Nachwuchs 14.07.2016 - 00:28 Uhr
Repräsentieren und weiterbilden
NLZ-Trainer leiten Fußballcamp in Air Force Academy
Professionell und doch nahbar: Der 1. FSV Mainz 05 legt in den USA einen beachtenswerten Auftritt hin. Das liegt vor allem natürlich an den Profis, die beim Training, bei den Spielen und den offiziellen Terminen ein sympathisches Bild abgeben, für alle amerikanischen und die besonders interessierten deutschstämmigen Fans zugänglich sind. Das liegt aber auch an den Maßnahmen, die um dieses Trainingslager gestrickt wurden. Besonders auffällig wird dies bei den zwei Fußballcamps, welche die Nullfünfer in Colorado für insgesamt gut 200 Kinder veranstalten.
Auf dem Gelände der Air Force Academy trainiert Stefan Hofmann, Leiter des Mainzer Nachwuchszentrums (NLZ), gemeinsam mit den Jugendtrainern Marc Heidenmann und Benjamin Canbolat sowie Uwe Brinkmann, Chefscout im Grundlagen- und Aufbaubereich, zwei Gruppen im Alter von 8 bis 13 bzw. 12 bis 15 Jahren. Die vier Trainer bewegen sich von 10 Uhr morgens bis in den frühen Nachmittag hinein in der gleißenden Sonne Colorados.
Auf dem Gelände der Air Force Academy betreuen sie etwa 80 Kinder. So genau definieren lässt sich diese Gruppe nicht„ da es am Dienstag und Mittwoch Zuwachs aus dem Bundesstaat New Mexico bzw. Mexico selbst gab, und die Mainzer Coaches ihre Trainingsinhalte immer wieder spontan für die Gruppengröße und die Bedürfnisse der Kinder neu justierten. Routine kommt dabei also nicht auf, die vier Trainer sind mit großem Elan bei der Sache. „Es macht uns großen Spaß, weil auch die Kinder mit großer Begeisterung mitziehen. Aber es ist natürlich auch anstrengend, täglich mehrere Stunden bei der Hitze auf dem Trainingsplatz zu arbeiten“, sagt Stefan Hofmann.
Neue Erfahrung für die Trainer
Die Kinder des Camps auf dem Gelände der Air Force Academy sind allgegenwärtig, da sie meist parallel und in Sichtweite der Profis trainieren und gerne mal zu deren Einheiten herüberschauen. Zum Dunstkreis der Trainingsgruppe gehören stets einige Eltern, die während des Trainings ihrer Kinder auf Campingstühlen oder unter Sonnenschirmen ausharren, ein Kofferraum-Verkauf von 05-Merchandising-Artikeln sowie ein Promotion-Team eines Herstellers von einer Art gefrorener Smoothie – eine willkommene Abkühlung bei durchweg mehr als 30 Grad Celsius.
Für die qualifizierten Trainer des Nachwuchsleistungszentrums ist diese Erfahrung komplett neu. Denn Fußballcamps des 1. FSV Mainz 05 fallen eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der 05er Fußballschule, die unter den Fittichen von Christof Babatz im Jahr dutzende Camps im In- und Ausland betreut. Auch in Colorado ist die 05er Fußballschule mit vier Trainern am Start, neben Babatz sind dies die Ex-Profis Fabrizio Hayer, Thomas Zampach und Daniel Gunkel, allerdings im Skiort Vail, drei Autostunden von Colorado Springs entfernt.
„Diese Fußballcamps sind eine gute Maßnahme des Vereins zur Stärkung der Marke Mainz 05. Sie sind bei den Kindern sehr beliebt und funktionieren als Visitenkarte des Vereins und der Bundesliga praktisch überall“, sagt Stefan Hofmann. „Von unserem Nachwuchsleistungszentrum sind sie allerdings normalerweise abgekoppelt. Wir sind hier als Trainer eingesprungen, weil die Fußballschule zwei parallele Camps im Ausland nicht hätte stemmen können.“
Die Offenheit beeindruckt
Die vier Coaches des Mainzer NLZ bremst das aber nicht in ihrem Eifer. Sie loben, unterbrechen, korrigieren und arbeiten sehr detailliert mit den Jungen und Mädchen. „Uns ist aufgefallen, dass die amerikanischen Kinder in den in Individualtechniken und physisch sehr gut ausgebildet sind, dass ihnen aber oft Spielverständnis und taktische Elemente fehlen. Wir haben unsere Trainingsschwerpunkte daher in diese Richtung verstärkt“, erläutert Hofmann.
Sobald die Trainingseinheiten des Camps beendet sind, schließen sich die Trainer des NLZ den Abläufen der Profis an. „Für uns ist dieses Camp insgesamt eine tolle Erfahrung. Einerseits, weil wir Mainz 05 repräsentieren können. Das allein ist schon eine Ehre für uns, zumal uns die Offenheit und Lockerheit der Menschen hier beeindrucken“, sagt Hofmann. „Auf der anderen Seite ist es ein super Erlebnis für uns, das Trainingslager der Profis so hautnah mitzuerleben, zu sehen, wie Martin Schmidt, den wir aus den Jahren im NLZ sehr gut kennen, nun sein Training bei den Profis aufzieht. Das sind wichtige Impulse, die ich als Leiter für die Arbeit und Ausrichtung des NLZ weitertragen kann, und für uns Jugendtrainer ist es eine Art Weiterbildung.“
Ob bei der gemeinsamen Präsentation vor den Elite-Trainern Colorados oder durch die Teilnahme der vier Jugendtrainer bei einer Teamsitzung der Profis – die enge Verzahnung von Profiabteilung und Nachwuchs könnte nicht symbolträchtiger ausfallen. Hier ziehen wirklich alle an einem Strang. Und so verfällt Stefan Hofmann nur in einem Punkt in etwas Wehmut, als er seinen Blick über die weitläufige Anlage der Air Force Academy mit alleine zwölf Fußball-Großfeldern auf einer geschlossenen Rasenfläche schweifen lässt. „Ich nehme auch als Eindruck mit nach Hause, dass ich gerne in Mainz solche Rasenflächen zum Trainieren hätte. Nur ein Viertel hiervon wäre ein Traum“, sinnierte der NLZ-Leiter. Auch in diesem Gedanken dürfte er mit Martin Schmidt auf einer Wellenlänge liegen …