Profis 01.12.2018 - 17:00 Uhr
"Phasen, in denen wir solche Spiele verloren hätten"
Jean-Philippe Mateta und Robin Zentner sichern den 05ern zweiten Auswärtserfolg hintereinander - "Müssen uns nicht dafür entschuldigen"
Eine Woche ist es her, da war der Frust groß beim 1. FSV Mainz 05, weil die Mannschaft von Sandro Schwarz zwar zum wiederholten Male eine sehr gute Leistung abgeliefert, der Gegner, in diesem Fall Borussia Dortmund, aber die Punkte mitgenommen hatte. Zum Auftakt dieses 13. Spieltages der Bundesliga drehten die 05er nun den Spieß um und feierten nach einer eher durchwachsenen Vorstellung einen 1:0-Erfolg bei Fortuna Düsseldorf. "Ein definitiv glücklicher Sieg", wie der Trainer nachher eingestand. Rouven Schröder fügte aber hinzu: "In den letzten Wochen haben wir viel Lob bekommen. Jetzt haben wir ein Spiel erwischt, in dem wir es nicht so gut gemacht haben, aber unter dem Strich steht dieser Sieg. Dabei können wir es auch einmal belassen. Wir werden es kritisch aufarbeiten, aber wir haben drei Punkte geholt."
18 Zähler, ein guter Mittelfeldplatz, den zweiten Auswärtsdreier in Folge eingefahren und nun ein Heimspiel gegen Hannover 96 vor der Brust. Das sind die Fakten. "Zwei Auswärtssiege hintereinander, keine Ahnung wie lange das her ist", rätselte Schwarz. Es war in der Saison 2016/17, als die 05er am dritten und vierten Spieltag jeweils auswärts ran mussten, 3:1 in Augsburg, eine Woche später 2:1 in Bremen gewannen.
Funkel: "Noch nie so geärgert"
Vor zwei Jahren war es Pablo De Blasis, der mit dem Siegtreffer in Bremen für ein solch eher seltenes Mainzer Erfolgserlebnis sorgte. In Düsseldorf war es Jean-Philippe Mateta, der den entscheidenden Treffer setzte. Ein Tor, das aus einem der wenigen wirklich zielstrebigen, klaren und schnellen Angriffen der 05er resultierte. Stefan Bell fand im Spielaufbau mit exaktem Zuspiel Robin Quaison, der den Mittelstürmer mit einem scharfen Tiefenpass bediente, Mateta zog im Strafraum noch auf, ließ Fortuna-Verteidiger Robin Bormuth ins Leere laufen, schoss flach in die Tormitte und profitierte davon, dass Keeper Michael Rensing am Ball vorbeigriff.
Dass die drei Punkte am Ende Bestand hatten, lag dann in erster Linie am überragenden Robin Zentner, der in der Schlussphase, als der Aufsteiger mit Wucht und Wut vehement auf den Ausgleich drängte, mit mehreren starken Aktionen seinen Kasten sauber und den Sieg festhielt. Und der damit Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel zur Behauptung zwang: "Ich habe mich noch nie nach einem Spiel so geärgert wie heute". Der 05-Coach sinnierte dagegen nachher darüber, dass dieses 1:0 vielleicht aber auch ein weiterer Entwicklungsschritt sei. "Ich denke, es gab Phasen, in denen wir solche Spiele verloren hätten. Wenn du keine optimale Tagesform hast und es zwischen den Strafräumen nicht gut läuft, dann brauchst du halt einen, der hinten alle Bälle hält und einen, der vorne aus wenig ein Tor macht."
Mängel aufarbeiten
Schwarz hat nun bis zur Hannover-Partie am Sonntag in acht Tagen Zeit, die diesmal gezeigten Mängel mit dem Team aufzuarbeiten: Das mangelnde Tempo im eigenen Ballbesitz in der ersten Hälfte, die fehlende Handlungsgeschwindigkeit in vielen Aktionen, die leichten Ballverluste, die fehlende Schärfe im Passspiel, die zu selten konstruktiven Angriffsaktionen. "Die Spieler sind mit dem Gefühl und der Erwartungshaltung ins Spiel gegangen wie in Freiburg, wollten dominant sein, guten Fußball spielen. Dann hat jeder einzelne gespürt, es flutscht nicht richtig. Und wenn du die Basics nicht abrufst, wird es immer schwer. Dann kannst du mit jeder Grundordnung dieser Welt spielen." Sein Team habe Glück gehabt, nicht in Rückstand zu geraten, nach dem Mateta-Treffer allerdings auch noch den einen oder anderen Ansatz gehabt, um auf 2:0 zu erhöhen. "Das darf man auch nicht außer Acht lassen", sagte der 40-Jährige. "Wir können die Dinge viel besser machen, das wissen wir. Wir haben trotzdem ein wichtiges Spiel gewonnen. Wir müssen uns nicht entschuldigen für solche Siege. Es gibt Woche für Woche genügend Beispiele dafür, dass Mannschaften so ihre Spiele gewinnen."
18 Punkte empfindet Schwarz nun als gute Basis. "Es ist auch verdient, wenn man die 13 Spiele bisher sieht. Es ist die Bestätigung unseres Entwicklungsprozesses, nun auch anhand von Punkten und der Tabelle. Das ist einfach wichtig. Du kannst jedes Mal über Entwicklung und gute Leistungen reden, guckst dir dann aber die Tabelle an und hast da keinen Fortschritt. Das wird irgendwann auch langweilig." Der Trend zu Beginn der Adventszeit, er stimmt beim FSV. Das honorierten nach dem Abfiff in Düsseldorf auch die knapp 2000 mitgereisten Anhänger mit dem Anstimmen der Humba.