdienter Punkt. Wir hatten die Mentalität, bis zum Schluss auf Sieg zu spielen. Das zeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind", so Sportvorstand Rouven Schröder.
Kopfballtreffer von Pablo De Blasis
Pablo De Blasis erzielte in der 50. Minute mit einem platzierten Kopfball nach der präzisen Flanke von Giulio Donati, der in der Schlussphase mit der Gelb-Roten Karte vom Platz musste, das Tor zum 1:1. Der kleine Argentinier hätte der Größte überhaupt werden können, wenn er die dickste Torchance des gesamten Spiels nicht bereits im Ansatz vereitelt hätte. Als die 05er in der Nachspielzeit einen Kölner Angriff abfingen, musste De Blasis im Konter gegen die nicht mehr vorhandene FC-Abwehr nur den Ball auf Anthony Ujah rüber legen, und der eingewechselte Mittelstürmer wäre von der Mittellinie aus alleine Richtung Tor und Sieg unterwegs gewesen. Der Pass kam nicht an. Und auch die übrigen Großchancen führten nicht zum Erfolg. Levin Öztunali hatte bereits nach fünf Minuten die Führung auf dem Fuß, scheiterte aber ebenso wie in der 86. Minute an Timo Horn im Kölner Tor. Danny Latza traf nur die Latte, Quaison nach Latza-Pass nur den linken Pfosten. Und der Schwede scheiterte dann auch in der siebten Minute der Nachspielzeit nach starker Vorarbeit von Karim Onisiwo an Horn.
Die Mainzer zeigten in der zweiten Halbzeit eine gute Reaktion auf die Umstände in diesem Spiel und nach dem überraschenden 0:1. Jonas Hector erzielte mit der ersten Kölner Aktion überhaupt die Führung per Kopf nach einer Flanke. Dass der Nationalspieler überhaupt dort auftauchen konnte, hätten die 05er wissen müssen. "Wir hatten Spielszenen auf Video, in denen Hector durchläuft und in der Box drin ist, und wir hatten eine klare Zuteilung in der Strafraumverteidigung", sagte Schwarz. "Es war ein klassisches Beispiel dafür, dass man den Raum verteidigt, ohne am Mann dran zu sein."
Holtmann und Brosinski verletzt
Das Team brauchte eine Weile, um die Kontrolle im Spiel zurückzugewinnen. „Wir haben in der Pause gesagt, dass wir die Dinge in der zweiten Hälfte fußballerisch lösen müssen, wenn wir die Räume bekommen", sagte der 05-Trainer. So, wie beim schön herausgespielten Abschluss mit guten Laufwegen und den weiteren Kontern. Schwarz war am Ende zufrieden mit der Art und Weise, wie seine Mannschaft aufgetreten war, mit der Leistung und der Mentalität in einem derart schwierigen Druckspiel. "Ich bin auch sehr zufrieden, wie wir mit der personellen Situation und den Ausfällen umgegangen sind. Gerrit Holtmann hat sich beim Warmmachen verletzt und ist als Option rausgeflogen. Daniel Brosinski musste verletzt raus und trotzdem hätten wir hinten raus den Sack zumachen können. Die Spiele gegen Gladbach und nun in Köln müssen die Basis sein für die weiteren Wochen."
Dass die 05-Profis erstmals seit langer Zeit in zwei aufeinanderfolgenden Begegnungen Leistungen anboten, die zum Sieg hätten reichen können und erstmals eine gewisse Konstanz erkennen ließen, deutet darauf hin, dass in dieser entscheidenden Saisonphase gerade wieder etwas entsteht innerhalb des Teams. "Das ist unser Anspruch, zu zeigen, dass du nicht auseinanderfällst, sondern eine fußballerische Reaktion zeigst. Wir haben in unserer Endrunde insgesamt die Sinne geschärft, den Eigenantrieb in der Gruppe. Auch dieses Spiel", so Schwarz, "hat gezeigt, wenn wir laufen, wenn wir giftig sind, wenn wir kämpfen und diszipliniert arbeiten, wenn wir eine gute Passquote haben, dann geht was."