Spielbericht 02.10.2020 - 00:00 Uhr
05ER erleben rabenschwarzen Freitag in Berlin
Das hatten sich alle Rheinhessen anders vorgestellt: Nach turbulenten Tagen rund um den Bruchweg und dem Trainerwechsel zu Wochenbeginn wollten die Mainzer am Freitagabend bei Union Berlin die ersten Zähler der noch jungen Saison einfahren, mussten nach 90 Minuten aber eine deftige und gleichfalls verdiente 0:4 (0:1)-Niederlage in Köpenick einstecken. Während die 05ER sich über die gesamte Spielzeit kaum Torchancen erspielen konnten, machten sie es den Gastgebern in den spielentscheidenden Szenen ihrerseits viel zu einfach. Max Kruse, Marcus Ingvartsen, Marvin Friedrich und Joel Pohjanpalo bedankten sich und machten den ersten Saisonsieg des letztjährigen Aufsteigers perfekt.
Der neue 05-Cheftrainer Jan-Moritz Lichte hatte drei Veränderungen in der Startformation vorgenommen gegenüber der Niederlage gegen Stuttgart. Phillipp Mwene übernahm die nach dem Wechsel von Ridle Baku nach Wolfsburg vakant gewordene Rechtsverteidigerposition, Alex Hack vertrat den gesperrten Moussa Niakhaté, und Kunde Malong stand anstelle von Leandro Barreiro erstmals in dieser Saison in der Startelf der 05ER. Der Kameruner rückte an die Seite von Kapitän Danny Latza auf der Doppelsechs. Beim Gegner nahmen die ehemaligen Mainzer Loris Karius und Taiwo Awoniyi zunächst auf der Bank Platz, Tony Ujah fehlte verletzt.
Rund 5.000 Zuschauer an der Alten Försterei sahen eine verhaltene Anfangsphase beider Teams, in der die Kontrahenten sichtlich darum bemüht waren, zunächst Fehler zu vermeiden und defensiv stabil zu stehen. So fiel die Führung für die Hauptsstädter in der 13. Minute aus dem Nichts mit der ersten nennenswerten Offensivaktion der Begegnung: Nach einer ansehnlichen Kombination auf dem rechten Flügel enteilte Sheraldo Becker dabei Daniel Brosinski, flankte überlegt auf Kruse, der per Kopf keine Mühe hatte, seinen ersten Treffer für Union zu markieren, wobei er Robin Zentner in seinem 50. Bundesliga-Einsatz keine Chance ließ. In die Karten spielte dieser Auftakt dem FSV nach turbulentem Saisonbeginn naturgemäß nicht gerade. Nach vorne fanden sie trotz fortwährender Versuche, das Mittelfeld mit schnellen, scharfen Pässen zu überbrücken, zunächst keine Lösungen und mussten nach einer knappen halben Stunde tief durchatmen, als erneut Becker Kruse bediente, der seinen Abschluss in diesem Fall aber zu hoch anvisierte und verzog (28.). Die 05ER ihrerseits warteten zu diesem Zeitpunkt noch auf ihren ersten Abschluss und konnten sich bei ihrem Keeper bedanken, dass es in Minute 30 nicht 0:2 aus Gäste-Sicht hieß, als Zentner stark gegen Nico Schlotterbeck parierte.
Das torgefährlichere Team in einer ansonsten weitestgehend ausgeglichenen Partie war zu diesem Zeitpunkt eindeutig Union, die Führung verdient, auch, weil die Mainzer sich weiterhin zu viele einfache Ballverluste oder ungenaue Zuspiele leisteten und das Tor des Berliners Torhüters Andreas Luthe zunächst nicht ansatzweise in Gefahr bringen konnten. Der erste Abschluss des FSV war denn auch eher zaghafter Natur, als ein Mateta-Kopfball nach Flanke von Brosinski das Gehäuse in Minute 38 deutlich verfehlte. Es fehlte schlicht an der nötigen Durchschlagskraft. Weil auch ein versuch von Kunde im Anschluss an eine Ecke das Ziel verfehlte, blieb es auch bis zum Pausenpfiff des Unparteiischen Sascha Stegemann beim knappen Rückstand.
Leichtes Spiel für Union
Unverändert kamen beide Mannschaften aus den Katakomben. Und es dauerte keine vier Minuten, da fiel der zweite Treffer für die Hausherren: Christopher Trimmel hatte auf rechts viel zu viel Raum, Ingvartsen im Zentrum ebenfalls, so dass der Däne keine Mühe hatte, die Flanke des Österreichers völlig freistehend zu verwerten (49.). Ein ganz bitter Auftakt nach Wiederbeginn, und es sollte nicht besser werden. Zwar reagierte Cheftrainer Lichte früh und brachte die beiden Eigengewächse Paul Nebel und Jonathan Burkardt, doch kaum waren die beiden auf dem Platz, da hatte Union das Resultat bereits auf 4:0 hochgeschraubt. Zunächst konnte Friedrich nach einem Trimmel-Freistoß unbedrängt aus zehn Metern einköpfen. Keine sechzig Sekunden später schlug dann auch der Sekunden zuvor eingewechselte Berliner Joker Pohjanpalo zu, nachdem die 05ER Union nach einem Ballverlust auf der rechten Abwehrseite zum schnellen Umschaltspiel eingeladen hatten (64.).
Von den Mainzern war im zweiten Durchgang erneut wenig zu sehen im Spiel nach vorne. Den ersten Abschluss gab Brosinski in der 73. Minute ab - drüber. Erwähnenswert aus 05-Sicht war anschließend noch das Pflichtspiel-Debüt des im Sommer aus Paderborn verpflichteten Luca Kilian. Union verwaltete das Ergebnis nun, hätte aber durch Pohjanpalo noch den fünften Treffer nachlegen können, den Zentner aber verhindern konnte (81.). Es sollte die letzte Chance der Partie gewesen sein, der verdiente Sieger hieß Union. In der nun folgenden Länderspielpause und vor dem darauffolgenden Heimspiel-Doppelpack gegen Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach wartet nun viel Arbeit auf den FSV, der nach drei Spieltagen noch auf seinen ersten Punktgewinn warten muss.